Archiv für Geschichte von Alex und Sascha

streit

du bist voll zorn, ich bin es auch.
ein faden nur aus dünnem rauch,
der noch besteht, zu leicht verfliegt,
wenn streit die liebe überwiegt.

es dreht im bauch die wut sich um
und sei der grund auch noch so dumm.
auch wenn er wahr und auch gerecht,
vom dreh‘n im magen wird mir schlecht.

freundschaft und liebe schnell vergeh‘n;
ja, nur in reflexion besteh‘n,
hängen an mir und auch an dir,
so lass uns seien offen ihr.

du bist voll zorn, ich bin es auch.
ein faden nur aus dünnem rauch,
der blühen kann, aber nicht muss.
ich schenk‘ ihm leben bis zum schluss.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 23.01.2018,
aus der »Geschichte von Alex und Sascha«)

die demo

Ein Gedicht aus der »Geschichte von Alex und Sascha«:

wegen der mieterhöhung sind wir hier,
uns uns’rer freund*innen hilfe holen.
mit ihnen steh’n nun seit‘ an seite wir
gegen krieg und stumpfe hassparolen.

klar waren kriege immer scheisze schon;
nur zu ’ner demo ging ich selten raus.
so fühl‘ ein wenig ich der welten hohn,
dass ich erst hier, wo es geht um’s haus.

nun laufen wir mit schildern und ’ner fahn‘
vom alex hin zum brandenburger tor.
fordern frieden und’s end‘ vom waffenwahn
und kommen uns doch allzu machtlos vor.

wie um dies‘ gefühl zu untermauern,
bilden behelmte cops uns ein spalier.
die friedfertigkeit muss heute trauern.
»demokratie« schmückt sich mit knüppel-zier.

doch wo sie uns treten und uns schlagen,
ergreift die deine plötzlich meine hand.
fühl‘ die kraft durch meinen körper jagen;
von heut‘ an steh‘ ich gegen dieses land.

will nicht mehr der lethargie erliegen.
weisz solidarisch dich an meiner seit‘.
auch wenn heut‘ noch ihre bomber fliegen,
sind wir bot*innen für des friedens zeit.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 19.01.2018,
aus der »Geschichte von Alex und Sascha«)

weniger statt mehr

»alle einsteigen bitte.«
ins gedräng‘ der bahn hinein,
die masse schiebt mich in die mitte,
zur arbeit hin. ich will nicht, nein.

doch nach wollen nicht gefragt,
muss ich wohl des weges geh’n
und weil noch die geldnot an mir nagt,
werd‘ ich auch nach zusatzschichten seh’n.

dies gleicht einer bettelei.
kürzer treten, sollen wir.
was mit mir geschieht ist einerlei,
nur der wirtschaft »nöte« gelten hier.

»alle aussteigen bitte.«
für mehr arbeit wollt‘ ich mehr.
stattdessen gab’s verbale tritte.
sag, wo nehm‘ ich nun die miete her?

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 16.11.2017,
aus der »Geschichte von Alex und Sascha«)

mieterhöhung

guten tag verehrte mieter
und ihr mieterinnen auch,
wir erhöhen ihre miete,
denn das ist bei uns so brauch.

doch bevor sie nun empört sind,
dass ihr wohnraum uns gehört…
nun, das ist kapitalismus,
freiheit, die sie sonst nicht stört.

also uns’re freiheit freilich,
nicht die ihre oder so.
für den markt und die verwertung
lohnt sie, sei’n sie drüber froh.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 19.10.2017,
aus der »Geschichte von Alex und Sascha«)

alltäglicher abend

in dunkler nacht versinkt der tag.
auf ihm liegt jene arbeit schwer,
die ich auf meinen schultern trag.
sehn‘ nach ’ner pause mich so sehr…

im bier und in des fernseh’rs bild
verschwimmen geist und emotion
und in mir tobt die sehnsucht wild.
doch was nützt all das träumen schon?

was geschieht sind nicht’s als schäume.
so treibt des alltag’s trott voran.
müde schlaf‘ ich ohne träume;
was geht mich da der terror an?

»lass sie doch reden«, sag ich mir;
betroffen sind sie eh nicht mehr.
selbst wenn die bombe krachet hier,
ich schlafe nun, mein kopf ist leer.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 04.10.2017,
aus der »Geschichte von Alex und Sascha«)