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Das Kapitalismustribunal

»Ist der Kapitalismus ein Verbrechen? Immer mehr Menschen beobachten zunehmende Unfreiheit und Ungleichheit. Gleichzeitig zeigt sich ihnen das ökologische Desaster. Geltendes Recht und Rechtsempfinden klaffen auseinander. Im Kapitalismustribunal wird die Frage der Schuld des Kapitalismus’ und seiner Protagonisten fair verhandelt.«

(Das Kapitalismustribunal)

 

Am kommenden Sonntag, dem 08.05.2016 werde ich zwischen 16:00 und 17:30 Uhr per Video eine Anklage beim Kapitalismustribunal verlesen. Dies könnt ihr online auch live verfolgen.

Bei der Anklage handelt es sich um eine Abwandlung des Textes für einen Internationalen Tag gegen Polizei, Staatsgewalt & Herrschaft:

Bei der Ausübung der Herrschaft über die Menschheit setzen der Kapitalismus und seine ausführenden Istanzen in Form von Banken, Regierungen und multinationalen Konzernen sowohl auf Propaganda als auch auf Repression. Wer ersterer nicht auf den Leim geht, wird mit letzterer bedroht. Egal wohin das Auge blickt, finden brutale Verbrechen im Interesse des Kapitals statt:

  • In der Türkei morden staatliche Truppen unter Erdoğans AKP Kurd*innen und linke Oppositionelle.
  • Statt eine Suche nach Frieden zu betreiben, drehen sich Hamas und israelische Hardliner in einer Spirale der Gewalt, die alle Bemühungen um ein gerechtes Miteinander zerreibt.
  • In Syrien und Irak mordet Daesch – auch als »Islamischer Staat« (IS) bekannt – und dient den Imperialist*innen in den USA, Europa und Russland, sowie verschiedenen Regionalmächten nicht nur zum Führen geostrategischer Kriege, sondern auch um Überwachung und Repression im eigenen Land auszubauen.
  • Eine neoliberale aber auch kriegerische Unterwerfung Afrikas in Form eines neuen Kolonialismus wird seit Jahren voran getrieben.
  • Die Ukraine ist in einen blutigen Bürgerkrieg versunken, in dem Antifaschist*innen von faschistischen, staatsnahen Paramilitärs bedroht und gejagt werden. Ein wirkliches Interesse am Ende des Stellvertreterkrieges ist weder auf »westlicher« noch auf russischer Seite zu erkennen.
  • In Abya Yala – wie der Mittel- & Südamerikanische Kontinent von indigenen Aktivist*innen genannt wird – existiert zwar eine lange Tradition revolutionärer Kämpfe, doch auch dort steht derzeit ein von us-amerikanischen Interessen gesteuerter Rollback an.
  • In der Volksrepublik China wird der Begriff des Kommunismus von einer machtgeilen und korrupten Funktionärselite missbraucht, um zu verschleiern, dass sie längst im profitorientierten und gnadenlosen System des Kapitalismus angekommen ist.
  • Noch immer ermorden und demütigen in den USA, Europa und anderswo rassistische Cops ungestraft »People of Color«. Ein homogenes Bild einer »weißen« Gesellschaft scheint vielfach ganz normal.
  • Europa schottet sich mit Polizei und Armee gegen jene Menschen ab, die vor Krieg und Ausbeutung fliehen. Rassist*innen und Neonazis bleiben unbehelligt, während die Staatsmacht fleißig damit beschäftigt ist, linke und progressive Strukturen zu drangsalieren und zu zerschlagen.

Handlanger*innen und Mittäter*innen sind in allen diesen Fällen Polizei und staatliche Strukturen und Paramilitärs, die das Gewaltmonopol der Herrschenden mit aller Willkür und Brutalität durchsetzen.

Dies sei an dieser Stelle angeklagt, wobei wie ersichtlich drei verschiedene Ebenen der Schuld betrachtet werden müssen. Jene des Systems Kapitalismus an sich, die der Bosse von Banken, Regierungen und Konzernen, welche gemeinhin als die Angehörigen der Kapitalist*innenklasse bezeichnet werden, und zum Schluss auf unterster Ebene die Schuld eben jener ausführenden Organe wie z.B. der Polizei.

