Tag Archiv für internationalismus

Efrîn

Wer nicht aus Geschichte lernt, ist verurteilt, sie wieder zu erleben. 79 Jahre nach dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges schaut die Welt erneut zu, wie faschistische Truppen soziale Alternativen zur herrschenden Gewalt niederschießen. Erneut werden die Kämpfer*innen für Freiheit und Menschenrechte kriminalisiert und wer heute die PKK verbietet, hätte damals auch den Schießbefehl gegen die Résistance gegeben. Es ist beschämend, zu erleben, wie die deutsche Regierung sich an die Seite der Türkei und der IS-Terroristen stellt, um wirtschaftliche Interessen gegen die Menschlichkeit durchzusetzen. Jede Scheinbetroffenheit im Hinblick auf die deutsche Geschichte, auf Holocaust und zwei Weltkriege kann sich gespart werden, wenn heute geschwiegen wird. Es ist damals wie heute eine scheinheilige Ausrede, später zu behaupten, mensch hätte nicht’s geahnt. Doch seien wir ehrlich: Wer könnte von Regierungen, die dem kapitalistischen System verhaftet sind, erwarten, ihren eigenen Interessen zuwider zu handeln? So bewahrheitet sich die Dimitroff-These erneut: »Der Faschismus an der Macht ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.« Merkel, Erdoğan, Trump, Putin und Assad vertreten die selbe Klasse, wie einst Hitler, Mussolini, Churchill und Franco. Ihre mordenden Lakaien nennen sich SS, Falange, Nachtwölfe, Graue Wölfe oder IS. Am Ende bleibt der Angriff auf Efrîn ein Angriff auf Guernica, ein Angriff auf die Menschlichkeit, ein Angriff auf die Klasse der Lohnabhängigen dieser Welt. Nur diese dürfen später tatsächlich nicht behaupten, sie hätten nicht’s geahnt…

sagt später nicht, ihr hättet nicht’s geahnt
von folter, mord und genozid.
ihr wurdet doch gewarnt,
nicht zu singen dieses grausig lied.

wo es erklingt, es frisst der tod das sein.
egal wer mordet und wer stirbt;
die mächt’gen stimmen ein;
faschismus um die seelen wirbt.

türkei is und brd vereint
es singen gegen kurdistan;
das leben wird verneint;
auf efrîn senkt sich blut’ger wahn.

sagt später nicht, ihr hättet nicht’s geahnt
von folter, mord und genozid.
ihr wurdet doch gewarnt,
nicht zu singen dieses grausig lied.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 13.03.2018)

In Zeiten wie diesen… – Zur Neuausrichtung des Tintenwolf-Projekts

Immer wieder rasen die Nachrichten dieser Tage auf mich ein und lassen mich ratlos zurück. Überall in der Welt sind konservative, nationalistische und wirtschaftsliberale Kräfte auf dem Vormarsch, die Klimaerwärmung scheint kaum noch aufzuhalten, die verschiedenen Supermächte leisten sich ein neues nukleares Wettrüsten und die Repressions- und Überwachungsapparate werden immer weiter aufgerüstet und zur Aufstandsbekämpfung scharf gemacht.1 Ob legitimer Protest gegen den G20-Gipfel in Hamburg oder die EZB-Neueröffnung in Frankfurt am Main niedergeschlagen, die freie Medienplattform linksunten.indymedia.de wegzensiert oder alternative Hausprojekte geräumt/bedroht werden,2 die Angriffe des Systems werden immer schärfer, wogegen eine progressive Opposition in weiter ferne scheint. Wo wir agieren müssten, ziehen wir uns viel zu oft in unsere herbeigeträumten Schutzräume zurück und ergeben uns unreflektiert szenigem Gehabe. Ein Zustand, den ich an dieser Stelle nicht zum ersten Mal kritisiere.3 Es kann schon als zynisch-lachhaft gelten, wie sehr CDU/CSU und AfD im Bündnis mit SPD und Grünen ihre völlig haltlose Extremismusdoktrin vorantreiben,4 wenn daneben die Unfähigkeit der progressiven Kräfte zur Organisation betrachtet wird. In Zeiten wie diesen ist mir viel zu selten nach meinem autonomen Hippie-Punk zumute, egal wie sehr mich Revolutions- und Sozialromantik doch zum Träumen anregen. Wenn uns heute in dieser Realität noch etwas gelingen soll, braucht es dringend eine neue übergreifende Form der Organisierung, die internationalistisch und klassenkämpferisch sein muss.5

