Was wird in 500 Jahren von unserer heutigen Kultur zeugen, wenn wir selber nichts weiter als Vergangenheit sind? Dies ist eine der zentralen Fragen, die sich ergibt, wenn wir Geschichtswissenschaft als die Wissenschaft von der (Re)Konstruktion der Vergangenheit bezeichnen. Und es ist zugleich die Frage, für welche die Lernenden in dieser Lerneinheit sensibilisiert werden sollen. Um dies umzusetzen wird das Beispiel der Taíno herangezogen, die bis zu ihrer annähernden Auslöschung durch europäische Eroberer in der Karibik auf den Großen Antillen unter anderem die Insel Hispaniola – auf der sich heute Haiti und die Dominikanische Republik befinden – besiedelt hatten. Am besten lässt sich die Lerneinheit deshalb im »Rahmenlehrplan für die gymnasiale Oberstufe – Geschichte« im Wahlbereich zum 2. Kurshalbjahr »Die Europäisierung der Erde« in einer globalhistorischen Perspektive behandeln. Inhaltlich sind dort die Themenfelder »indianische Kulturen«, »portugiesische und spanische Expansion« und »Kolonialreiche« vorgesehen, was perfekt zu dem verwendeten Beispiel passt. Vom Kompetenzerwerb her bietet die Lerneinheit Aspekte für die Bereiche »Methodenkompetenz«, »Urteils- und Orientierungskompetenz« und »Narrativität«. Wie diese im Einzelnen in den Modulen untergebracht sind, findet sich im Abschnitt »2 – Die einzelnen Module der Lerneinheit im Überblick«. Neben der Beantwortung der experimentellen Frage und der Schulung der benannten Kompetenzen bietet diese Lerneinheit den Einblick in eine den meisten Lernenden fremde Lebenswelt, die alternativ zu ihrer eigenen steht und somit auf diese Weise die Urteils- und Orientierungskompetenz in unserer transkulturellen Gesellschaft stärken kann. Sie bietet mit diesem Einblick auch einen Ansatz zur Behandlung von Themen rund um die Geschichte des präkolonialen Lateinamerikas oder z.B. einer Geschichte Haitis.
weiterlesen:
Wolfstatze, Meas: Präkoloniale Geschichte Haitis. Eine Lerneinheit in vier Modulen; Berlin 2017.
Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze