Record Release Party »… als ich mir nicht anders zu helfen wusste.«

2014-07-27_-_plakat_release_00b
Moin Leute,
es gibt wundervolle Neuigkeiten. Diesen Monat ist es nun soweit: ich werde meine erste CD »… als ich mir nicht anders zu helfen wusste.« herausbringen. Das soll am 27.07. in der Wagenburg LohMühle gefeiert werden. Geplant ist ein Sonntagnachmittagprogramm ab 15:00 Uhr mit leckerer, veganer KüfA (Küche für Alle) von VeganExplosion und vielen tollen Künstler*Innen, die mir bei der Verwirklichung der CD geholfen haben. Namentlich sind das dann der Wundabunte Straszenpunk, Franzi Graube, Anderersaits, Sahara B., Hisztory, Wanda Thot, Tobias Thiele, Geigerzähler und Lari und die Pausenmusik.

Ich hoffe ihr kommt zahlreich und bringt viel gute Laune mit.
Freue mich schon.
der Tintenwolf

Das Ei

Fünfzig Millionen Kinder1,
keines 24 Stunden alt,
wandern für euch Schinder
in den Tod und mir wird kalt.

An ’ner Ramp‘ nach Nutzen selektiert,
ins Gas geht, wer nicht gebraucht,
ohn‘ Mitleid zum Objekte degradiert,
was dunkel aus dem Schornstein raucht.

Und wenn ihr dann versucht zu glauben,
all dies sei lange her,
dann öffnet nur einmal eure Augen;
sich selbst zu hinterfragen ist nicht schwer.

Männliche Hühnerbabies sterben
nur für euer Frühstücksei.
Euer Konsum ist ihr Verderben
und reißt mir das Herz entzwei.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 02.05.2014)

 

1Pro Jahr alleine in Deutschland

Unter einem Baume

Unter einem Baume
saßen sie im grünen Gras;
um sie herum das Leben,
hatten sie am Lernen Spaß.

Ein Mensch, welcher sie lehrte
ganz ohn‘ Gewalt und Macht,
bei ihnen saß und debattierte,
gab respektvoll auf sie Acht.

Nicht Wissen um des Wissens Will’n,
sondern Versteh’n und Reflexion
war’s, worum es ihnen ging,
denn Schranken sprechen freiem Geiste Hohn.

So war’s in ihrer Schule,
wo all‘ einander gleichgestellt,
so wird’s in Schulen seien,
wenn der Verwertung Fessel endlich fällt.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 25.04.2014,
ein Gedicht der Regenbogentinte- und der Wildvogel-Reihe)

GeSa-/Knastgedicht

Eine Wand ganz fahl und kalt,
begrenzt mir meine Welt;
diese Enge heim mir zahlt,
dass euch mein Seien nicht gefällt.

Konnt‘ ich doch niemals widersteh’n,
euch meine Meinung zu verkünden,
kann nicht einfach mitanseh’n,
wie sie fordern, wieder Menschen anzuzünden.

Dafür bekam den Knüppel ich zu spür’n,
wurd‘ verschleppt und eingesperrt;
wer von euch sich nicht lässt führ’n,
dem wird jedes Recht verwehrt.

Eine Wand ganz fahl und kalt,
begrenzt mir meine Welt;
diese Enge heim mir zahlt,
dass euch mein Seien nicht gefällt.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 12.04.2014)

Kalte Angst

Kurz hielt ich dich am Arm,
du klammertest dich fest.
Doch Cops kennen kein Erbarm‘,
gaben mit Schlägen dir den Rest.

An einen finst’ren Ort,
der durchdrungen ist von Schmerz,
zerrten sie dich fort;
deine Angst drang mir ins Herz.

‚Wirst in Gefangenschaft verbracht,
eingeschüchtert und befragt.
Sie haben die Macht
und du den Widerspruch gewagt.

Sei, wie mensch es dir befohl,
sonst droht dir ihr Gericht.
Knäste gibt’s hier wohl
nur Freiheit seh‘ ich nicht.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 11.04.2014)

Wegelagerei

Am letzten Wochenende war das Treffen der Rotzfrechen AsphaltKultur mit Galaabend im Peter-Weiß-Haus in Rostock. Es war ein buntes Event mit aufheiternden aber auch mit nachdenklich stimmenden Acts und es hat Spaß gemacht, all die Gesichter befreundeter Künstler_Innen wiederzusehen, großartige Menschen um sich zu haben und mit ihnen politisch zu debattieren und zu handeln. Nun sind wir in der RAK als anarchistische Straßenkünstler_Innen ja ein Teil jener Gegenkultur, die im Sinne hegemonialen (& »mitteextremistischen«) Extremismusgeschwaffels durchaus kriminalisiert wird. Das liegt daran, dass wir in unserer Kunst Bewegungsfreiheit für alle Menschen fordern, imperialistische Kriegstreibereien, das Morden durch die Repressionsorgane und Privateigentum von Grund und Boden sowie von Bedarfsgütern und Produktionsmitteln ablehnen, sozusagen eine Überwindung einer lebensfeindlichen Gesellschaftsordnung erträumen. Geld für diese Kunst bekommen wir von Passant_Innen auf der Straße freiwillig und nach eigenem Ermessen. Mit dieser Form des künstlerischen Gelderwerbs »verschandeln« wir das Straßenbild in den Einkaufszonen der Städte, was immer wieder mit Repression bestraft wird. Dies ist eine der zentralen Erfahrung, die uns in der RAK eint und uns zu einer Organisierung bewegt, welche zum Beispiel im Galaabend ihr Blüten treibt.

