eisig fließt der fluss
durch finst’rer zeiten nächte.
blut aus kaltem hass…
Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 07.01.2017)
eisig fließt der fluss
durch finst’rer zeiten nächte.
blut aus kaltem hass…
Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 07.01.2017)
Der zweite Text aus dem Selbstverständnis vom Hausprojekt Wilder Vogel beschäftigt sich mit autoritären/hierarchischen Strukturen:
Im Kapitalismus – aber auch in anderen Klassengesellschaften – organisieren sich die Menschen, bedingt durch unterschiedliche ökonomische und/oder soziale Macht, in autoritären/hierarchischen Strukturen, was sich im Großen in einem entsprechenden politischen System mit dazu passenden Institutionen und im Kleinen in Abhängigkeitsverhältnissen zwischen einzelnen Individuen widerspiegelt. Hierarchische Strukturen sind durch ein Machtgefälle geprägte Strukturen, in denen Menschen je nach ihrer Stellung in der Struktur unterschiedliche Möglichkeiten der Einflussnahme haben. Dies führt dazu, dass die Menschen an der Spitze dieser Hierarchie über eine künstliche Autorität verfügen, die ihnen (politische) Macht über jene unter ihnen verleiht. Je tiefer unten mensch in dieser hierarchischen Struktur steckt, desto weniger Einfluss kann innerhalb der gesamten Struktur ausgeübt werden, was dann auch zu weniger Selbstbestimmung und damit entsprechend weniger Freiheiten führt. Hierarchien werden nicht nur durch ökonomische Macht geschaffen. Auch Diskriminierungen wie Rassismus und Sexismus haben noch immer einen großen Einfluss auf die sozialen Machtverhältnisse innerhalb einer gesellschaftlichen Struktur. Dies bedeutet auch für uns im Kleinen, dass wir nicht frei von Hierarchien agieren, sondern uns dieser immer wieder bewusst werden müssen, um sie überwinden zu können.
Prominenteste Vertreter*innen autoritärer/hierarchischer Strukturen sind heutzutage sicherlich die modernen Nationalstaaten, in denen die Macht über Gewaltmonopole und einen herbei fantasierten Gesellschaftsvertrag geordnet und gesichert wird. Das Gewaltmonopol bedeutet, dass nur der Staat Gewalt ausüben darf und dies auch tut, um die Autorität der Herrschenden zu stützen. Der Gesellschaftsvertrag ist ein Konstrukt, welches der Legitimation der hierarchischen Struktur dient. Er soll uns vorgaukeln, wir hätten zugestimmt, am unteren Ende der Hierarchie zu stehen. Der dafür versprochene Schutz soll wiederum durch das Gewaltmonopol gesichert werden. Generell stehen alle autoritären/hierarchischen Strukturen einer freiheitlichen Gesellschaft entgegen.
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Das Selbstverständnis (V20170125) steht unter der Creative Commons CC BY-NC-ND-Lizenz by Hausprojekt Wilder Vogel e.V.
zwischen meer und schroffen bergen
liegt antik ein altes land,
wo die legitimation geboren,
dessen was demokratie genannt.
so genannt und’s doch nicht ist;
nur hohle phrase, trüber schein,
wo eliten nur entscheiden;
einfach menschen hält sie klein.
ihre politik ist nichts als krise,
die nur der mächt’gen interessen kennt.
die troika gegen jene wird entsendet,
die sie ihre wiege nennt.
und die menschen sterben elend,
wo europas parlamente nehmen,
sie sollen schweigen, bloß nicht’s sagen,
leben nur noch um zu geben.
europa war nie jenes opfer
eines mächtigen titanen.
der titane ist europa,
macht alle welt zu untertanen.
Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 21.09.2016)
von https://wildvogelclan.wordpress.com/2017/01/15/perverse-geschichtsvergessenheit/
Wer kennt heute noch den Namen Hans Globke? Hans Globke war ein Nazi und Mitverfasser der Nürnberger Rassegesetze von 1935. Einen Weltkrieg und einen kleinen Zahlendreher später stieg er 1953 zum Staatssekretär des Bundeskanzleramtes auf – unbehelligt. Zehn Jahre später erhielt er das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Warum ist das heute noch von Interesse? Read more
(zu »meine träume« vom Wundabunten Straszenpunk)
soldaten marschieren in kriege,
folgen blind jedem befehl,
vergessen es zu hinterfragen,
geben dem hass freien lauf;
am ende gibt’s tote, doch keine siege.
wo die waffen dann krachen,
es ertönt gar grausiges konzert,
und wo menschen für die freiheit fochten,
erbringt der tod and’ren profit,
lässt den waffenschmied lachen.
aus des schlachtens unsäglichem leiden
erwachsen trauer und kälte.
verachtung für das leben anderer,
die überhöhung des selbst
lassen die taten von menschlichkeit scheiden.
es hallt in stimmen die vergangenheit:
von boden, von blut, ja von völkischem wahn
gegen jene, die flohen
vor dem krieg uns’rer waffen;
erträumen ein »arisches reich«.
lasst jene, die tragen den hass in jedem wort,
gemeinsam uns stoppen.
meine träume lassen die liebe erblühen,
eine welt ohne kriege,
ein utopischer ort.
Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 20.09.2015)
Die Zeit der Kirschen zum Thema Widerstand am 14.01.2016 wird ausfallen. Der Grund ist, dass die Baiz heute recht kurzfristig gefordert hat, wir sollten Holger Burner ausladen. Dies werden wir aus mehreren Gründen nicht tun.
Erstens: Eine Anfrage an die Baiz, ob es mit dem Line-Up irgendwelche Probleme gäbe, haben wir vor zwei Monaten gestellt. Damals wurde die Frage verneint. Eine solche Forderung erst zwei Tage vor der Veranstaltung und nach all dem Organisationsaufwand empfinden wir als unsolidarischen Umgang.
Zweitens: Die Baiz begründet ihre Position damit, dass Holger Burner in einem Songtext Lohnarbeit mit Zwangsarbeit in den Konzentrationslagern deutscher Faschist*innen gleichsetzen würde und somit den Nationalsozialismus relativiere. Doch so einen Text von ihm gibt es nicht. Die weiterhin kritisierte Bemerkung von Holger Burner, der Zionismus sei eine Spielart des Nationalismus, wird von linken wie bürgerlichen Historiker*innen und Gesellschaftswissenschaftler*innen gleichermaßen geteilt. Sie ist nicht antisemitisch und impliziert auch nicht die Forderung nach einer einseitigen Auslöschung des Staates Israel. Aufrechte Linke, die die Abschaffung aller Staaten befürworten, tun dies normalerweise nicht aus antisemitischen Standpunkten heraus. Insgesamt sind die Argumente für die Forderung, Holger Burner auszuladen, freundlich ausgedrückt Schrott. Texte von ihm sind dem Plenum der Baiz anscheinend nicht bekannt, stattdessen wird sich auf eine »antideutsche« Anklageschrift gestützt.
Drittens: Wir stehen solidarisch zu von uns eingeladenen Künstler*innen. Ein Ausladen einzelner aufgrund dünner Argumente wird nicht erfolgen. Für uns bedeutet Solidarität, sich nicht in szenenidentitärer Ausschlusspolitik zu ergehen.
Was folgt daraus? Auch wenn es uns das Herz bricht: Die Zeit der Kirschen wird weder dieses noch ein anderes, zukünftiges Mal in der Baiz stattfinden. Wir werden eine neue Location finden und die Zeit der Kirschen zum Thema Widerstand am 14.04.2016 dort stattfinden lassen. Jetzt erst recht. Revolte statt Identität.
Teile der Rotzfrechen Asphaltkultur haben das Lied »3 rote Pfiffe«, welches ursprünglich von der Gruppe »die Schmetterlinge« geschrieben wurde, vertont. In Zeiten, wo Faschist*innen von NPD, AFD und Bärgida/Pegida geschützt von ihren Kamerad*innen bei der Polizei am 9.11. – dem Jahrestag der Novemberpogrome 1938 – aufmarschieren und ihre lebensverachtende Nazipropaganda von sich geben dürfen, während die Politik weiter Grenzen zieht und Abschiebungen beschleunigt, soll diese Vertonung ein Zeichen gegen Staat und Faschist*innen, sowie gegen die Gleichgültigkeit der Massen und für ein Leben ohne Nationen, Grenzen und Repression setzen.
von https://wildvogelclan.wordpress.com/2015/06/01/alle-gegen-alle/
Es gibt wohl kaum einen Ort, an welchem mensch heutzutage leichter anecken kann, als in den Zusammenhängen einer Szene, die mit sich selbst um ihre politische Berechtigung kämpft. Und mit der ist es nicht mehr weit her, wenn Gender, die Position gegenüber Israel und die Frage der veganen Ernährung wichtiger werden, als der Kampf gegen Herrschaft und Kapital. Um letzteren ging es früher. Da gab es noch eine politische Berechtigung. Heute verkommt er mehr und mehr zur Phrase. Wir schaffen uns eine Seifenblase mit zumeist coolem kulturellem Angebot, ein paar Folkloredemos mit recht radikalen Sprüchen, denen keine Taten mehr folgen, und jeder Menge interner Animositäten und Feindschaften. Ob ein Mensch sich links fühlen darf, hängt oft genug nur davon ab, was sie*er isst, wie mensch zu Libertär- oder Autoritärsozialismus steht, ob die Solidarität Israel oder Palästina gilt und welche Privilegien die eigene Geburt sichert. Jepp, auch die Geburt ist in der Szene wichtiger geworden als wirkliche Taten, wenn es z.B. in einem Lied heißt, dass mensch kotzen müsse, wenn sie das Wort Freiheit aus Männermündern höre.
Wir haben also diese Seifenblase und in der lebt es sich auch ganz schön, wenn mensch erst die richtige Gruppe mit den gleichen auf sich bezogenen Vorstellungen gefunden hat. Nach außen und damit in den Rest der Szene hinein lässt es sich mit Beschuldigungen des Speziesismus, des Antisemitismus, des Sexismus etc. wunderbar abgrenzen. Es kann das eigene »revolutionäre« Dasein genossen werden. Wirklich geschehen tut dann nichts mehr. Wir verkommen in Sektierereien. Wie sollen wir auch Kraft für politische Kämpfe entwickeln, wenn wir einander mehr hassen lernen, als den Klassenfeind? Wir sind genauso individuell vereinzelt, wie die herrschende Klasse uns haben will, unsere Demonstrationen dem Etablissement weit weniger gefährlich und unbedeutender, als die aus dem Lager der Faschist*innen. Nichteinmal zu Großereignissen wie G7 schaffen wir es noch, angemessen zu mobilisieren, ohne in zahlreiche Splittergruppen zu verfallen.
Zu diesem auf die eigene Identität fixierten Szenedasein passt es dann auch, dass Mobilisierungen schon vielfach daran scheitern, dass wir uns lieber in unserer Seifenblase aufhalten und jede Menge Argumente finden, uns nicht aktiv machen zu müssen. »Bringt doch sowieso nichts.«, »Habe mit meinem eigenen Kram zu tun.« oder »Mir sind andere Kämpfe wichtiger.« (Womit dann zumeist eine Streiterei um eines der eingangs erwähnten szenezerreißenden Themenfelder gemeint sind.)
Und noch ein Punkt: nicht nur, dass wir uns intern schwächen, sind wir auch weiter denn je davon entfernt, Menschen außerhalb des direkten Szeneumfeldes zu erreichen. Wie sollen wir dies auch tun, wenn wir ihnen nicht mehr erklären, warum wir Handlungen und/oder Äußerungen als sexistisch oder rassistisch empfinden, sondern ihnen die Anschuldigung ohne Möglichkeit einer klärenden Debatte ins Gesicht klatschen. Hier geht es scheinbar mehr um das Gefühl der eigenen moralischen Überlegenheit und damit der Beweihräucherung einer Identität, als darum, etwas bei den Menschen zu bewegen. Damit bauen wir nicht nur Grenzen zwischen den Menschen, statt diese einzureißen, indem wir uns moralisch über sie zu erheben versuchen, reproduzieren wir auch hierarchische Strukturen, die es für eine freiere Welt eigentlich zu überwinden gilt.
Ist dies ein Angriff auf unsere eigene Szene? Nein, es ist ein Anstoß zur Debatte. Die Szene und ihre Sub-/Gegenkultur ist eine wundervolle Errungenschaft, die aufzeigen kann, wofür und wogegen es sich zu kämpfen lohnt. Auch queere Themen, Animal Liberation und Ansätze der verschiedenen Utopien können und sollten hier kritisch debattiert und erprobt werden. Unsere Arbeit kann Menschen erreichen, ob auf der Straße oder in unseren Projekten. Sie kann uns mit Revolutionsromantik Kraft und Rückhalt geben. Doch sie kann schon aus einer progressiven, revolutionären Perspektive heraus kein Selbstzweck sein.
Unzählige neue Kriege erschüttern die Welt, Europa schottet sich gegen das Leid der Welt ab, Überwachung und Kontrolle nehmen immer dystopischere Züge an, die Umwelt geht zu Grunde und faschistische und fundamentalistische Gruppen bieten immer mehr Menschen einfache Lösungen für die komplexen Probleme unserer Welt an. Was können wir derzeit dagegen setzen? Nichts – dazu müssten wir erst einmal zusammenkommen und hierzu wiederum ist es höchste Zeit für eine kritische Selbstreflexion.
was zum heutigen tag passendes:
»wie muss es sein,«
frag’ ich mich
»vor krieg und tod
ganz knapp entkommen?«
anmaszend scheint es so sehr,
privilegiert, wie ich es bin,
zu unternehmen den versuch,
das leiden zu verstehen.
»doch wenn es einmal dann geglückt
und überwunden ist das mittelmeer,
frontex und europas festungsmauer,
die verfolgung hört nicht auf.
deutsche cops, die stürmen eifrig
– an uniformen bricht ein trauma auf –
in die unterkunft zu hunderten,
sind feindselige rassist*innen.
oder nazis als securities
die nicht schützen
sondern foltern.«
das scheint fast schon ganz normal.
»und in ‘ner zelle da verbrennt
gebunden auf sein totenbett
ein refugee – ist halt nicht deutsch –
das gericht spricht von der mordtat frei.«
es bleibt eines nur zu sagen:
»mord, folter, deportation,
das ist deutsche tradition.«
Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 30.01.2015,
als mp3 downloaden: mit Franzi Graube-Kühne )
hinter mir erklangen schritte,
nahmen die verfolgung auf.
kurz danach, da spürt’ ich tritte,
so nahm die szene ihren lauf.
zu dritt dreschten sie auf mich ein,
nannten »schwuchtel« mich und »schwule sau«.
erst durch fremde hilfe konnt’ ich mich befrei’n
und überlegte, ob ich’s anzuzeigen trau’.
doch der cop hatte zu helfen keinen bock
und fragte scheinbar irritiert:
»sie als mann trugen ‘nen rock?
ein wenig haben sie damit doch provoziert …«
Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 11.11.2014)