»Insbesondere ein Miniblogger mit dem Namen Tintenklecks schwurbelt von einer ›besonders kruden Querfront der Querfronten‹ und verspürt idiosynkratischen ›Ekel‹.« (http://magazinredaktion.tk/corona84.php)
Jetzt bekam ich nach über zwei Monaten doch nochmal eine Mail von der »Magazin Redaktion«. Schadenfreudig wollte man mir mitteilen, dass man sich nun erlaubt habe, auch mich auf ihrer Website zu erwähnen, nachdem ich in meinem Beitrag »Querdenken – Verschwörungswahn und Rücksichtslosigkeit« ihre Mails an mich analytisch zerpflückt hatte. Und abgesehen davon, dass ich an ihrer Stelle vom »[unbedeutenden] Miniblogger« geschrieben hätte, liegen sie zumindest richtig, wenn sie feststellen, dass ich einen unüberwindlichen Ekel gegenüber jeder Kooperation mit Faschist*innen habe. In der Redaktion scheint man sich dann auch die Vorliebe chauvinistischer Kreise zu eigen gemacht zu haben, den politischen Gegner*innen verniedlichende Verdrehungen von deren Namen als Bezeichnung zu verpassen. Das ist schon okay. Ich bin lieber ein Tintenklecks, als Teil eines braunen Haufens. Eine Anschuldigung aus der Mail, ich hätte mit meinem Blogbeitrag einen Freund, der mit seinen Positionen übrigens öffentlich auftritt, denunziert, muss ich zurückweisen. Anders als die »Magazin Redaktion« sehe ich Antisemit*innen, Verschwörungswahnsinnige und Querfrontler*innen nicht als meine Freund*innen. Wer mit dem Faschismus sympathisiert kann aus antifaschistischer Perspektive politisch nur als Feind*in erachtet werden. Und wo ich gerade beim Thema Antifa bin, kann ich direkt festhalten, dass ich mit solchen Anfeindungen durch die Querfront an sich übrigens in guter Gesellschaft bin. Auf seinem Telegram-Channel fantasiert der angebliche »Demokratische Widerstand«, dass antifaschistische Gruppierungen wie die North-East Antifa [NEA], welche sich behauptungsweise um den DJU-Gewerkschafter Jörg Reichel formieren soll, als staatliche Agents Provocateurs die jüngsten Ausschreitungen von Corona-Leugner*innen in Belgien angeheizt hätten.i So wird dann die Verantwortung für die Gewalt durch die eigenen faschistischen Gewalttäter*innen auf progressive Kräfte geschoben, um diese gefühlt zu diffamieren. Weiterlesen
Hier teile ich einen Text von Roter Aufbau Hamburg, welcher von ihnen auf Indymedia veröffentlicht wurde, und den ich, selbst wenn ich nich absolut jede Position zu 100% genau so teile, sehr gut finde, weil er die Grenzen aufzeigt, die zwischen einer revolutionären, linken Kritik am Staat auf der einen Seite und verschwörungsgläubigen Idiot*innen von »Freie Linke«, »Querdenken« und co. auf der Anderen verläuft.
Einige Linke beteiligen sich aktuell an den Corona-Protesten von Querdenken und anderen Strukturen. Dies weckte den Wunsch, sich erneut mit dieser Bewegung zu beschäftigen und abzuwägen, welche Position Kommunist:innen zu ihr einnehmen sollten.
