Der libertäre Kommunalismus. Marxismus oder utopischer Sozialismus?

Seit der Zeit der Ersten Internationale gibt es innerhalb der verschiedenen sozialistischen Strömungen Differenzen über deren Konzeptionen. Je nach Denkrichtung wird von anarchistischer Seite in libertäre und autoritäre Sozialist*innen und von marxistischer Seite in wissenschaftliche, marxistische sowie unwissenschaftliche, utopische Sozialist*innen unterschieden. Mit verschiedenen historischen Ereignissen spaltete sich das Spektrum marxistischer und anarchistischer Bewegungen weiter. Aus anfangs machtvollen Bewegungen wurden in diesem Prozess viele kleine, oft unbedeutende Gruppen. Nur an wenigen Orten gelang es sozialistischen Organisationen ihre bedeutende Position so zu halten wie auf Kuba, was sicher auch an der durch die Kommunistische Partei Kubas viel beschworenen Einheit liegt.

Doch nicht jedes neu aufkommende Konzept zu einer Revolutionstheorie hat automatisch einen sektiererischen Charakter. Der Libertäre Kommunalismus von Murray Bookchin und Janet Biehl scheint versöhnlicheren Charakter zu haben. So hat Bookchin einen marxistischen Hintergrund, näherte sich aber auch immer wieder anarchistischen Konzepten an. Seit dem Beginn der 2000er Jahre gibt es von Seiten der kurdischen Freiheitsbewegung um Abdullah Öcalan mit dem Demokratischen Konföderalismus zudem einen praktischen Bezug auf den Libertären Kommunalismus. Es scheint somit interessant, sich genauer mit diesem zu befassen. Da eine Nähe zum Anarchosyndikalismus trotz einiger Differenzen offensichtlich ist, ist es spannender, ihn aus marxistischer Sicht zu untersuchen. Wenn die Frage gestellt wird, ob es sich beim Libertären Kommunalismus um Marxismus oder utopischen Sozialismus handelt, scheint dies durch einen ersten Blick auf Signalwörter wie libertär und den Blick auf eben jene Nähe zum Anarchosyndikalismus schnell beantwortet. Doch soll dies mit einem Blick auf die zwei Grundprinzipien des Marxismus – die dialektische Methode und das materialistische System – genauer untersucht werden. So sind es doch diese beiden Prinzipien, die laut Karl Marx und Friedrich Engels den wissenschaftlichen vom utopischen Sozialismus unterscheiden.

Zuerst einmal soll jedoch die Konzeption des Libertären Kommunalismus erklärt werden. Anschließend gilt es mit Murray Bookchin, Janet Biehl und Abdullah Öcalan die drei bedeutendsten Philosoph*innen hinter dieser Konzeption zu porträtieren. Zum Schluss soll dann unter einer kurzen Erläuterung der Prinzipien der Dialektik und des Materialismus geklärt werden, wie der Libertäre Kommunalismus aus marxistischer Sicht eingeordnet werden kann.

weiterlesen:
Wolfstatze, Meas: Der libertäre Kommunalismus. Marxismus oder utopischer Sozialismus?; Havanna 2019.

zurück zur Übersicht

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze