Tag Archiv für kunstfreiheit

Nischenkultur

Die Nischenkultur war wohl
noch niemals populär.
Für schön verwöhnten Ohren
taugt sie darum nicht sehr.

Sie fließt aus meiner Feder
voll Ehrlichkeit und Herz,
mit Fantasie und Tinte,
spricht auch von all dem Schmerz.

Muss deshalb nicht gefallen,
ist doch ein Teil von mir
und auch wenn mensch sie ablehnt,
bleibt sie noch länger hier.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 20.12.2020)

abgeschrieben: Freiheit für Grup Yorum!

In der Nacht vom 23. auf den 24. November wurden in der Türkei nun auch acht Mitglieder der linken Band Grup Yorum durch die Schergen des faschistischen AKP-Regimes verhaftet. Da ich selbst durch Kunst wirke und ich die Musik von Grup Yorum sehr schätze, hat mich diese Nachricht besonders betroffen gemacht. In der Zeitung junge Welt fand mein Freund Michael Streitberg sehr gute Worte zu diesen Vorgängen:

Vor der ausufernden Repres­sion und dem Abbau demokratischer Rechte in der Türkei ist schon lange niemand mehr sicher. In der Nacht zum Donnerstag bewies die Staatsmacht einmal mehr, dass auch Künstler im Visier der »Säuberungsaktionen« von Präsident Recep Tayip Erdogan stehen. Wie das linke Anwaltsbüro HHB über Twitter mitteilte, wurden acht Mitglieder der Band Grup Yorum im von dieser genutzten Idil-Kulturzentrum in Istanbul verhaftet.

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Die Zeit der Kirschen fällt aus – Wenn Widerstand von identitärem Szenegehabe erstickt wird…

Die Zeit der Kirschen zum Thema Widerstand am 14.01.2016 wird ausfallen. Der Grund ist, dass die Baiz heute recht kurzfristig gefordert hat, wir sollten Holger Burner ausladen. Dies werden wir aus mehreren Gründen nicht tun.

Erstens: Eine Anfrage an die Baiz, ob es mit dem Line-Up irgendwelche Probleme gäbe, haben wir vor zwei Monaten gestellt. Damals wurde die Frage verneint. Eine solche Forderung erst zwei Tage vor der Veranstaltung und nach all dem Organisationsaufwand empfinden wir als unsolidarischen Umgang.

Zweitens: Die Baiz begründet ihre Position damit, dass Holger Burner in einem Songtext Lohnarbeit mit Zwangsarbeit in den Konzentrationslagern deutscher Faschist*innen gleichsetzen würde und somit den Nationalsozialismus relativiere. Doch so einen Text von ihm gibt es nicht. Die weiterhin kritisierte Bemerkung von Holger Burner, der Zionismus sei eine Spielart des Nationalismus, wird von linken wie bürgerlichen Historiker*innen und Gesellschaftswissenschaftler*innen gleichermaßen geteilt. Sie ist nicht antisemitisch und impliziert auch nicht die Forderung nach einer einseitigen Auslöschung des Staates Israel. Aufrechte Linke, die die Abschaffung aller Staaten befürworten, tun dies normalerweise nicht aus antisemitischen Standpunkten heraus. Insgesamt sind die Argumente für die Forderung, Holger Burner auszuladen, freundlich ausgedrückt Schrott. Texte von ihm sind dem Plenum der Baiz anscheinend nicht bekannt, stattdessen wird sich auf eine »antideutsche« Anklageschrift gestützt.

Drittens: Wir stehen solidarisch zu von uns eingeladenen Künstler*innen. Ein Ausladen einzelner aufgrund dünner Argumente wird nicht erfolgen. Für uns bedeutet Solidarität, sich nicht in szenenidentitärer Ausschlusspolitik zu ergehen.

Was folgt daraus? Auch wenn es uns das Herz bricht: Die Zeit der Kirschen wird weder dieses noch ein anderes, zukünftiges Mal in der Baiz stattfinden. Wir werden eine neue Location finden und die Zeit der Kirschen zum Thema Widerstand am 14.04.2016 dort stattfinden lassen. Jetzt erst recht. Revolte statt Identität.

wir stören gern!

Ein Gedicht passend zu meiner heute veröffentlichten Arbeit »Wir stören gern – Straszenmusik als Mittel der politischen Kommunikation?«:

eine strasze voll konsum,
die soll sinn uns geben,
die rebell*Innen machen stumm
und ersticken unser leben.

dort stört alles, was noch ist
rotzfrech und nicht verdorben.
doch kann ich sagen, dass ihr’s wisst:
die asphaltkultur ist nicht gestorben.

sie lebt weiter immerzu
macht als gegenkultur lärm
und wir geben keine ruh‘,
nein – wir stören gern!

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 10.07.2014,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
als mp3 downloaden: mit Klaus dem Geiger 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front)

GEMA? Nee, geh‘ mal (ka***n)!

GEMA? Nee, geh‘ mal,
das will ich hier nicht haben.
Meine Kunst bleibt frei davon.
Es gibt Fall’n, die lass ich mir nicht graben.

Wenn Kunst ist nur noch zum Profit,
nicht zu der Menschen Freude,
ihr werdet seh’n, dann stürzt es ein
aus Gier und Lügen das Gebäude.

Doch auch ihr seid nur Symptom,
seid ergeben all den Regeln.
Wo es geht um den Konsum,
dreht und spielt ihr nur an Rädchen und an Hebeln.

Was Kunst ist, habt ihr nie durchschaut,
eure Logik lässt euch keine Wahl.
Zum Beispiel ist es Kunst, wenn ich euch sag‘:
»GEMA? Nee, geh‘ mal!«

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 10.06.2014)