Die Demonstrationen aus diesem Spektrum entwickeln sich zunehmend zu gewalttätigen Protesten, woraus schnell der Eindruck entstehen mag, dass dort ein gewisser Antagonismus zu Tage tritt und somit Anknüpfungspunkte für die radikale Linke bestehen könnten. Andere argumentieren, dass nun das »Volk« auf der Straße wäre und wir dort deshalb ebenso eine Rolle spielen sollten, wenn wir eine gesellschaftliche Relevanz erreichen wollten. Es geht nicht darum, alle Querdenker als Nazis zu betiteln. In manchen Städten geben sich die Nazis zwar offen erkenntlich und laufen zum Beispiel in eigenen Blöcken mit. In anderen Städten wiederum nehmen sie nur als Einzelpersonen daran teil. Auch wenn sie in den allermeisten Fällen zahlenmäßig keinen bedeutenden Anteil stellen, so ist es für die Nazis schon ein Erfolg, dass ihnen ihre Teilnahme gestattet wird. Zwar spielen sie bundesweit quantitativ keine bedeutende Rolle, aber sie dienen der Bewegung als gewalttätige Speerspitze und sind auch Stichwortgeber. Querdenken ist inhaltlich kein homogener Block, sondern speist sich aus verschiedenen Themen zusammen. Die größte inhaltliche Überschneidung wird es wohl in der Ablehnung der Impf- und Maskenpflicht geben. Dabei sind diese beiden Maßnahmen aber gerade die einzigen Mittel, um in einem absehbaren Zeitfenster aus der Pandemie herauszugelangen. Regelmäßiges Testen kann zwar die Infektionsketten aufzeigen, aber ohne eine Immunisierung der Bevölkerung, werden diese Infektionsketten auch kein Ende nehmen. Querdenken tritt somit für die Freiheit des Individuums ein, auch wenn diese auf Kosten der Gemeinschaft geht. Das Festhalten an individueller Freiheit entspricht in dieser Lage nicht dem objektiven Interesse unserer Klasse. Dieses Verständnis von einer absoluten Freiheit widerspricht dem linken Gedanken der Solidarität. Wir haben das Interesse, nicht für das Kapital geopfert zu werden und an Corona zu sterben. Aus der Pandemie wird man aber nur durch einen anständigen harten Lockdown und Impfungen kommen. Die Querdenken-Bewegung ist vor allem daher individualistisch und bürgerlich, weil sie dafür eintritt, die Normalität trotz möglichen Toten einzuläuten. In den meisten Städten ist deswegen auch zu beobachten, dass die Teilnehmer:innen aus dem Kleinbürgertum kommen. Die AFD ist auch nicht zufällig die parlamentarische Stimme dieser Bewegung, sondern betreibt Klientelpolitik. Sie ist es eben, die die nationalistischen Teile der Liberalen, Konservativen und die völkische Bewegung vertritt. Weiterlesen
Ein paar Lieder der neuen CD »Es brennt« von Tobias Thiele & Die Kundschafter des Liedes kenne ich schon von Besuchen bei Tobi im Studio. Schon da wusste ich, dass es richtig gewesen war, die Crowdfunding-Kampagne von RedHeadMusic unterstützt zu haben. Da die nun aber schon eine ganze Weile her war, erinnerte ich mich daran gar nicht mehr so recht, als ich kurz vor Weihnachten voller Vorfreude zwei CDs bestellte — eine für mich und eine zum verschenken. Als diese dann vorgestern ankamen, lag auch noch eine dritte CD als mein Dankeschön dabei. Nun hatte ich also zwei Geschenke für mir liebe Menschen und konnte mich auch endlich an die obligatorische Rezension setzen, die diesmal anders als bei Tobi’s vorhergehender Scheibe »Alles kann anders sein« von 2018 somit kurz nach der Veröffentlichung am 24.12.2021 folgt.
Gefühlt ist das Album kompositorisch vielseitiger und komplexer als das letzte. Das zeigt schon das Instrumental »Das Erwachen« auf, welches als Intro dient. Zudem fallen mir immer wieder Naturmetaphern auf. Dies passt dazu, wie nach dem recht ruhigen Song »Die Elemente« der titelgebende Track »Es brennt« sowie die Lieder »Unschuldig schön« und »So klein« immer wieder die bestehenden, kapitalistischen Verhältnisse kritisieren und in diesem Rahmen auch die Umweltzerstörung und den fatalen Umgang mit dem Klimawandel anprangern. Auch mit »Die Wiesen blühen« und »Ein Freund« geht es politisch weiter. Hier werden der gesellschaftliche Rechtsruck und Rassismus thematisiert und für eine offene Aufnahme von Menschen geworben, die natürlich nur so lange fremd sind, wie wir nicht die Möglichkeit wahrgenommen haben, sie kennenzulernen.
Das darauf folgende Remix von »Die Welt steht auf’m Kopf« gefällt mir nicht so gut, wie das Original, welches Tobi bereits 2020 veröffentlichte, auch wenn der Text natürlich noch immer toll ist. Danach folgt nach »Der Freund« mit »Santa Clara« mein zweites von vier Highlights auf der CD — ein wunderschönes Liebeslied auf mein geliebtes revolutionäres Kuba. »Ein Licht für dich« und »Wie ein Kind« sind Lieder über die Vergänglichkeit und die Verluste, welche uns die Zeit unweigerlich zufügt. Das zweite von Beiden bietet dabei aber auch die hoffnungsvolle Perspektive auf Neues, was die Zukunft mit sich bringt.
Dann kommen mit »Dieses Lied ist ein Gewehr« sowie »Aus einem Land, das es nicht mehr gibt« meine Favoriten drei und vier. Wo das eine ein Lied voll Sehnsucht für den Frieden ist, den es im Kapitalismus sicher niemals geben wird, handelt das zweite von der Heimat, die Tobi wie mir in unserem vierten Lebensjahr genommen wurde und die trotz nötiger Kritik auch viele gute Seiten hatte. Das Lied kritisiert auch, dass Ost und West bis heute noch nicht zusammengewachsen sind, könnte meines Erachtens dabei aber noch klarer auf die Quasi-Annexion und die politische Arroganz der BRD als Grund hierfür eingehen. Stattdessen schlägt das Lied versöhnlichere Töne an und fragt neugierig nach dem, was uns in der gemeinsamen Zukunft erwartet. Das ist sicher auch gut.
Den Abschluss macht mit dem Track »Geld« eine Neuauflage vom Album »Unerhört« aus dem Jahr 2016. Im Ganzen ist das Album musikalisch und inhaltlich rund, solide und hat ein paar echte Perlen zu bieten. Ein wenig schade finde ich nur, dass es diesmal kein spanischsprachiges Lied mit auf die Scheibe geschafft hat.
Das Booklet ist stilvoll gestaltet und mit Fotografien aus dem Birkenstudio von Anne Stubenrauch und Ben Kriemann versehen, die auch die Fotos für meine letzte CD »Eine Scheinwelt namens Realität« geschossen hatten. Für mich komplettiert es den künstlerischen Gesamteindruck von Tobi’s sehr gelungenem neuen Album. Von mir gibt’s eine unbedingte Kaufempfehlung.
Das folgende Gedicht entstand beim LARP als Auftragsgedicht für Ben den Zwerg, der handwerklich tatsächlich wunderbar begabt ist und dem auch ich eine tolle Truhe für Bücher & weitere Schriften verdanke.
Büchertruhe der Reise-Bibliothek des Wildvogel-Clans
Wo der Hammer auf den Amboss kracht,
weil in Flammen nützlich Ding entsteht,
und der Hobel seine Bahnen macht,
ihr voll Fleiß ihn häufig stehen seht.
Er liebt das Schnitz- und Schmiedewerk…
Willst du schlafen in feinem Bette?
In seinem Hotel wird dies gescheh’n.
In seiner Werft kannst Schiffe fette
vielfach du vom Stapel laufen seh’n.
Er ist meisterlich im Handelswerk…
Für die Poesie, Schalmayenton
als auch Gemälde gibt er gerne Gold.
Beim Sackpfeifenspiel, da merkst du schon,
ist der Künste Göttin ihm dann hold.
Er fördert nobel kunstvoll Werk…
Frei ist nur er selbst sein eig’ner Herr,
doch der Familie treu verbunden,
ist allzeit bereit zur Monsterwehr,
als auch um Welten zu erkunden.
Er schreitet grimm zum Heldenwerk…
5. Dezember 2021PolitischesKommentare deaktiviert für Aufruf 2022: Dekolonisierung, Entmilitarisierung, Streik – für eine kämpferische Antwort auf jede Krise!
