Vom Interbrigadas e.V. haben wir heute folgende Solidaritätserklärung für Andrej Holm und die Studis rund um die Fachschaft Sozialwissenschaften an der HU Berlin veröffentlicht:
Solidaritätserklärung der Interbrigadas
Seit Jahren arbeiten wir vom Interbrigadas e.V. im Berliner Stadtteil Wedding, wo wir uns auch abseits unserer politischen Arbeit aufhalten. Seit einiger Zeit beobachten wir mit Sorge die Prozesse der Gentrifizierung in Berlin, die nun auch den Wedding immer stärker bedrohen. Entsprechend hat es uns gefreut, als Andrej Holm, den wir durch Kooperationen für Vorträge beim Helle Panke e.V. und im Rahmen von Kotti & Co auch persönlich kennen lernten, zum Staatssekretär für Wohnen ernannt wurde. Die Entscheidungen zu seiner Entlassung aus dieser Position, wie auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin halten wir für rein politische. Uns ist bewusst, dass seine Haltung gegen die Vermarktung von Wohnraum vielen Investor*innen ein Dorn im Auge ist und dass sein umstrittenes Ausbildungsverhältnis beim Ministerium für Staatssicherheit vom September 1989 bis zum Januar 1990 seinen Gegner*innen ein gefundenes Fressen bietet. Seine Entlassung aus beiden Ämtern war keine so eindeutige Notwendigkeit, wie sie nun von Seiten des Berliner Senats und vom Präsidium der Humboldt-Universität behauptet wird.
In Betrachtung der eigenen Bekanntschaft mit Andrej Holm, der Rolle, die er immer wieder im Kampf gegen Gentrifizierung eingenommen hat, und in Betrachtung des politischen Hintergrunds der Kündigungen sind wir wütend. Wir sind wütend über die am 14.01.2017 gefällte Entscheidung des Berliner Senats, Andrej Holm zu entlassen, sowie über die passive Haltung, welche die Partei Die Linke in diesem Konflikt einnimmt. Wir fordern die Partei Die Linke auf, echte Konsequenzen aus diesem Angriff gegen eine soziale Wohnungspolitik zu ziehen. Wir sind wütend über die am 18.01.2017 angekündigte Kündigung durch die Humboldt-Universität, bei der er im Institut für Sozialwissenschaften tätig war. Wir fordern das Präsidium der Humboldt-Universität zu einer Revision der Entscheidung Andrej Holm zu entlassen bzw. zur Schaffung einer neuen, unbefristeten Stelle für Andrej Holm am Lehrbereich »Stadt- und Regionalsoziologie« am Institut für Sozialwissenschaften auf.
Unsere Solidarität gilt Andrej Holm, dem wir für diese schwere Zeit viel Kraft wünschen. Unsere Solidarität gilt auch den Studierenden rund um die Fachschaft Sozialwissenschaften, die seit dem Tag der Kündigung ihr Institut besetzt halten, um ihrer Solidarität ganz praktischen Ausdruck zu verleihen und ihre Lehre selbst in die Hand zu nehmen.
Wohnungspolitik geht uns alle etwas an!
Ein Angriff auf einen ist ein Angriff auf alle!
Interbrigadas e.V.