All dies sei aber nur als kurze Einleitung erwähnt, um zu erklären warum ich mich an diesem Wochenende in Rostock aufhielt. Der Grund sozusagen, wieso ich in einen Hinterhalt geriet, wie er an einem abgelegenen Waldweg im tiefsten Mittelalter durch Räuber oder Raubritter hätte geschehen sein können. Die Raubritter waren in diesem speziellen Fall die »Warnowquerung GmbH & Co. KG«, die im Gegensatz zu linken Träumer_Innen in unserem derzeitigen Herrschaftssystem auch noch völlig legal handelten. Zusammen mit vier Freund_Innen, verließ ich Rostock am Sonntagnachmittag mit einem prall gefüllten Auto Richtung Berlin. Schon auf der Stadtautobahn, ging es noch durch einen Tunnel und dann tauchte direkt vor uns und völlig unvermittelt eine Mautstation auf. In unseren Köpfen taten sich Fragezeichen auf… Seit wann gibt es auf deutschen Autobahnen Maut für PKWs? Welchen alternativen Weg wollten wir wählen? Und wo könnten wir wenden? Nun zumindest die letzte Frage würde sich beantworten lassen; dachte ich. Also erst mal ans Kassenhäuschen ran gefahren, Scheibe runter und nachgefragt: »Guten Tag. Wo kann ich denn hier wenden, um eine alternative Route zu wählen?« In kältestem Beamtendeutsch wurde mir klargemacht, dass ich diesem Überfall nicht mehr entrinnen konnte. Die Mautstelle war absichtlich im Reusenprinzip hinter dem Tunnel aufgestellt, sodass mensch nur noch als Geisterfahrer durch den Tunnel würde entgehen können. Der Hinweis auf die Maut vor dem Tunnel war absichtlich so gehalten worden, dass Menschen, die damit beschäftigt waren, sich zurecht zu finden, gute Chance hatten ihn zu übersehen. Zudem ist es schwierig entsprechende Schilder bei der bisher ersten privaten und damit Mautpflichtigen Strecke in Deutschland richtig einzuordnen.

Warnowquerung GmbH & Co. KG

Das sich das Kassenpersonal nicht würde erweichen lassen und nicht in der Bereitschaft war eigenes Handeln zu hinterfragen wurde recht schnell klar. Wir mussten in den sauren Apfel beißen und gegen unseren Willen die festgelegten 3 Euro und 60 Cent für eine gerademal 760 Meter lange Strecke zahlen. In uns blieb Wut über die Machtlosigkeit gegenüber diesem dreisten Raubakt, auch wenn dies natürlich keinen großen Einschnitt für uns darstellte und wir uns bewusst waren, dass das herrschende Wirtschaftssystem noch weit grausigere Verbrechen bereithält und es uns bei weitem nicht so schlecht geht, wie anderen Menschen. Als illegitim empfanden wir das Geschehene trotzdem und in mir machte sich ein Grübeln breit. Und zwar über das Verhalten des Personals an der Mautstation. Eine Gesellschaftsordnung besteht nur durch die Gesamtheit der Menschen, die in ihr zusammenleben. Sie wird nicht alleine durch Herrschaft und Repression zusammengehalten, sondern vor allem durch das Hinnehmen und Nichthinterfragen, welchem sich die große Masse der Menschen hingibt. Es fällt mir leicht, mich in meiner privilegierten Situation als Studi zu hinterfragen und ich werde nicht durch Harz-IV-Sanktionen in perfide Jobs gedrängt. Das Mautpersonal mag sich durch seine prekäre wirtschaftliche Situation anders als ich nicht seit Jahren mit Fragen von Politik, alternativem Wirtschaften und sozialer Gerechtigkeit auseinandersetzen. Gut leben möchten mit Sicherheit auch sie. Und wenn sie sich tatsächlich aus ihrer Lohnsklaverei befreien möchten, kommen auch Menschen in prekären Situationen nicht umhin, ihr Wirken in der Gesellschaftsordnung zu hinterfragen. Und hier sind wir wohl noch sehr weit von einer revolutionären Situation entfernt.

Das war jetzt keine wirkliche Analyse, sondern nur ein paar Gedanken, über das, was mir gestern Nachmittag die Stimmung irgendwie verhagelt hat. Nach dem ich die Tage zuvor in solidarischem und lebensbejahendem Miteinander und damit in durchaus legitimen Utopien verbracht hatte, war ich wieder in der Profitlogik eines kalten und illegitimen Systems angekommen.