Aufruf zum Antifaschistisch-Internationalistischen Block auf der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration 2022
Auch 103 Jahre nach der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts durch rechte Freikorps im Auftrag der reaktionären SPD-Regierung gehen wir gemeinsam für sozialistische Forderungen auf die Straßen. Als Teil der radikalen Linken fordern wir das Ende aller Kriege, weltweite Dekolonisierung, den Stopp aller imperialistischen Unternehmungen und den Sturz des kapitalistischen Ausbeutersystems. Deswegen unterstützen wir klassenkämpferische Streiks und Kampagnen, den Kampf gegen staatliche Repressionen gegen Linke und Marginalisierte und die Formulierung schlagkräftiger und konsequenter Antworten auf die sich derzeit besonders in der Pandemie zeigenden großen Krise der kapitalistischen Staaten. All dies sind Themen, die schon vor 103 Jahren die Arbeiter*innen und Genoss*innen zur Novemberrevolution bewegten. Damals wie heute gilt, was Karl Liebknecht sagte: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land!“
Dass sich etwa die
reaktionäre Mehrheit der deutschen Sozialdemokratie Anfang des 20.
Jahrhunderts für den Krieg und die „nationale Sache“ einspannen
ließ, lag u. a. an einer rassistisch aufgeladenen Propaganda gegen
das autoritäre zaristische Russland. Der imperialistische Krieg, der
nur denen hilft, die an ihm verdienen, erschien im Lichte dieser
Propaganda als eine progressive Tat. Doch es waren die Massen der
Arbeiter*innen auf allen Seiten, die für die Interessen von
Militärs, politischer Führung und Kapitalist*innen an die Front in
den Tod geschickt wurden oder in der Rüstungsindustrie arbeiten und
Hunger leiden mussten.
Auch heute wird
wieder eine ähnliche Argumentation ins Feld geführt, wenn
imperialistische Kriege mit Menschenrechten oder „Demokratieexport“
gerechtfertigt werden. Beispiele dafür sind die Bundeswehreinsätze
in Afghanistan und Mali. Nach der eingestandenen Niederlage und dem
militärischen Rückzug der westlichen Besatzungsarmeen vom
Hindukusch sucht derzeit die NATO neue militärische Abenteuer. Damit
wird die Rüstungsspirale weitergedreht und die von den USA
vorgegebene Doktrin aufrechterhalten, dass die NATO-Staaten zwei
Prozent ihres Haushaltes fürs Militär ausgegeben müssen. Da die
Bundesrepublik – und allen voran auch nicht die neue Ampelkoalition
– dies nicht infrage stellt, wird der deutsche
Verteidigungshaushalt erneut stark ansteigen. Und während die
Militärausgaben wachsen, wird die Kriegstreiberei medial
unterstützt. Nun müssen schon Geflüchtete dafür herhalten, um
schwer bewaffnete Soldaten an den EU-Außengrenzen zu stationieren.
So schwadronieren beispielsweise die EU und NATO über eine hybride
Kriegsführung von Belarus. Offensichtlich will die deutsche
Regierung als Führungsmacht in Europa einen neuen Kalten Krieg vom
Zaun brechen. Sie nimmt dabei in Kauf, dass Belarus durch die
Drohgebärden und jüngsten NATO-Manöver an den Grenzen Russlands
seine vor 20 Jahren stillgelegten Atomarsenale wieder aktiviert. Es
war vorhersehbar, dass die herrschende Oligarchie in Belarus nach den
Sanktionen der EU, darunter u. a. ein Lebensmittelimportverbot, die
Geflüchteten Richtung Westen ziehen lässt. Dabei darf nicht
vergessen werden, vor allem die imperialistische Politik von EU und
NATO sowie die Kriegseinsätze in Afghanistan, Mali und Syrien
sorgten dafür, dass Menschen zur Migration nach Westeuropa gezwungen
werden. Außerdem werden – meist ausgehend von Deutschland –
EU-Sanktionen initiiert, um den Wiederaufbau von zerstörten
Territorien beispielsweise in Syrien zu verhindern.
