Tag Archiv für repression

GeSa-/Knastgedicht

Eine Wand ganz fahl und kalt,
begrenzt mir meine Welt;
diese Enge heim mir zahlt,
dass euch mein Seien nicht gefällt.

Konnt‘ ich doch niemals widersteh’n,
euch meine Meinung zu verkünden,
kann nicht einfach mitanseh’n,
wie sie fordern, wieder Menschen anzuzünden.

Dafür bekam den Knüppel ich zu spür’n,
wurd‘ verschleppt und eingesperrt;
wer von euch sich nicht lässt führ’n,
dem wird jedes Recht verwehrt.

Eine Wand ganz fahl und kalt,
begrenzt mir meine Welt;
diese Enge heim mir zahlt,
dass euch mein Seien nicht gefällt.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 12.04.2014)

Kalte Angst

Kurz hielt ich dich am Arm,
du klammertest dich fest.
Doch Cops kennen kein Erbarm‘,
gaben mit Schlägen dir den Rest.

An einen finst’ren Ort,
der durchdrungen ist von Schmerz,
zerrten sie dich fort;
deine Angst drang mir ins Herz.

‚Wirst in Gefangenschaft verbracht,
eingeschüchtert und befragt.
Sie haben die Macht
und du den Widerspruch gewagt.

Sei, wie mensch es dir befohl,
sonst droht dir ihr Gericht.
Knäste gibt’s hier wohl
nur Freiheit seh‘ ich nicht.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 11.04.2014)

lass niemals gleichgültig mich sein

Im folgenden eine Nachdichtung zu „Sólo le pido a Dios“ von León Gieco:

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein bei all dem Leid,
mein Mitleid nicht grau und fade sterben,
wenn es soviel gibt doch noch zu tun.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein, wenn Unrecht herrscht;
lass mich, wenn wir geschlagen, es nicht einfach dulden
und trotz ihrer Hiebe immer weitergeh’n.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein, wenn Krieg wütet,
das Leben vergeht in Greul und Elend.
Die Unschuld stirbt auf Schlachtfeldern zuerst.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein, wenn Lüge spricht
und wenn sie uns woll’n in Dummheit halten,
lass die Wahrheit seien mächtiger.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein vor dem, was die Zukunft bringt.
lass mich helfen, wenn es gilt hier zu versuchen,
uns ’nen schön’res Seien aufzubau’n.

Sólo le pido a Dios
que el dolor no me sea indiferente,
que la reseca muerte no me encuentre
vacío y solo sin haber hecho lo suficiente.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 04.04.2014,
als mp3 downloaden: mit Lari (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Lernmaschinen?

Nicht denken! Lernen!
Nicht hinterfragen! Hinnehmen!
Nicht widersprechen! Funktionieren!
Das soll Bildung sein?

Gehetzte Menschen überall
und sie stehen unter Druck,
müssen immer fleißig büffeln,
nichts als roboten Schluck um Schluck.

Und da dies nicht schnell genug geht,
dass wir der Wirtschaft zugeführt,
drückt mensch uns mit Repressionen,
wird uns ein Studienplan geschnürt.

Doch wenn wir uns dagegen wehren,
erheben das Wort laut zum Protest,
wird prügelnd‘ Wachschutz losgelassen,
gibt der Bildung Freiheit schnell den Rest.

Steuerung + Alt + Entfernen
→ Programm beenden,
was Neues starten:

Denken, nicht nur lernen;
hinterfragen, nicht hinnehmen;
widersprechen, nicht einfach funktionieren;
nur das kann Bildung sein.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 09.03.2014,
als mp3 downloaden: mit Barefoot Etc. (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Knäste

Hinter hohen grauen Mauern
müssen weggesperrte Menschen kauern,
weil ihr Gerechtigkeit es nennt
in ’nem System, das nur die Strafe kennt.