Als kunst- und kulturschaffende Person tangiert mich diese Problematik natürlich auch in Bezug darauf, dass ich mir die Frage stellen muss, welchen Beitrag meine Gedichte derzeit noch leisten können. Natürlich werden sie nicht gleich alle aufhören, autonome Hippie-Punk-Lyrik zu sein, und wahrscheinlich werde ich auch weiterhin gerne mal in der einen oder anderen Szenelocation auftreten – ist die autonome Szene doch meine langjährige politische Heimat gewesen. Dennoch muss der Schwerpunkt unweigerlich auf einen (internationalistischen) Klassenkampf verschoben werden, wenn die Gedichte diesen Zeiten gerecht werden sollen. Dies wird optimaler Weise nicht nur in den Texten sondern auch in Kooperationspartner*innen und Zielpublikum deutlich. Um dies zu erreichen, plane ich künftig zweigleisig zu fahren. Ich will mich weiterhin bei ab dafür! records engagieren und mich zugleich bei RedHeadMusic einbringen, um auch im Bereich der Kunst als verbindendes Element zwischen verschiedenen progressiven Strömungen zu wirken. Auch hier glaube ich, dass wir nur als Einheitsfront stark sein können; dass wir trennende Narrative zwischen Marxist*innen und Anarchist*innen überwinden müssen;6 dass wir in Zeiten wie diesen nur in (internationaler) Kooperation zu einer progressiven Opposition gegen die herrschenden Umstände werden können.

Alle Macht den Kommunen!
Keine Macht für irgendwen!

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Repression hat Tradition. Widerstand auch!

Repression hat Tradition. Widerstand auch!
Mourn for the dead, fight like hell for the living.

Aufruf zum antifaschistischen – internationalistischen Block auf der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration 2018 (siehe)

Der Einsatz der Bundeswehr zum Führen und Kontrollieren von Konflikten wird immer öfter als alternativlos propagiert. Angefangen bei Einsätzen im Kosovo und in Afghanistan bis hin zu Litauen schließt sich die Bundeswehr NATO-geführten Kriegseinsätzen an. Diese werden entweder als humanitäre Hilfseinsätze oder ganz offen als Sicherung der »freien« Rohstoff- und Handelsströme normalisiert. Auf der einen Seite werden Einsätze mit dem »Schutz« der Zivilbevölkerung gerechtfertigt, auf der anderen Seite werden durch solche Einsätze Menschen erst zur Flucht gezwungen und sterben durch repressive Abschottungspraxen der EU im Mittelmeer bzw. werden in Lagern gefangen gehalten. Besonders perfide wird dieses Prinzip, wenn mensch sich vor Augen hält, wie stark die internationale Waffenlobby in die Politik eindringt, um so willentlich Krisen auf der ganzen Welt zu verursachen. Die Entwicklung immer neuer Tötungsmaschinen und der Verkauf ihrer Lizenzen bringt den deutschen Waffenproduzent*innen seit jeher saftige Profite. Nicht nur hier wird eine ausgeprägte Verflechtung zwischen Kapitalinteressen und kriegerischen Auseinandersetzungen deutlich. Vor der Küste Somalias haben deutsche Soldaten den Auftrag, Handelswege von sogenannten Piraten, freizuhalten, um die globale Wirtschaft nicht zu gefährden. In Litauen wird seit Januar 2017 unter der Führung der Bundeswehr die »NATO-Battlegroup« aufgebaut, mit dem Ziel eine Abschreckung gegenüber Russland zu initiieren. Weiterlesen

Solidarität mit den progressiven Bewegungen in Katalonien und dem Baskenland

Als die Diktatur Francisco Francos über Spanien im November 1975 endete, bedeutete dies keinesfalls eine Abkehr von Nationalismus und faschistischen Tendenzen. Die vom Monarchen gesteuerte »Demokratisierung« bedeutete lediglich, dass sich die alten Eliten der faschistischen Falange Española de las JONS mit der christ-konservativen Partido Popular ein neues Gesicht gaben. Die Repression gegen kommunistische und anarchistische Gruppierungen hielt genauso an, wie die Unterdrückung des Baskenlands und Kataloniens, die nur teilweise gelockert wurde um einen demokratischen Anschein zu wahren. Folgerichtig war die Unabhängigkeitsbewegung, die zuvor auch im Stil der Résistance gegen die Schergen der Diktatur gekämpft hatte, weiter aktiv. Gerade im Baskenland nimmt sie bis heute marxistische Positionen ein und auch in Katalonien ist sie zumindest in großen Teilen sozialistisch geprägt. Dass ein Mariano Rajoy, dessen politischer Ziehvater der Altfaschist José María Aznar war, heutzutage mit Polizeigewalt gegen ein Referendum in Katalonien vorgeht, die gewählten Vertreter*innen der katalanischen Bevölkerung durch seinen Unterdrückungsapparat verfolgen lässt und Neuwahlen erzwingt, wo ihm Regionalregierungen nicht in sein rechtskonservatives Weltbild passen, stellt im post-franquistischen Spanien genauso eine Kontinuität dar, wie die Folter an baskischen Aktivist*innen.

Am letzten Wochenende vertonte ich zusammen mit Tobias Thiele ein Gedicht, welches ich für die progressive Bewegung des Baskenlands schrieb und das hiermit auch dem Widerstand in Katalonien gewidmet sei. Es heißt Euskadi.