Eine solche
Außenpolitik, wie wir sie auch seit Jahrzehnten aus den USA
gegenüber Lateinamerika kennen, zeigt, dass die Welt noch immer in
kolonialer Manier von Großmächten aufgeteilt und verwaltet werden
soll. So währen die Kontraaktivitäten gegen Kuba samt Terror,
Wirtschaftskrieg und Fake News nun schon mehr als 60 Jahre. Doch wird
dieser imperialistischen Politik weltweit auch Widerstand
entgegengesetzt. In Palästina, Kurdistan, Westsahara, Sudan,
Kaschmir, Eelam Tamil, Chiapas, Kolumbien, Chile, den Philippinen und
an unzähligen anderen Orten bieten progressive und revolutionäre
Aktivist*innen der kapitalistischen Kriegsmaschinerie die Stirn.
Dieser Widerstand wird auch in Deutschland, im Herzen der
imperialistischen Bestie, von mutigen Arbeiter*innen und
Marginalisierten geführt.
Wir sind uns sicher,
dass Rosa Luxemburg auch heute an der Seite der zahlreichen
streikenden Arbeiter*innen stehen würde. Denn sie war eine
Befürworterin des politischen (General-)Streiks als revolutionäres
Kampfmittel. Eindrucksvoll bewiesen die Arbeiter*innen des
Lieferservice Gorillas, welche Schlagkraft ihr wilder Streik
entfalten konnte – trotz des in Deutschland herrschenden und vom
Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) abgesegneten Verbots eines solchen.
Denn hierzulande wird eine Sozialpartnerschaft von Arbeiter*innen und
Kapitalist*innen vorgegeben, die im Gegensatz zum Gedanken des
politischen Streiks und der Selbstbestimmung durch Arbeiter*innenräte
steht. Streiks sind nur in einem engen rechtlichen Rahmen und mit dem
Ziel erlaubt, Tarifverträge abzuschließen. Es ist wenig
überraschend, dass Streiks heftig angegriffen werden, besonders wenn
sie das öffentliche Leben betreffen. Vor allem die Corona-Krise
wurde für den Versuch genutzt, das Streikrecht auszuhebeln. Das
betraf zuletzt etwa den Streik der Gewerkschaft der Lokführer*innen
(GdL). So versuchte der Vorstand der Deutschen Bahn im September, den
angekündigten GdL-Streik mit eigenwilliger Auslegung von
Corona-Notstandsverordnungen juristisch zu untersagen.
Das ist zynisch,
denn ein Großteil der Schutzmaßnahmen läuft darauf hinaus, die
kapitalistische Wirtschaft am Laufen zu halten und
Kontaktbeschränkungen allein ins Private zu verlagern. Kurz gesagt:
Die Arbeiter*innen sollten sich weder treffen noch organisieren,
sollen sich aber in überfüllte S-Bahnen zur Lohnarbeit quetschen.
Dem konnte sich indes die GdL erfolgreich in den Weg stellen. Auch
die Streiks bei den Vivantes-Kliniken in Berlin haben gezeigt, wie
jene sich erfolgreich organisieren und ihre Forderungen teilweise
durchsetzen konnten, die die Lasten der Corona-Krise am eigenen Leib
durch völlige Überarbeitung in einem privatisierten und kaputt
gesparten Gesundheitssystem zu tragen haben. Selbst die Angriffe mit
der moralischen Behauptungen, die Beschäftigten würden ihre
Patient*innen im Stich lassen, konnten daran nichts ändern. Doch
sind es die Kürzungen und die schlechte Bezahlung, die zu einem
Mangel an Pflegekräften und somit zu schlechter Betreuung führen.
Die Coronapandemie
offenbart wie kaum ein anderes Ereignis in jüngster Vergangenheit
die tiefe Krise des kapitalistischen Systems. Trotzdem schafften es
linke Gruppen kaum, über die Solidarisierung mit einzelnen Kämpfen
hinaus konkrete Antworten zu finden und gleichzeitig den Spagat
zwischen notwendigen Schutzmaßnahmen und einer Positionierung gegen
einen immer autoritärer werdenden Nationalstaat zu schaffen. Diese
Leerstelle wurde stattdessen von reaktionären Kräften gefüllt.