Unterstützung

Moin Moin,
am 27.07. wird es endlich soweit sein. Ich plane meine Record Release Party in der Wagenburg LohMühle. Das Album soll den Namen »… als ich mir nicht anders zu helfen wusste.« tragen und wird Aufnahmen von mir mit unterschiedlichsten Musiker_Innen enthalten. Einen Überblick über bisher vertonte Gedichte findet ihr hier.

Was noch nicht feststeht ist, wie professionell ich die CDs produzieren können werde. Am liebsten würde ich sie richtig pressen lassen. Das kostet aber einen ganzen Batzen Geld, den ich derzeit nicht alleine stämmen kann. Die Alternative wäre, sich eine Spindel mit Rohlingen zu kaufen, Booklets zu kopieren und das ganze somit echt lowlevel zu machen. Qualitativ wäre das dann natürlich längst nicht so schön.

Um das nötige Geld zusammen zu bekommen, gibt es die CDs ab jetzt im Voraus zu kaufen. Das funktioniert dann wie folgt: Wenn ihr mich unterstützen wollt, bestellt ihr schon jetzt CDs bei mir, bezahlt diese (die werden wie das Buch 5 bis 10 Euro nach eigenem Ermessen & bei Versand nochmal 1 Euro zusätzlich kosten) und ich setze euch auf eine Liste. Sobald die CDs fertig sind, sende ich sie euch dann schon vor der offiziellen Record Release zu, sodass ihr zu den Ersten gehört, die welche in den Händen halten. Das Risiko: wenn’s trotz der vorab verkauften CDs nicht für die Pressung reicht, wird’s trotzdem nur diy (dafür für euch natürlich ganz besonders liebevoll). Die Chance: wenn alles gut geht, habt ihr mir echt geholfen, haltet gegen Ende Juli ’ne schicke CD in den Händen und seit euch meiner Dankbarkeit sicher. Wenn das mal nichts ist ;)

Ich baue auf euch…
Bunte Grüße,
euer Meas Tintenwolf
ps.1: derzeit brauche ich zu meinem Ersparten noch ca. 200 Euro, um die Kosten decken zu können.
ps.2: ich freue mich auch, wenn ihr das noch weiter verbreiten mögt :)

lass niemals gleichgültig mich sein

Im folgenden eine Nachdichtung zu „Sólo le pido a Dios“ von León Gieco:

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein bei all dem Leid,
mein Mitleid nicht grau und fade sterben,
wenn es soviel gibt doch noch zu tun.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein, wenn Unrecht herrscht;
lass mich, wenn wir geschlagen, es nicht einfach dulden
und trotz ihrer Hiebe immer weitergeh’n.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein, wenn Krieg wütet,
das Leben vergeht in Greul und Elend.
Die Unschuld stirbt auf Schlachtfeldern zuerst.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein, wenn Lüge spricht
und wenn sie uns woll’n in Dummheit halten,
lass die Wahrheit seien mächtiger.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein vor dem, was die Zukunft bringt.
lass mich helfen, wenn es gilt hier zu versuchen,
uns ’nen schön’res Seien aufzubau’n.

Sólo le pido a Dios
que el dolor no me sea indiferente,
que la reseca muerte no me encuentre
vacío y solo sin haber hecho lo suficiente.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 04.04.2014,
als mp3 downloaden: mit Lari (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Türkis

Ein Wirbel von Türkis
weht unbändig durch die Luft,
bringt Wärme in mein Herz,
ist erfüllt von schönstem Duft,

umrahmt, was mir die Trauer nahm
und gibt mir soviel Licht,
strahlt wie eine Sonne mir,
legt sich sanft um dein Gesicht.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 30.03.2014,
als mp3 downloaden: allein vertont (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Lernmaschinen?

Nicht denken! Lernen!
Nicht hinterfragen! Hinnehmen!
Nicht widersprechen! Funktionieren!
Das soll Bildung sein?

Gehetzte Menschen überall
und sie stehen unter Druck,
müssen immer fleißig büffeln,
nichts als roboten Schluck um Schluck.

Und da dies nicht schnell genug geht,
dass wir der Wirtschaft zugeführt,
drückt mensch uns mit Repressionen,
wird uns ein Studienplan geschnürt.

Doch wenn wir uns dagegen wehren,
erheben das Wort laut zum Protest,
wird prügelnd‘ Wachschutz losgelassen,
gibt der Bildung Freiheit schnell den Rest.

Steuerung + Alt + Entfernen
→ Programm beenden,
was Neues starten:

Denken, nicht nur lernen;
hinterfragen, nicht hinnehmen;
widersprechen, nicht einfach funktionieren;
nur das kann Bildung sein.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 09.03.2014,
als mp3 downloaden: mit Barefoot Etc. (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)