Alles kann anders sein – eine Rezension

Im Dezember steht das erste Event an, welches durch meinen Kubaaufenthalt zu verpassen ein bisschen weh tut. Am 16.12.2018 wird mein Kollege Tobias Thiele im »Musik & Frieden« (Falckensteinstr. 48, 10997 Berlin) seine neue Scheibe »Alles kann anders sein« vorstellen. Mit von der Partie ist als Vorband dann auch »Lari und die Pausenmusik«. Ich wünsche ihnen schon jetzt ein tolles Fest.

Zum Glück habe ich Tobias in den letzten Wochen in Pinar del Rio und in Havanna getroffen, wo er sich für Cuba Sí aufhielt. So habe ich das Album – wenn auch nicht physisch, so doch wenigstens digital – schonmal in der Hand und kann es samt dem liebevoll gestalteten Booklet bestaunen. Mit seinen 12 Songs kommt es auf eine gute Dreiviertelstunde Spieldauer. Im Laufe dieser Zeit entfaltet Tobias Thiele ein Programm, das von kämpferischen Liedern bis zu selbstironischen Stücken reicht und neben deutschsprachigen Texten auch einen auf spanisch umfasst.

Los geht es mit den zwei Liedern, die am stärksten auf den Albentitel referieren. Wo es bei der letzten CD von Tobias um das Unerhöhrte ging, steht diesmal also das Ändern im Vordergrund. Gerade beim zweiten Titel bedeutet dies, die bestehende Ordnung nicht mehr hinnehmen zu wollen. Im darauf folgenden Song »Komm« wird dazu aufgefordert, aktiv zu werden, und ganz nebenbei auf den Zusammenhang von Kapitalismus und Krieg aufmerksam gemacht.

Besonders emotional ist für mich dann das vierte Lied. Dort übersetzt Tobias den Song »Otra Voz Canta« ins Deutsche. Der Text des Originals stammt aus der Feder von Circe Maia, die Melodie von den Saiten der Gitarre des großartigen und leider seit Ende 2017 verstorbenen uruguayanischen Liedermachers Daniel Viglietti. Wie beim Original stellt sich auch bei der Adaption ein Gänsehautgefühl ein. Weiter geht es mit Traum & Utopie, der Lust am Feiern mit Freund*innen und der Freude an der Musik. In »Memorias« werden die Erinnerungen an glückliche wie an schmerzende Erlebnisse besungen. Bei diesem Teil des Albums stehen also generell stärker die poetischen Beschreibungen von Momenten des Lebens im Vordergrund. Dies setzt sich auch während »Spaziergang« und »Horizont« fort. Ein weiterer Höhepunkt ist der Text über den Singer-Songwriter, in dem Tobias mit viel Selbstironie das Dasein eines kunstschaffenden Menschen besingt und auf dessen Bedürfnisse und Macken eingeht.

Am Ende des Albums wird ganz erschrocken nach der verstrichenen Zeit gefragt und wenn ich ehrlich bin, ist diese auch verdammt schnell vergangen, während ich diese großartige Scheibe rauf und runter gehört habe. Von mir also nochmal die Empfehlung, seid beim Record Release Konzert von Tobias Thiele & Band mit dabei und schnappt euch die CD. Genießt den Abend – auch ein bisschen für mich mit. Ich drücke jetzt nochmal auf Play…

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