Weil diese aber keine antikapitalistische Antwort formulieren,
sondern sich in einem zur neoliberalen Ideologie passenden
Individualismus verlieren, benennen sie nie die eigentliche Ursache
der Krise. Vielmehr bleibt es bei einem diffusen „gegen die da
oben“. Diese Position ist für faschistische Kräfte anschlussfähig
und wird von diesen auch dankend aufgenommen.
Die Konsequenz
daraus war beim sogenannten Sturm auf den Reichstag oder bei anderen
Angriffen von Faschisten und Impfgegner*innen zu sehen, etwa im
Oktober in Rom, wo ein Gewerkschaftshaus verwüstet wurde. Während
derartige faschistische Angriffe von den Nationalstaaten mit Milde
sanktioniert werden, gehen Repressionsbehörden und Geheimdienste mit
äußerster Härte gegen antifaschistische Gruppen vor, um uns mit
129er Verfahren von Gegenprotest und -perspektive abzuhalten. Die
bundesweite Mobilisierung von Antifaschist*innen und
internationalistisch Organisierte zum Auftakt des Prozesses gegen
Lina E. und andere Angeklagte zeigt aber auch, dass in unserer
kämpferischen Vereinigung stets das Potenzial des Aufbaus einer
linken Gegenkraft liegt.
Gegen den Versuch
einer antisemitisch-verschwörungsgläubigen Querfront einerseits und
gegen das widerspruchslose Einknicken in die kapitalistische
Krisenverwaltung auf Regierungslinie andererseits muss eine
selbstbewusste linke Kritik formuliert werden, die mit praktischem
Antifaschismus Hand in Hand geht. Während der Staat Konzerne in
Milliardenhöhe subventionierte, mussten Arbeiter*innen auf einen
Teil ihres Gehalts verzichten oder verloren gleich ganz ihr
Einkommen. Und auch global sehen wir diese Art der Umverteilung von
unten nach oben, beispielsweise durch die ungleiche Verteilung der
Corona-Impfstoffe oder dem Festhalten an den Patenten hierfür.
Die jüngsten
Erfolge kollektiver sozialer Kämpfe wie die massenhafte
Mobilisierung der Kampagne „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“
oder der Black-Lives-Matter-Bewegung müssen wir als
Anknüpfungspunkte nutzen, um radikale sozialistische Forderungen
aufzustellen.
Kurz vor ihrem Tod
formulierte Rosa Luxemburg: „Eure ‚Ordnung‘ ist auf Sand
gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon ‚rasselnd wieder in
die Höh‘ richten‘ und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang
verkünden: ich war, ich bin, ich werde sein!“ Diese Worte haben
weiterhin Gültigkeit. Es gilt, sie mit Leben und Taten zu füllen.
Die radikale Linke
muss eine revolutionäre Antwort finden, um gegen die Bewältigung
der Pandemie auf dem Rücken der Arbeiter*innen und Marginalisierten
zu kämpfen.
Heraus zum antifaschistisch-internationistischen Block auf der LL-Demo am 9. Januar 2022! Für eine kämpferische Antwort auf jede Krise!
Sonntag, 09.01.2022 | 10:00 Uhr | U-Bahnhof Frankfurter Tor (Friedrichshain)
Das folgende Gedicht entstand im Rahmen meiner DSA-Pen&Paper-Runde:
Aus Prem, wo, so weiß es jedes Kind,
das Feuer in die Kehlen rinnt,
wo ist daheim der Heldenmut,
fließt heiß durch Thorwal’s Reckenblut,
entstammt Branda’s Dottir Luna,
zog aus und fand gar große Runa.
Mit der Otta in die Ferne,
geleitet von dem Licht der Sterne,
gen Süden, Osten und dann Norden.
Die Neugier war am überborden,
bevor es folgte ein Bedauern:
der Drache sank vor Festum’s Mauern.
