Archiv für Gedicht

Winde des Winters

Wo des Winters frost’ge Winde uns nahen,
weil der Wahn bricht wieder herein,
was die Weisen, die wussten, einst sahen,
wir müssen weichen und werden schrei’n.

Worte, die wider dem Wissen sind gesagt,
werden so wahr entgegen wirklichem Sein.
Weshalb sie Wunder erwarten, wirst du gefragt,
wenn die Welten vergehen wie Schein.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 19.01.2021,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Winde des Winters«))

Der Querulant

Krieg herrscht hier und Krieg herrscht dort.
Ein Schlachten ist es immerfort.
Kleine Herrscher, große Herrscher wollen ihr Besitztum halten,
ein jeder nur von kleinem Geiste walten.

Sie rufen nach der Freiheit gern‘,
meinen nicht den Freiheitsstern,
meinen nur die eig’ne Macht.
Der finst’re Tod – er lacht.

Jedes Übel treibt ein and’res vor sich her.
Die Menschen wollen immer mehr
und wer fremd wirkt, wird gejagt als Tier,
sollt‘ stets sich hüten vor der Gier.

Doch wo sie glauben alten Mären,
woll’n sie sich gegen Zweifel wehren.
So ziehe ich von Land zu Land.
Als Querulant bin ich bekannt.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 27.01.2020,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Der Querulant«))

Ein frühes Grab

Bis in das tiefe Erdenreich
geh’n meine Wurzeln nieder.
Wo harter Stein und Sand ganz weich,
füllt Lebenskraft mich wieder.

Die Kron‘ reck‘ ich zum Himmel auf,
dem weiten Blau entgegen.
Verfolge stumm der Jahre Lauf.
Ihr achtet nicht mein Regen.

Ich kann nicht weichen all‘ dem Gift,
mit dem ihr die Welt verseucht.
Wenn saurer Regen Blattwerk trifft,
zerfrisst langsam mich das Feucht.

Doch wenn mich dies dann töten tut,
wird auch euch die Luft schnell knapp.
So schaffet die Verwertungswut
nicht nur mir ein frühes Grab.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 12.07.2020)

Tamara Anna

Nachdem ich ein erstes Gedicht für Tania Kiah auf Spanisch veröffentlicht habe, folgt nun eine sinngemäße deutschsprachige Version für ihre LARP-Charaktere.

Carah, Tamara Anna & Degordarak in ihrem ZeltCarah, Tamara Anna & Degordarak in ihrem Zelt

Es leuchtet hell das Meer der Sterne,
zeichnet in den Geiste mir dein Bild.
In deinem Anblick spür‘ ich Wärme,
in deinem Schrei den Ruf nach Freiheit wild.

So bist aus Liebe du geboren,
Tamara Anna, Anarchie,
als wilder Vogel auserkoren,
finst’rer Herrschaft beug‘ dich nie.

Lache, strahle, sing‘ voll Glück,
liebe, spiele, träum‘ von schönstem Glanz,
reise und kehr dann nach Haus‘ zurück,
dreh voll Freude dich in wildem Tanz.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 27.07.2020,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Tamara Anna«),
ein Gedicht der Regenbogentinte- und der Wildvogel-Reihe)

Tania Kiah

El mar de estrellas brilla con fuerza,
me da un sueño lleno de claridad.
Nace un fuego ardiente.
Una niña clama por la libertad.

Y nacido en mi vida
llena de amor eres Tania Kiah.
Por ti, hija mía, deseo
una vida de comunismo y anarquía.

Deseo un mundo para juegos,
para descubrir, reír y bailar,
un mundo donde todas son libres
y en el que también tus sueños tienen un lugar.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 27.07.2020)

trotz allem & allem zum trotz – ein punkiges Trotzgedicht

wir leben in einer welt,
die uns nicht gefällt,
sie ist so nicht von uns gemacht
und nie von uns gedacht.

euer streben ist nur rotz,
verdient nicht’s als uns’ren trotz.
im abgang reißt ihr ab,
schaufelt unser grab.

erwartet keinen dank.
dieser wahn ist krank.
ihn heilt keine therapie.
um ihn trauern werd‘ ich nie.

nur zynismus lässt mich lachen,
bis das die balken krachen.
ich ruf voll trotz und auch voll hohn:
»hoffnung entsteht aus rebellion!«

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 06.06.2019)

Kubas Solidarität

Es erklingt nun ganz betroffen
und von Selbstmitleid besoffen
der Ruf, die Welt so zu versteh’n,
wie sie uns’re Herrscher seh’n.
Der »Westen« gut, der Rest ganz böse,
so propagiert man’s mit Getöse.

Doch so leicht ist’s freilich nicht.
Es trübt der Hass die klare Sicht.
Nur Kapital gilt es zu retten
und jene, die mit Aktien wetten.
Nächstenliebe ist ’ne Mär,
der Menschlichkeit gilt hier die Wehr.

Meine Achtung gilt der Solidarität,
die für Kubas Ärzte vorne steht.
Trotz Blockade, Wirtschaftskrieg
kämpfen sie weiter für den Sieg
des Lebens über’s Massensterben,
für die Liebe – Fidel’s Erben.

Dies führt zurück zur ersten Szene:
In Deutschland fletscht man grimm die Zähne.
Wie kann’s wohl sein, dass Menschen sehen,
das Kommunisten vorwärts gehen,
wo Lobbyisten uns doch lenken,
nur an die eig’nen Interessen denken?

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 25.05.2020)

Vernunft

Es marschiert die Querfront auf,
lässt wirren Phrasen freien Lauf,
hofft auf Tag X und Widerstand,
rechter Terror herrscht im Land.

Autoritär, so hält dagegen,
um Widerstand hinfort zu fegen,
der Staat mit Staatsgewalt und Polizei,
nur Kapital ist hier noch frei.

Wohin ich seh‘, so wird mir schlecht,
Geschrei und Schläge schaffen Recht.
Statt solidarisch gegen Diktatur und Hass,
scheint die Vernunft heut‘ ziemlich blass.

Sie hat nun gar nicht viel zu sagen,
wo sich’s nicht ziemt mal nachzufragen.
Glaub‘ den Medien, glaub‘ der Angst,
zu wirren Phrasen du gelangst.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 14.05.2020)

Asche

Aus der Asche sich erhebt,
das wonach die Hoffnung strebt,
wenn sich alte Wunden schließen,
aus denen blut’ge Bäche fließen.

Zerfall’nes wächst zu neuem Glanz,
Zerstrittenes wird einig ganz,
die Knechtschaft findet dann ein Ende,
so naht herbei die Zeitenwende.

Doch trennen uns noch Müh‘ und Qual
und wir haben selbst die Wahl,
zu verharr’n, voran zu gehn,
die Welt unter der Asche seh’n.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 14.04.2020,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Asche«),
als mp3 downloaden: mit Franzi Graube-Kühne)

Gift

Es frisst das Gift sich in die Venen
all jener, die sich sicher wähnen,
Zweifel gut kaschieren.

So trägt es Panik in die Herzen
von jenen, die sonst drüber scherzen,
stumm nun mitmarschieren.

Denn die Herrschaft wird uns retten,
umschlingt uns mit festen Ketten,
raubt das freie Denken.

Und sagt jemensch: »So gebt doch Acht!«,
dann wird mit Angst sie stumm gemacht.
Durch Krisen lässt sich’s lenken.

Es frisst das Gift sich in die Venen
all jener, die sich sicher wähnen.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 23.03.2020)