Hoch die internationale Solidarität!

yo sueño

es la isla del socialismo,
es la isla de la esperanza
y el pueblo espera
al socialismo
y la libertad.

yo estoy aqui, en la isla,
en la isla de la esperanza.
pero no estoy en mi casa,
porque está lejana,
está en tus cercanía.

¡vámonos a la isla!
es la isla de la esperanza.
yo sueño contigo
y con el socialismo
y la libertad.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 09.03.2017,
als mp3 downloaden: mit Tobias Thiele 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front)

Gewerkschaftskampf im Plastikmeer von Almería – Interbrigadas meets FAU

Am 16.06.2017 findet ab 19:00 Uhr im Gewerkschaftslokal der FAU Berlin (Grüntaler Straße 24, Berlin 13357) eine Infoveranstaltung der Interbrigadas zu unserer Unterstützung der Gewerkschaftskämpfe im andalusischen Almería statt. Kommt vorbei…

Im Plastikmeer von Almería schuften circa 80.000 Migrant*innen unter unmenschlichen Bedinungen für unser billiges Gemüse. Gewerkschafter*innen der SOC-SAT setzen sich für die Rechte der migrantischen Arbeiter*innen ein. Der Interbrigadas e.V. unterstützt den Kampf der Gewerkschaft. Weiterlesen

Bericht der Interbrigadas zur Brigade Berta Cáceres

Während ich im März für die Interbrigadas zu einer Erkundung auf Kuba im dortigen Kulturprojekt »Ventana al Valle« war, wirkten Genoss*innen von mir an der Seite der Landarbeiter*innengewerkschaft SOC-SAT Almeriá im südspanischen Andalusien. Hier findet ihr die Texte der Solibrigade: (die Überschriften sind Links auf die bebilderten Originalartikel)

Inhalt

Die Brigade Berta Cáceres (Teil 1) – Ankunft und Auftakt

Am 02. März landete unser Flieger in Malaga. Nach den ersten Erledigungen trafen wir uns sogleich mit den Gewerkschafter*innen der SOC-SAT in deren Büro in Almería. Im Anschluss an ein erstes Kennenlernen stellten wir den Genoss*innen unser Kursprogramm vor und besprachen unseren gemeinsamen Plan für die nächsten Wochen. Weiterlesen

aufstand – freiheit

aufstand, bostanje,
durok, émeutes,
exégersē, hanran,
insurgencia, intifada,
mapinduzi, matxinada,
qǐyì, pachakutiy,
raperîn, rebellion,
ribelo, turjumaad.

freiheit, swoboda,
sue, liberté,
elefthería, jiyū,
libertad, hürriya,
huria, askatasun,
zìyóu, qispi kay,
azadî, liberty,
libereco, xoriyad.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 23.07.2016)

¡Viva Fidel!

Fidel Castro ist tot und ich weine; heule erstmal ungehemmt. Wie geht das? Ein Anarchist trauert einem Staatsmann nach? Als Anarchismus verstehe ich, wenn ich nach Bakunin gehe, den Libertären Sozialismus – eine Strömung der sozialistischen Idee. Ich bin also nicht nur Anarchist, sondern damit auch Sozialist. Nun mag ich dabei einer anderen Strömung angehören, als der Autoritärsozialist Fidel Castro es tat, aber ich bin Verfechter einer Einheitsfront und sehe in der kubanischen Revolution einen von vielen Wegen, die zu einer besseren, freieren und sozialistischen Gesellschaftsordnung führen können. Alle Wege, die dorthin führen, sind es wert, gegangen zu werden. Und so bin ich dem revolutionären Kuba und seinen Protagonist*innen eng und kritisch-solidarisch verbunden. Die Meldung von Fidels Tod hat mich heute morgen tief berührt. ¡Hasta siempre, Comandante! ¡Viva Fidel!

abgeschrieben: Freiheit für Grup Yorum!

In der Nacht vom 23. auf den 24. November wurden in der Türkei nun auch acht Mitglieder der linken Band Grup Yorum durch die Schergen des faschistischen AKP-Regimes verhaftet. Da ich selbst durch Kunst wirke und ich die Musik von Grup Yorum sehr schätze, hat mich diese Nachricht besonders betroffen gemacht. In der Zeitung junge Welt fand mein Freund Michael Streitberg sehr gute Worte zu diesen Vorgängen:

Vor der ausufernden Repres­sion und dem Abbau demokratischer Rechte in der Türkei ist schon lange niemand mehr sicher. In der Nacht zum Donnerstag bewies die Staatsmacht einmal mehr, dass auch Künstler im Visier der »Säuberungsaktionen« von Präsident Recep Tayip Erdogan stehen. Wie das linke Anwaltsbüro HHB über Twitter mitteilte, wurden acht Mitglieder der Band Grup Yorum im von dieser genutzten Idil-Kulturzentrum in Istanbul verhaftet.

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