Sodass sie ins Landesinn’re zog,
mit Nuyarin zum Kvill abbog,
’ne neue Ottajasko fand,
die so manche Quest bestand
bei der Reise in den Elfenwald,
um zu finden Wunder alt.
Schlug Vampir und Schatten tot,
färbte mit Goblinblut die Erde rot,
verhandelte mit Elfensippen,
hörte weises Wort von Magierlippen,
konnte im Traume fertig bau’n
und auch mit wachem Auge schau’n,
Die Bahalyr – ein Elfenschiff,
das fliegend gleitet über jedes Riff
im Himmel hoch, wo Wolken steh’n,
voll Pracht und Schönheit anzuseh’n,
und folgte einem alten Ruf
aus Träumen jener, die es schuf.
Das Thema der »Querdenker« lässt mich nicht los. Es saugt zur Zeit sogar ziemlich viel Kraft. Erst kürzlich entdeckte ich, dass nach Max Liebersi auch Bert Kartesas, mit dem ich früher ein paar mal auf der gleichen Bühne standii, in das Lager der Querfrontler*innen und Verschwörungsgläubigen gewechselt ist. Das macht für mich wieder eine Distanzierung nötig, da ich mit dem widerlichen Antisemitismus, der auf deren Veranstaltungen propagiert wird, einfach in keiner Weise in Verbindung stehen will. So trat Bert schon am 04.11.2020 bei einer Veranstaltung von »Querdenken Berlin« mit Dietmar Lucas von »dieBasis«, Anselm Lenz und Hendrik Sodenkamp auf dem Berliner Alexanderplatz auf.iii Lenz äußerte dabei über die Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley den Satz »Diese Leute sind das Unglück«iv und spielte damit wohl direkt und in antisemitischer Manie auf einen 1879 veröffentlichten Aufsatz von Heinrich von Treitschke an, in welchem dieser behauptet »Die Juden sind unser Unglück«, was später zum Schlagwort des nationalsozialistischen Hetzblattes »Der Stürmer« wurde. Immer wieder trat Bert in solchem Rahmen aufv und lief bei entsprechenden Umzügen mitvi. Zu dem antisemitischen Geschmiere in »Der Stürmer« bleibt noch zu erwähnen, dass nicht nur dessen Herausgeber Julius Streicher Impfungen als Form der »Rassenschande« durch »jüdische Ärzte« diffamierte. Generell war der große Anteil von anthroposophischen Anhänger*innen der NSDAP wie heutige »Querdenker« der Überzeugung, dass »Impfstoffe eine Erfindung jüdischer Pharmakonzerne« seien, um das »deutsche Volk« durch die »Veränderung der Gene« zu zerstören. Folglich wurde die Impfpflicht gegen Pocken schon zu Beginn der NS-Diktatur aufgehoben.vii Über den faschistoiden Background der anthroposophischen Partei »dieBasis« äußerte ich mich beiläufig bereits in meinem letzten Artikel zu »Eine[r] besonders krude[n] Querfront der Querfronten«. Und da sind wir beim nächsten Punkt. Kaum äußert man sich öffentlich über die Anhänger*innen von »Querdenken«, wird man mit deren Müll zugekippt, der offensichtlich einem gigantischen Drang zur Selbstdarstellung zu entspringen scheint. So erhielt ich Mails von Leuten, die offensichtlich aus dem Umfeld des antideutschen »Laidak« in Neukölln zu kommen scheinen, in welchen ich dann z.B. mit einem Artikel genervt wurde, in dem Antifaschist*innen, die sich gegen Querfrontbestrebungen einsetzen, als »Miniwächter der Ordnung« und damit quasi staatlich gesteuert dargestellt werden. Leute, die jede Positionierung für Tests, Mund-Nasen-Masken und Impfungen als faschistisch niederbrüllen, werfen einem dann vor, durch eine Mini-Recherche »eine offene gesellschaftliche Debatte zu diesem Thema unmöglich zu machen« und behaupten, dass es illegitim sei, aus verwendeter NS-Sprache durch Querdenken-Akteure wie Lenz oder der selbst so genannten »Freien Linken« auf deren Nähe zu entsprechender rechter Ideologie zu folgern. Dies sei, so der dreiste Ansatz der Verfasser der Mail, genauso, als wenn man aus dem Künstlernamen Tintenwolf schließen würde, dass ich ein »stalinoid-turkofaschistischer Querfrontler« wäre, da sich faschistische Gruppierungen wie die »Grauen Wölfe« ja immer wieder auf Wölfe beziehen würden und Stalin seine Todesurteile mit Tinte unterzeichnet habe. Das ich mich als begeisterter Freund von Wölfen über mein Gedicht »was wölfe wirklich gefährlich macht« bereits explizit gegen die Vereinnahmung von Wölfen durch Faschist*innen geäußert habe und die Tinte auf das Schreiben von Gedichten anspielt, ist offensichtlich die ferner liegende Begründung. Alleine schon der Ansatz harte antisemitische Parolen durch solch wirre Wortspielereien zu verharmlosen, ist extrem anti-dialektisch und entbehrt jeder materialistischen Begründung. Auf solchen Wahnwitz habe ich keinen Bock.