Doch Gerechtigkeit die gibt es nicht,
wo Menschlichkeit zusammenbricht
unter Hass und Wahn und Gier;
der Begriff der Freiheit nur zur Zier.

Wenn wir nicht gegen’ander steh’n
sondern gemeinsam vorwärts geh’n
dann können Gefängnismauern splittern
und jene frei sein, die jetzt noch hinter Gittern.

Es braucht sie nicht, die Strafanstalt,
zerschlagen sei die Staatsgewalt,
wenn anstatt, dass uns die Willkür leitet,
dem Worte sei der Weg bereitet.

Und während ihr die nächsten Knäste baut,
rufen wir klar und rufen laut:
»Wenn der Staat endlich verreckt,
wird jeder Knast zum Hausprojekt!«

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 15.01.2014,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
als mp3 downloaden: mit Albino (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Träumer_Innen

Mit geschlossenen Augen steh’n wir da,
in uns ein Bild von ’ner besseren Welt;
wie wir kämpfen mit ’nem Stein in der Hand,
um sie zu erreichen;
uns Wärme abgeben, wenn Schnee niederfällt.

Saßen am Feuer, wo wir uns gewärmt,
gemeinsam gesungen gar manches Lied
von Revolution und ’ner schwarz-roten Fahn‘,
fabulierten von Gleichheit
und ’nem wirklichen Fried‘.

Doch der Welt ist’s einerlei,
all dies‘ Wunschdenken ändert sie nicht.
Was hilft’s, wenn wir uns vor ihr verstecken?
Ist die ertäumte Freiheit in uns’ren Projekten
viel zu oft uns auch nur ’nen Irrlicht.

In Wirklichkeit sieht’s düster aus;
das sehen wir, wenn uns’re Augen offen.
Wo blutig wird auf uns geschlagen,
Lebensraum entrissen;
was gibt es da noch groß zu hoffen?

Ach was, ich kneif die Augen wieder zu,
fühl‘ den Stein in meiner Hand.
Der Gedank‘ erfüllt mein Herz mit Mut.
Lasst uns endlich niederreißen
zwischen Traum und Welt dies‘ öde Wand.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 09.10.2013,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
als mp3 downloaden: mit Hisztory (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Tausend Worte

Tausend Worte mir im Kopf,
können nimmer sagen.
Dröhnen stumm und ohne Ton.
Dröhnen laut und sagen nichts.

Lassen mich alleine,
so sehr ich will auch schreien,
wenn Feuer brennt und Steine fliegen,
den Samen einer Blume gleich;
ganz sanft
und von Knüppelmacht zerschlagen.

Kommen mir nicht aus dem Mund,
auch wenn ich will verzweifeln,
einsam ganz,
umringt durch milliarden Menschen,
die trotten hin im Einheitsschritt;
maschinengleich.

Tausend Worte mir im Kopf,
können nimmer sagen.
Dröhnen stumm und ohne Ton.
Dröhnen laut und sagen nichts.

Tausend Worte…

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 08.06.2013,
als mp3 downloaden: mit Lari (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Der Wildvogel­-Clan

Getragen auf den Traumschwingen des Eichelhähers im wilden Flug
entstand der Wildvogel­-Clan:

Nahe der Stadt
da stehen die Wagen,
die hohen Mauern
schützen sie nicht,
doch sie schließen sie auch nicht ein.

Von Ort zu Ort,
von Land zu Lande;
immer auf der Suche,
immer auf der Flucht,
nirgends und überall daheim.

Refrain:
So sind sie frei,
die die mit dem Winde zieh’n,
vogelfrei vor dem Gesetz,
wie Vögel so frei auch im Herz.
Wildvogelfrei.

Carah spannt den Bogen,
Degordarak zieht das Schwert,
in Ma-Chao’s Griff liegt ein Speer
und aus Funkes Hand
sprießt das Feuer so heiß.

