Die Aufstände von Kronstadt (1921) und Barcelona (1937) in der Rezeption von Marxist*innen und Anarchist*innen

Im September des Jahres 1872 spaltete sich die als »Erste Internationale« bekannte Internationale Arbeiterassoziation (IAA) in einen anarchistischen oder »libertär-sozialistischen« Teil um Michail Alexandrowitsch Bakunin und einen marxistischen oder »autoritär-sozialistischen« Teil um Karl Marx und Friedrich Engels. Ob das Ende dieses gemeinsamen Versuchs an unüberbrückbaren Differenzen zwischen den beiden sozialistischen Richtungen lag, die sich in ihrem Fernziel der kommunistischen Utopie durchaus einig waren, oder ein persönlicher Streit zwischen den Anführern der beiden Flügel der eigentliche Grund war, ist bis heute umstritten. Vor allem Anarchist*innen verweisen seit dem Ausschluss von Bakunin auf Betreiben von Marx während des Kongresses von Den Haag in den ersten Septembertagen darauf, immer wieder von Marxist*innen bekämpft zu werden. Die zuletzt auf ARTE ausgestrahlte zweiteilige Dokumentation »Kein Gott, kein Herr! Eine kleine Geschichte der Anarchie« gibt diese Narration gut wieder und zeigt damit auf, wie aktuell das Thema in Diskursen zwischen Anarchist*innen und Marxist*innen noch immer ist. Stellvertretend werden hierbei vor allem die »Aufstände« von Kronstadt im März 1921 und Barcelona im Mai 1937 benannt. Schon das Wort »Aufstände« ist hierbei jedoch problematisch, da es gerade im Zusammenhang mit Barcelona klar der marxistisch-leninistischen Narration der Sowjetunion sowie des Partido Comunista de España (PCE) folgt, wogegen Anarchist*innen aber auch die Anhänger*innen des anti-stalinistischen und dabei dem Trotzkismus nahestehenden Partido Obrero de Unificación Marxista (POUM) im Allgemeinen von den Maiereignissen sprechen.

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Wolfstatze, Meas: Die Aufstände von Kronstadt (1921) und Barcelona (1937) in der Rezeption von Marxist*innen und Anarchist*innen; Berlin 2017.

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Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze