Archiv für Gedicht

der kahn

nachrichten stürmen auf mich ein,
was jeden tag geschieht.
nur hass und gier und tod gedeih’n,
wohin das auge sieht.

gesteuert wird der alte kahn,
den mensch gesellschaft nennt,
in krieg und krise, stumpfer wahn,
der nur noch lügen kennt.

es heiszt, so muss es nunmal sein.
rassismus flammet auf.
statt sich von herrschaft zu befrei’n,
auf schwäch’re schlägt mensch drauf.

so rast der kahn dem abgrund zu.
die hoffnung mir vergeht.
find‘ nicht gedanke, keine ruh‘,
wenn bald der wind nicht dreht.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 24.11.2016,
als mp3 downloaden: mit Fari 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front)

parlamentarische scheindemokratie

zwischen meer und schroffen bergen
liegt antik ein altes land,
wo die legitimation geboren,
dessen was demokratie genannt.

so genannt und’s doch nicht ist;
nur hohle phrase, trüber schein,
wo eliten nur entscheiden;
einfach menschen hält sie klein.

ihre politik ist nichts als krise,
die nur der mächt’gen interessen kennt.
die troika gegen jene wird entsendet,
die sie ihre wiege nennt.

und die menschen sterben elend,
wo europas parlamente nehmen,
sie sollen schweigen, bloß nicht’s sagen,
leben nur noch um zu geben.

europa war nie jenes opfer
eines mächtigen titanen.
der titane ist europa,
macht alle welt zu untertanen.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 21.09.2016)

aufstand – freiheit

aufstand, bostanje,
durok, émeutes,
exégersē, hanran,
insurgencia, intifada,
mapinduzi, matxinada,
qǐyì, pachakutiy,
raperîn, rebellion,
ribelo, turjumaad.

freiheit, swoboda,
sue, liberté,
elefthería, jiyū,
libertad, hürriya,
huria, askatasun,
zìyóu, qispi kay,
azadî, liberty,
libereco, xoriyad.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 23.07.2016)

freiheitsstern

syrinea’s silbermond
steht hoch über der welt,
wie ein funkelnd‘ kleid trägt er
satjira’s sternenzelt.

und ein wilder vogel fliegt
durch’s blasse licht der nacht,
singt voll freud‘ der freiheit lied,
spürt seiner schwingen macht.

sein gesang dringt in mein ohr,
trägt freud‘ ins leben mir.
mit deinem bilde er verschmilzt,
mein türkises katzentier.

wie zum horizont er strebt,
der vogel in die fern‘,
so streb‘ von herzen ich zu dir
und mit dir zum freiheitsstern.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 02.07.2016,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Freiheitsstern«))

felina

freudig trifft die nachricht mich,
bringt glück in unser sein.
auf katzenhaften tatzen schleicht sie sich
in das leben rein;

in uns’re rund‘
auf dieser welt,
wo finst’re stund‘
durch sie erhellt.

so wünsche alles glück ich dir,
dass es dich begleit‘.
die türkise katz‘ und ich mit ihr
steh’n an deiner seit‘.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 15.06.2016)

lebensabend

nach einem harten arbeitsleben,
ausgesaugt durch lohnarbeit,
bekommst zum seien nicht genug gegeben,
hast ja zum flaschensammeln zeit.

so ist es halt, so nimm es hin.
bist‘ aufgebraucht.
das macht schon sinn;
bist gegen and’re sklaven ausgetauscht.

und sag jetzt nichts von menschlichkeit.
die gibt’s hier nicht,
in keiner zeit.
profit ist uns’re pflicht.

und wenn du schneller sterbest dann,
an diesem hungerspiel,
der staate sicher freut sich dran;
auch das bisschen rent‘ ist schon zuviel.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 01.06.2016)

lohnarbeit

nur wer lohn nachhause trägt,
darf die eig’ne arbeit arbeit schimpfen.
denn arbeit ist nur arbeit dann,
wenn sie mehret den profit.

nicht um’s schaffen geht es dort,
nicht um nutzen und berufung,
nur, dass jene reicher werden,
die sie nehmen, ärmer all‘ die, die sie geben.

und die menschen sind nur jenes wert,
was aus ihrer arbeitskraft gewonnen.
so die logik des profits;
drum verkauft euch oder schweiget!

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 29.05.2016)

ein trauriges liebesgedicht

die sonn‘ geht auf,
die sonn‘ geht unter,
lebenszeit verfliegt
und ich sehne mich nach dir.
doch seh’n tu ich dich nicht.

bist unbegreifbar fern.
kaum hoffnung gibt’s
jemals bei dir zu sein,
mit dir zu tanzen,
dich zu spüren.

im traum bin ich bei dir;
welch‘ glücklich‘ utopie,
wenn fesseln fallen.
doch kannst du hier nicht sein.
freiheit, ich vermisse dich.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 12.03.2016)

angewandte dämlichkeitskritik

tom der elch zieht durch die stadt.
er hat die ganze scheisze satt,
hat der menschen ignoranz im blick,
betreibt dämlichkeitskritik;
mal kopfschüttelnd und mal angewandt,
zersetzt mit spott er dieses land,
wo alle shoppen, konsumieren,
sich in lethargie verlieren
und wahn schafft ein gefahr’ngebiet,
in das es die gefahren zieht.
brutal sind sie, uniformiert,
anders als tom… uninformiert.
er schüttelt kopf und auch geweih,
macht sich von den fesseln frei;
dämlichkeitskritik wird angewandt
und eine wanne steht in brand.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 01.03.2016)

wilder vogel

es fliegt der wilde vogel über’s meer,
ein katamaran aus port rhiannon.
auf ihm kommen des wildvogel-clans pirat*innen daher,
unter hellblauem himmel und strahlender sonn‘.

gegen sklaverei und kolonialgehabe
zieh’n sie voll wildheit in die schlacht.
mit schwertern, mit feuer und magischer gabe
stellen sie sich gegen finsterste macht.

Refrain:
der wind bläst, lässt die segel blähen,
trägt in die fern‘ der freiheit lieder.
schlieszt du die augen, kannst du sie sehen,
ihre geschichten hall’n in dir wieder.

in hafenschenken, in dunklen gassen,
als spielleut‘ und beim würfeln mit list,
der geldbeutel besitzer*innen sich wechseln lassen.
mit schönen worten entgeh’n sie dem zwist.

haben recht und gesetz als unrecht erkannt.
der welten reichtum gehört allen.
vor der herrschenden knechte entflieh’n sie dem land,
um ihre schiffe auf see zu überfallen.

Ref.

auf einsamen inseln finden sie dann
mythische rätsel oder gar eine kiste voll gold,
die an all‘ die bedürftigen verteilt werden kann
und die götter sind ihnen hold.

so nehmen sie hier und geben sie dort,
genieszen in freude das leben.
bevor sie gefangen, sind sie schon fort.
das seien ist allen gegeben.

Ref.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 25.12.2015,
als mp3 downloaden: mit Harlekin Fitch & dem Wildvogel-Laienchor 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Wilder Vogel«))