Sie nehmen von jenen, die horten
und erwehren sich gegen die,
die sie jagen,
ihre Freiheit verachten,
das Leben negier’n.

Ref.

… und sind sie in der Stadt,
leben sie dort von der Straß‘,
von Funkes Feuertanz,
Gedichten und auch Liedern,
sind verachtet und geliebt.

Doch wenn wer sie fängt,
dann hängen sie,
hängen sie am Galgen
und können daher nimmer ruh’n.
Sie müssen zieh’n.

Ref.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 11.05.2013,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Der Wildvogel-Clan«),
als mp3 downloaden: mit Hisztory (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

gesperrt in die Wüste

Das folgende Gedicht habe ich während des letzten Überfalls gegen den Gazastreifen im November 2012 geschrieben. Es richtet sich gegen diese Außenpolitik Israels, nicht gegen Menschen jüdischen Glaubens. Es gilt Antisemitismus überall und mit aller Kraft entgegenzutreten. Nur stelle ich mich auch dagegen dieses durch Nationen, Kriege und Unterdrückung erreichen zu wollen. Aus Unterdrückung kann niemals Freiheit entstehen.

 

Der Verzweiflung nah
und doch auch noch voll Mut;
gesperrt in die Wüste,
von Besatzungsmacht gequält,
die als Schutzraum sich dann sieht.
Nur Zynimus ist’s
und allem Leben Hohn.
Doch die Welt sieht weg,
ächtet Mordtat nicht,
nur jene, die dagegen steh’n.
Sie verrufen jene des Verbrechens schwer,
die den Frieden schaffen woll’n,
relativieren damit, was niemehr darf gescheh’n
und schlachten weiter immerzu.
Warum woll’n sie den Frieden nicht?
Menschlichkeit ich wein‘ mit dir.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 16.11.2012)

Die Häuser denen, die drin wohnen!

Es ist nunmehr fast zwei Jahre her, dass das alternative Hausprojekt Liebig 14 von einem martialischen Polizeiaufgebot und gegen die Proteste vieler Menschen geräumt wurde. Einmal mehr musste ein selbstbestimmter Wohn- und Lebensraum der lebensfeindlichen Profitlogik des kapitalistischen Systems weichen.

Auch dieses Jahr sind diverse Projekte von einer Räumung bedroht. Unter ihnen die KvU, die Linie 206 und die Baiz. Anlass genug am 2. Februar zum zweiten Jahrestag der Räumung der Liebig 14 eine Aktion vor eben dieser (Rigaerstr. Ecke Liebigstr.) zu starten. Von 12:00 bis 16:00 Uhr gibt es dort Kaffee, Glühwein und Vokü, sowie Beiträge von verschiedenen Musikern und anderen Künstlern. Auch ich werde mich hier beteiligen.

Im Anschluss ist eine Demonstration geplant.

Ich hoffe auch ihr kommt zahlreich um uns zu unterstützen. Lasst uns ein Zeichen setzen, »denn mit jedem Stein, den sie aus den Mauern reißen, reißen sie auch aus uns ein Stück«.

Es gibt kein wahres Leben
in dieser falschen Welt
und welcher Mensch wo wohnen darf,
entscheidet nur das Geld.

Lebensraum muss weichen,
einem rentablen Wahn,
doch wenn sie uns’re Träume töten,
fängt uns’re Gegenwehr erst an.

Dann fahren sie mit Bullen auf
und dreschen auf uns ein.
In der Presse heulen sie,
wir wären so gemein.

Wenn wir nehmen, was wir brauchen,
dann ist das kriminell;
doch wenn Menschen Hungers sterben,
einfach rationell.

Der Freiheit Sehnsucht kann nicht sterben.
Ihr Verbrechen darf nicht lohnen.
»Die Häuser denen,
die drin wohnen!«

 

Link zur Eventseite                   Link zum Event auf last.fm

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 12.01.2013,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
als mp3 downloaden: mit Grog (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)