Erst diese Woche erfuhr ich von einer besonders ekelhaften Querfront-Veranstaltung der sogenannten »Querdenker« am 16.09.2021 vor der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Die von sich selbst so genannte »Freie Linke«, welche u.a. mehrfach ihren »Marktplatz der Demokratie« am Nettelbeckplatz im Wedding mit der AFD-nahen, faschistischen, anthroposophischen Corona-Leugner*innen-Partei »dieBasis«, den evangelikalen, klerikalfaschistischen »Christen im Widerstand« & einer Gruppe, welche sich selber »Berliner Kommunarden« nennt und damit wohl auf die historische Kommune 1 in Berlin Bezug nehmen möchte, abgehalten hat,i und die hippsterige Querdenktruppe »Freedom Parade« um den Party-DJ Michael Bründel alias Captain Future waren angetreten, um gegen die 2G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte oder Genesene) bei der Einführungsveranstaltung des neuen, moderat antikapitalistischen, antirassistischen & feministischen Intendanten der Volksbühne – René Pollesch – zu protestieren.ii Das wirklich krude an diesem Aufmarsch war, dass neben der »Freien Linken«, die sich gerne als »antiimperialistisch« versteht, damit aber im Sinne des deutschen Faschismus der NSDAP den Kampf gegen die angeblich vom »Weltjudentum« gesteuerte USA meint, ohne deren Funktion in einem kapitalistisch-imperialistischen Machtgefüge auf der Erde wirklich zu begreifen, mit Thomas Maul und Bernd Volkert auch jene Querfront mit der Neuen Rechten vertreten war, die sich Anti-Deutsche Bewegung nennt und extrem islamfeindlich & bedingungslos israelsolidarisch ist. Bernd Volkert betreibt das »Laidak« in Neuköllniii und schreibt für die, von Jürgen Elsässer mitgegründete »Jungle World«iv. Thomas Maulv schreibt als Autor für die ebenfalls von Jürgen Elsässer mitgegründete »Bahamas« sowie als Gastautor für »Die Achse des Guten« von Henryk M. Broder, Dirk Maxeiner & Michael Miersch.vi Der besondere Grusel bei der faschistischen Kundgebung liegt also bei dem Zusammenkommen zweier Querfrontgruppierungen – der angeblich antiimperialistischen »Freien Linken«, welche zusammen mit antisemitischen Positionen der alten, NS-Rechten zusammengeht und Phrasen vom »entarteten Finanzkapitalismus« drischtvii auf der einen Seite und die Anti-Deutschen, welche traditionell mit der anti-islamischen Neuen Rechten zusammenstehen – so wird z.B. von der German Defence League von »Israel als Frontstaat gegen die islamische Barbarei« gesprochen, wogegen die Bahamas »Israel als Frontstaat gegen den islamischen Faschismus« bezeichnet – auf der Anderen. Die Querfront der Querdenker gegen die Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung bringt sie ebenfalls einer Querfront gleich zusammen, die Antisemit*innen und die Anti-Deutschen.