Archiv für AgitProp

Du bist nicht allein / Solidarität

Du suchst nach einem Wege,
drehst dich, siehst dich hilflos um,
fühlst dich eingesperrt in ’nem Gehege;
nur Mauern stehen dort herum.

Bist schon am verzagen;
verloren scheint der Sinn.
Doch lasse mich dir sagen:
es ist nicht alles hin.

Du bist nicht alleine,
Freunde steh’n an deiner Seit‘.
Zusammen bringen wir ins Reine,
was bedrohlich dich anschreit.

Und scheint’s auch unbesiegbar,
was deinen Seelenwald verbrennt,
so ist es ohne Zweifel wahr,
dass uns’re Solidarität nichts trennt.

Lass‘ Hand in Hand uns gehen
gegen alles, was dich frisst,
und uns neues Lande sehen,
in dem du frei dann bist.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 06.05.2014)

Das Ei

Fünfzig Millionen Kinder1,
keines 24 Stunden alt,
wandern für euch Schinder
in den Tod und mir wird kalt.

An ’ner Ramp‘ nach Nutzen selektiert,
ins Gas geht, wer nicht gebraucht,
ohn‘ Mitleid zum Objekte degradiert,
was dunkel aus dem Schornstein raucht.

Und wenn ihr dann versucht zu glauben,
all dies sei lange her,
dann öffnet nur einmal eure Augen;
sich selbst zu hinterfragen ist nicht schwer.

Männliche Hühnerbabies sterben
nur für euer Frühstücksei.
Euer Konsum ist ihr Verderben
und reißt mir das Herz entzwei.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 02.05.2014)

 

1Pro Jahr alleine in Deutschland

GeSa-/Knastgedicht

Eine Wand ganz fahl und kalt,
begrenzt mir meine Welt;
diese Enge heim mir zahlt,
dass euch mein Seien nicht gefällt.

Konnt‘ ich doch niemals widersteh’n,
euch meine Meinung zu verkünden,
kann nicht einfach mitanseh’n,
wie sie fordern, wieder Menschen anzuzünden.

Dafür bekam den Knüppel ich zu spür’n,
wurd‘ verschleppt und eingesperrt;
wer von euch sich nicht lässt führ’n,
dem wird jedes Recht verwehrt.

Eine Wand ganz fahl und kalt,
begrenzt mir meine Welt;
diese Enge heim mir zahlt,
dass euch mein Seien nicht gefällt.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 12.04.2014)

Kalte Angst

Kurz hielt ich dich am Arm,
du klammertest dich fest.
Doch Cops kennen kein Erbarm‘,
gaben mit Schlägen dir den Rest.

An einen finst’ren Ort,
der durchdrungen ist von Schmerz,
zerrten sie dich fort;
deine Angst drang mir ins Herz.

‚Wirst in Gefangenschaft verbracht,
eingeschüchtert und befragt.
Sie haben die Macht
und du den Widerspruch gewagt.

Sei, wie mensch es dir befohl,
sonst droht dir ihr Gericht.
Knäste gibt’s hier wohl
nur Freiheit seh‘ ich nicht.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 11.04.2014)

lass niemals gleichgültig mich sein

Im folgenden eine Nachdichtung zu „Sólo le pido a Dios“ von León Gieco:

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein bei all dem Leid,
mein Mitleid nicht grau und fade sterben,
wenn es soviel gibt doch noch zu tun.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein, wenn Unrecht herrscht;
lass mich, wenn wir geschlagen, es nicht einfach dulden
und trotz ihrer Hiebe immer weitergeh’n.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein, wenn Krieg wütet,
das Leben vergeht in Greul und Elend.
Die Unschuld stirbt auf Schlachtfeldern zuerst.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein, wenn Lüge spricht
und wenn sie uns woll’n in Dummheit halten,
lass die Wahrheit seien mächtiger.

Nur eines bitte ich dich Gott:
lass niemals gleichgültig mich sein vor dem, was die Zukunft bringt.
lass mich helfen, wenn es gilt hier zu versuchen,
uns ’nen schön’res Seien aufzubau’n.

Sólo le pido a Dios
que el dolor no me sea indiferente,
que la reseca muerte no me encuentre
vacío y solo sin haber hecho lo suficiente.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 04.04.2014,
als mp3 downloaden: mit Lari (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Lernmaschinen?

