Mit Tintenklecksen gegen die Querfront

»Insbesondere ein Miniblogger mit dem Namen Tintenklecks schwurbelt von einer ›besonders kruden Querfront der Querfronten‹ und verspürt idiosynkratischen ›Ekel‹.« (http://magazinredaktion.tk/corona84.php)

Jetzt bekam ich nach über zwei Monaten doch nochmal eine Mail von der »Magazin Redaktion«. Schadenfreudig wollte man mir mitteilen, dass man sich nun erlaubt habe, auch mich auf ihrer Website zu erwähnen, nachdem ich in meinem Beitrag »Querdenken – Verschwörungswahn und Rücksichtslosigkeit« ihre Mails an mich analytisch zerpflückt hatte. Und abgesehen davon, dass ich an ihrer Stelle vom »[unbedeutenden] Miniblogger« geschrieben hätte, liegen sie zumindest richtig, wenn sie feststellen, dass ich einen unüberwindlichen Ekel gegenüber jeder Kooperation mit Faschist*innen habe. In der Redaktion scheint man sich dann auch die Vorliebe chauvinistischer Kreise zu eigen gemacht zu haben, den politischen Gegner*innen verniedlichende Verdrehungen von deren Namen als Bezeichnung zu verpassen. Das ist schon okay. Ich bin lieber ein Tintenklecks, als Teil eines braunen Haufens. Eine Anschuldigung aus der Mail, ich hätte mit meinem Blogbeitrag einen Freund, der mit seinen Positionen übrigens öffentlich auftritt, denunziert, muss ich zurückweisen. Anders als die »Magazin Redaktion« sehe ich Antisemit*innen, Verschwörungswahnsinnige und Querfrontler*innen nicht als meine Freund*innen. Wer mit dem Faschismus sympathisiert kann aus antifaschistischer Perspektive politisch nur als Feind*in erachtet werden. Und wo ich gerade beim Thema Antifa bin, kann ich direkt festhalten, dass ich mit solchen Anfeindungen durch die Querfront an sich übrigens in guter Gesellschaft bin. Auf seinem Telegram-Channel fantasiert der angebliche »Demokratische Widerstand«, dass antifaschistische Gruppierungen wie die North-East Antifa [NEA], welche sich behauptungsweise um den DJU-Gewerkschafter Jörg Reichel formieren soll, als staatliche Agents Provocateurs die jüngsten Ausschreitungen von Corona-Leugner*innen in Belgien angeheizt hätten.i So wird dann die Verantwortung für die Gewalt durch die eigenen faschistischen Gewalttäter*innen auf progressive Kräfte geschoben, um diese gefühlt zu diffamieren.

Andernorts behauptet die von sich selbst so genannte »Freie Linke«, eben jener Antifa fehle es an der Fähigkeit zur Analyse und sie würde einer Corona-Ideologie folgen. Es wird sogar versucht ihnen als Logo das Wappen von Ostpreußen zu unterstellen.ii Das ist mindestens genauso peinlich, wie der eingangs zitierte Satz der »Magazin Redaktion« mit seiner Verniedlichung. Intern verwendet die »Freie Linke« übrigens auch gerne Nazisprech. So ist von »Antifanten« die Rede, wenn jene gemeint sind, die sich gegen Faschist*innen und damit auch gegen »Querdenken« engagieren.

Von anarchoprimitivistischer Seite wurde mir zuletzt ein Text mit dem Titel »Das Versagen der Linken im Ausnahmezustand« entgegen gestemmt, in welchem wissenschaftsfeindlich jede moderne Medizin, jede Technologie quasi als westliche Hybris verdammt und die Unterteilung in Links und Rechts als politisch falsch behauptet wird.iii Hier treten die kleinbürgerlichen Aspekte eines falsch verstandenen, individualistischen Anarchismus zu Tage, der sich von der Sozialen Frage und klassenkämpferischen Positionen zugunsten eines Abenteurer*innentums gelöst hat. Das Impfstoffe global gerechter verteilt werden müssten und diese Verteilung sowie jene der Produktionsmöglichkeiten nicht an einer kapitalistischen Patentvergabe scheitern darf, ist der einzig sinnvolle Punkt, der hier wenngleich mit Verweis auf die eigentliche Ablehnung der Impfstoffe hervorgebracht wird, sich in durchdachterer Weise aber auch in antifaschistischen, internationalistischen Analysen zur Situation findet. So wird aus marxistischer Richtung immer wieder auf den Vorbildcharakter des sozialistischen Kubas verwiesen, wo es nicht nur eine Impfquote von über 90 Prozent einfach auf Basis der Vernunft der Bevölkerung gibt, sondern auch eine internationale Verteilung von deren selbst entwickelten Impfstoffen und deren Produktionsmöglichkeit forciert wird.iv

Das nun feministische Parolen wie »My Body, my choice!« aufgegriffen werden, um medizinisch sinnvolle und pandemisch solidarische Impfungen mit sexistischen Angriffen auf Frauen sowie deren Selbstbestimmungsrecht gleichzusetzen, wie es auf Querdenk-Kanälen zur Zeit rauf und runter dudelt und wie es auch der Renegat Peter Nowak zuletzt im »Neuen Deutschland« tat,v ist ein weiterer Beweis für den anti-emanzipativen und anti-dialektischen Charakter von »Querdenken«, »Freie Linke« und weiteren.

Ich will den hier benannten nicht mal unterstellen, sich in ihrer Scheinwelt selbst nicht noch für links oder progressiv zu halten. Die Analyse der gesellschaftlichen Umstände ist ihnen jedoch abhanden gekommen und vielfach scheint der sozialdemagogische Ansatz von »Nationalen Sozialisten«, die natürlich gar keine Sozialist*innen sind, heute noch genauso wie vor neunzig Jahren mit anscheinend einfachen Antworten und dem Gerede von einer Verschwörung durch ein »kapitalistisches Weltjudentum« leichter zu verfangen, als eine fundierte, antikapitalistische Analyse, wie sie zum Thema der Pandemie z.B. vom Roten Aufbau Hamburg in deren Text »Weder ›Covidioten‹ noch ›Systemlinge‹ – Für revolutionäre Gegenmacht!« verfasst wurde und wie sie sich heruntergebrochen auch im Aufruf »Dekolonisierung, Entmilitarisierung, Streik – für eine kämpferische Antwort auf jede Krise!« des internationalistischen, antifaschistischen Blocks zur diesjährigen LL-Demo befand, an welchem die NEA sowie ich übrigens mitgewirkt hatten.

i = https://t.me/DemokratischerWiderstandTelegram

ii = https://netzwerk-linker-widerstand.ru/magma/2022/01/die-antifa-nordost-offenbart-ihre-unfaehigkeit-zur-analyse-der-kapitalistischen-krise/

iii = https://schwarzerpfeil.de/2021/11/25/das-versagen-der-linken-im-ausnahmezustand/

iv = https://revoltmag.org/articles/der-kubanische-soberana-impfstoff-ist-nicht-die-folge-eines-wunders/

v = https://www.nd-aktuell.de/artikel/1160659.demos-gegen-querdenker-von-aneignungen-und-machtfantasien.html

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