Tag Archiv für gefangenschaft

Das Ei

Fünfzig Millionen Kinder1,
keines 24 Stunden alt,
wandern für euch Schinder
in den Tod und mir wird kalt.

An ’ner Ramp‘ nach Nutzen selektiert,
ins Gas geht, wer nicht gebraucht,
ohn‘ Mitleid zum Objekte degradiert,
was dunkel aus dem Schornstein raucht.

Und wenn ihr dann versucht zu glauben,
all dies sei lange her,
dann öffnet nur einmal eure Augen;
sich selbst zu hinterfragen ist nicht schwer.

Männliche Hühnerbabies sterben
nur für euer Frühstücksei.
Euer Konsum ist ihr Verderben
und reißt mir das Herz entzwei.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 02.05.2014)

 

1Pro Jahr alleine in Deutschland

GeSa-/Knastgedicht

Eine Wand ganz fahl und kalt,
begrenzt mir meine Welt;
diese Enge heim mir zahlt,
dass euch mein Seien nicht gefällt.

Konnt‘ ich doch niemals widersteh’n,
euch meine Meinung zu verkünden,
kann nicht einfach mitanseh’n,
wie sie fordern, wieder Menschen anzuzünden.

Dafür bekam den Knüppel ich zu spür’n,
wurd‘ verschleppt und eingesperrt;
wer von euch sich nicht lässt führ’n,
dem wird jedes Recht verwehrt.

Eine Wand ganz fahl und kalt,
begrenzt mir meine Welt;
diese Enge heim mir zahlt,
dass euch mein Seien nicht gefällt.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 12.04.2014)

Kalte Angst

Kurz hielt ich dich am Arm,
du klammertest dich fest.
Doch Cops kennen kein Erbarm‘,
gaben mit Schlägen dir den Rest.

An einen finst’ren Ort,
der durchdrungen ist von Schmerz,
zerrten sie dich fort;
deine Angst drang mir ins Herz.

‚Wirst in Gefangenschaft verbracht,
eingeschüchtert und befragt.
Sie haben die Macht
und du den Widerspruch gewagt.

Sei, wie mensch es dir befohl,
sonst droht dir ihr Gericht.
Knäste gibt’s hier wohl
nur Freiheit seh‘ ich nicht.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 11.04.2014)

Knäste

Hinter hohen grauen Mauern
müssen weggesperrte Menschen kauern,
weil ihr Gerechtigkeit es nennt
in ’nem System, das nur die Strafe kennt.

Doch Gerechtigkeit die gibt es nicht,
wo Menschlichkeit zusammenbricht
unter Hass und Wahn und Gier;
der Begriff der Freiheit nur zur Zier.

Wenn wir nicht gegen’ander steh’n
sondern gemeinsam vorwärts geh’n
dann können Gefängnismauern splittern
und jene frei sein, die jetzt noch hinter Gittern.

Es braucht sie nicht, die Strafanstalt,
zerschlagen sei die Staatsgewalt,
wenn anstatt, dass uns die Willkür leitet,
dem Worte sei der Weg bereitet.

Und während ihr die nächsten Knäste baut,
rufen wir klar und rufen laut:
»Wenn der Staat endlich verreckt,
wird jeder Knast zum Hausprojekt!«

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 15.01.2014,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
als mp3 downloaden: mit Albino (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

gesperrt in die Wüste

Das folgende Gedicht habe ich während des letzten Überfalls gegen den Gazastreifen im November 2012 geschrieben. Es richtet sich gegen diese Außenpolitik Israels, nicht gegen Menschen jüdischen Glaubens. Es gilt Antisemitismus überall und mit aller Kraft entgegenzutreten. Nur stelle ich mich auch dagegen dieses durch Nationen, Kriege und Unterdrückung erreichen zu wollen. Aus Unterdrückung kann niemals Freiheit entstehen.

 

Der Verzweiflung nah
und doch auch noch voll Mut;
gesperrt in die Wüste,
von Besatzungsmacht gequält,
die als Schutzraum sich dann sieht.
Nur Zynimus ist’s
und allem Leben Hohn.
Doch die Welt sieht weg,
ächtet Mordtat nicht,
nur jene, die dagegen steh’n.
Sie verrufen jene des Verbrechens schwer,
die den Frieden schaffen woll’n,
relativieren damit, was niemehr darf gescheh’n
und schlachten weiter immerzu.
Warum woll’n sie den Frieden nicht?
Menschlichkeit ich wein‘ mit dir.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 16.11.2012)

sehen

Aus aktuellem Anlass veröffentliche ich das jetzt ein wenig früher als geplant.

Du schaust mir in die Augen
  und ich sehe nur den Tod.
    Da ist nichts, was Leben ist,
      keine Hoffnung, keine Träume.
        ‚kennst kein Leid und keine Not.

          Verstehst nicht, dass es mehr gibt
            als den Job und als das Haus,
              dass so viele Wesen leiden,
                dafür, dass du dich satt frisst.
                  Mensch sieh nur einmal raus.

                    Sieh‘ die Kinder dort, die hungern,
                      sieh‘ die Menschen dort, die flieh’n
                        vor dem Krieg um unser Öl,
                          sieh‘ all die gefang’nen Tiere,
                            die in Freiheit wollen zieh’n.

                              Und jetzt schau mir in die Augen,
                                zeig‘, dass dort noch Leben ist,
                                  lass uns kämpfen für die Freiheit,
                                    gegen all den stumpfen Wahn,
                                      der uns die Seele hinweg frisst.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 08.08.2012,
als mp3 downloaden: mit Holger Burner (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Das Tier

Als Kind verlor ich meine Mum,
   geboren in ein Sein aus Schmerz.
      Kenne keine Zärtlichkeit,
         nur Gerät aus kaltem Stahl.

   Kahler Stein ist meine Grenze,
      die ich nicht passieren kann.
         Meine Welt war niemals groß genug,
            um auch nur einmal aufzusteh’n.

      Während ihr dort draußen lebt,
         in Genuss und Überfluss,
            sterbe ich hier drinn‘ in Elend,
               weil ihr nie genug bekommt.

         Ich will leben, einfach so,
            ein Sein in Freiheit ohne Schmerz.
               Will die warme Sonne seh’n.
                  Nein! Für euch sterben will ich nicht.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 13.12.2011,
als mp3 downloaden: allein vertont (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Vision von Leiden und Pein

Diesmal ein uraltes Gedicht, welches vor fast sechs Jahren im Rahmen des Satjira-Projects entstand.

Ich höre Schreie,
hallen durch die Nacht,
durch Stille und Einsamkeit,
erbitten Erbarmen,
und betteln um den Tod.
Gefangen in den Kerkern der Hölle,
in den Fängen der Maiogran,
der schwarzen Engel,
in ewiger Tortur.

Ich erblicke Schrecken,
Brutalität und Qual.
Mädel so schön, wie die Sonne, die strahlt,
so unschuldig, wie der Vogel, der fliegt,
in den Fesseln der Finsternis,
dem Gelüster des Bösen ausgeliefert,
kann nicht fliehen,
nur verzweifeln,
nur schrei’n.

Die Luft stinkt nach Blut,
nach Fäkalien und Schweiß.
Die Atmosphäre liegt voll Angst,
Hass und Gewalt;
die Hölle auf Erden,
die Verliese des Dämons.
Ich hoffe auf das Erwachen am Morgen,
das Ende der Vision von Leiden und Pein,
das Ende der Unmenschlichkeit.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 05. Juli 2005,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Vision von Leiden und Pein«))