Nicht denken! Lernen!
Nicht hinterfragen! Hinnehmen!
Nicht widersprechen! Funktionieren!
Das soll Bildung sein?

Gehetzte Menschen überall
und sie stehen unter Druck,
müssen immer fleißig büffeln,
nichts als roboten Schluck um Schluck.

Und da dies nicht schnell genug geht,
dass wir der Wirtschaft zugeführt,
drückt mensch uns mit Repressionen,
wird uns ein Studienplan geschnürt.

Doch wenn wir uns dagegen wehren,
erheben das Wort laut zum Protest,
wird prügelnd‘ Wachschutz losgelassen,
gibt der Bildung Freiheit schnell den Rest.

Steuerung + Alt + Entfernen
→ Programm beenden,
was Neues starten:

Denken, nicht nur lernen;
hinterfragen, nicht hinnehmen;
widersprechen, nicht einfach funktionieren;
nur das kann Bildung sein.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 09.03.2014,
als mp3 downloaden: mit Barefoot Etc. (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Knäste

Hinter hohen grauen Mauern
müssen weggesperrte Menschen kauern,
weil ihr Gerechtigkeit es nennt
in ’nem System, das nur die Strafe kennt.

Doch Gerechtigkeit die gibt es nicht,
wo Menschlichkeit zusammenbricht
unter Hass und Wahn und Gier;
der Begriff der Freiheit nur zur Zier.

Wenn wir nicht gegen’ander steh’n
sondern gemeinsam vorwärts geh’n
dann können Gefängnismauern splittern
und jene frei sein, die jetzt noch hinter Gittern.

Es braucht sie nicht, die Strafanstalt,
zerschlagen sei die Staatsgewalt,
wenn anstatt, dass uns die Willkür leitet,
dem Worte sei der Weg bereitet.

Und während ihr die nächsten Knäste baut,
rufen wir klar und rufen laut:
»Wenn der Staat endlich verreckt,
wird jeder Knast zum Hausprojekt!«

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 15.01.2014,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
als mp3 downloaden: mit Albino (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

O wundervolle Weihnachtszeit

Und wieder einmal ist’s soweit,
O wundervolle Weihnachtszeit.
Nichts kann uns Menschen jetzt noch stoppen,
fröhlich geht’s zum Festtags-Shoppen.

So können wir endlich vergessen,
sind selber zünftig vollgefressen;
was interessier’n uns da die Sorgen
jener Menschen ohne Morgen?

Und drängelt doch mal das Gewissen,
wird Geld ins Spendenglas geschmissen.
Das muss der Tat genug dann sein,
soll uns von Menschlichkeit befrei’n.

Es betäubt uns der Konsum,
dreht uns geschickt die Hälse um,
erstickt jeden Widerstand.
Weihnachtlicher Winter herrscht im Land.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 05.12.2013)

Freiheit für die Vielfalt

Öde liegt ein Feld vor mir.
Das Saatgut ist genormt.
Nur profitabler Tod wächst hier.
Was freies Leben war, ist längst verformt.

Was da reift, reift nicht aus eig’ner Kraft,
getrieben nur von Dünger und Chemie;
im Labor beim Werden überwacht,
kann aus sich selbst es leben nie.

Lasst säen uns im Widerstand,
der Vielfalt Freiheit uns erhalten
und bauen an von eig’ner Hand,
nach Bedarf uns selbst verwalten.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 28.12.2013,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
als mp3 downloaden: mit Anderersaits (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Bilder von Vernichtung und Krieg

            Ohne Sinn doch alptraumgleich;
            Leid und Tod und Terrorwahn,
            Baracken, Eis und Stacheldraht,
            Impressionen aus dem »Dritten Reich«;
            am Seien nagt des Todes Zahn,
            Mörder unter’m Schattenrad.

Brennen sich Bilder in mein Herz,            
ersticken jeden Atemzug,            
lassen zitternd mich zurück.            
Werd‘ nie begreifen jenen Schmerz,            
wie mensch damals alles niederschlug,            
was es auf Erden gibt an Glück.            

            Und noch immer wandeln sie,
            spucken ihren Opfern ins Gesicht.
            Der Staat schaut zu, ist ihnen treu.
            Lernen diese Menschen nie?
            Erdrückt sie das Leiden nicht?
            Wann gibt es endlich wahre Reu‘?

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 26.08.2013,
als mp3 downloaden: mit Rest in Risiko (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)