Das Neigen des Kapitalismus zur Unterdrückung der in ihm lebenden Wesen ist eine logische Konsequenz aus dem Drängen sich als System am Leben zu erhalten. Ein System, welches auf Ausbeutung beruht, muss Zwang anwenden um die Ausgebeuteten in ihrer Rolle zu halten. Gelänge dies nicht, würde es in sich kollabieren. Diese Tatsache macht klar, dass sich das Verbrechen der Repression durch den Kapitalismus erst mit dessen Ende verhüten lässt.

Nutznießer des Kapitalismus sind die Angehörigen der Klasse der Kapitalist*innen. Ihre privilegierte Stellung innerhalb des Systems können sie hierbei nur erhalten, wenn sie ihre Macht mehren und sich gegenüber anderen durchsetzen. Dies geschieht durch Gewalt – mal in Kooperation und mal in Konkurrenz. Sie sind es, die sich auf Polizei, staatliche Strukturen, Paramilitärs und Soldat*innen stützen, um die eigenen Interessen durchzusetzen und somit das System Kapitalismus am Leben zu erhalten. Ihre Gewalt ist zumeist indirekt, was aufgrund der physischen Ferne zu den Betroffenen die Möglichkeit gibt, zugleich die schlimmsten Formen der Gewalt anzuordnen und sich dennoch zivilisiert zu geben.

An unterster Stelle stehen die ausführenden Organe. Jene also, die direkte Gewalt gegen all jene ausüben, die nicht auf die Propaganda des Systems hereinfallen oder aus anderen Gründen den Interessen ihrer Dienstherr*innen im Wege stehen. Sie machen sich hierbei auf oftmals sadistische Weise willkürlicher und brutaler Methoden abseits jeder Moral schuldig. Eine Reflexion der eigenen Taten würde unweigerlich die Bestie im Lebewesen selbst offenbaren und muss unterdrückt werden, um die Funktionsfähigkeit beizubehalten.

Por un día Internacional en contra de la Policía, la Violencia y Dominio de Estado

de https://againstpolice.blackblogs.org/international-day-inert-es/

A nivel mundial aumenta la represión en contra de la izquierda y las fuerzas progresivas. Sin importar la dirección en la que miremos, encontraremos fuerzas social-libertarias (anarquistas) y social-autoritarias atrapadas en posisiones de defensa.

  • El Turquía, bajo el mando del AKP de Erdoğan, las tropas asesinan a la oposición de izquierda y a lxs Kurdxs.
  • En lugar de poner en marcha la búsqueda por la paz, Hamas y el mando duro de Israel circulan en un espiral de violencia que aniquila todos los esfuerzos por una convivencia justa.
  • En Siria e Iraq, Daesh – también conocido como »Estado Islámico« – asesina y sirve a lxs Imperialistas de EE.UU., Europa y Rusia, así como a diversos poderes regionales, no únicamente a dirigir guerras geoestratégicas, sino también para extender el alcance de vigilancia y represión.
  • Se sigue adelante con la sometimiento de África frente al neoliberalismo y las guerras en forma de un nuevo colonialismo.
  • Ucrania está sumergida en una sangrienta Guerra Civil, en la cual lxs antifascistas son amenazadxs y perseguidxs por fascistas y paramilitares. No se percibe, ni por parte del »occidente« ni del lado ruso, interés alguno por terminar con esta guerra subsidiaria.
  • En Abya Yala – llamada así América Central y del Sur por parte de lxs activistas indígenas – existe una larga tradición de luchas revolucionarias, sin embargo, actualmente se ha activado un retroceso en estas luchas manejado por intereses estadounidences.
  • En la República Popular China una élite de funcionarios corruptos y con sed de poder está abusando del término Comunismo con la intención de cubrir el hecho de que, desde hace tiempo, se encuentran inmersos en un sistema capitalista despiadado y únicamente orientado a hacer ganancias.
  • En EE.UU, Europa y en otros lugares, aún persisten los asesinatos y humillaciones cometidos por policías racistas en contra de »personas de color«.
  • Europa, con ayuda de la policía y las fuerzas armadas, se está aislando de aquellos seres humanos que huyen de la explotación y guerra. Racistas y Neonazis pueden actuar sin ser molestados mientras las autoridades estatales se ocupan en interceptar y reprimir estructuras de izquierda y progresistas.

En todos estos casos lxs peones y cómplices que imponen el monopolio de la violencia de los dominadores de manera arbitraria y brutal, son la policía, las estructuras del Estado y los paramilitares.

En contra de ello, sólo queda defenderse. Y, dado que la correlación entre dominación, represión y capital se extiende más allá de las fronterás nacionales, la resistencia en contra de esto solamente puede funcionar se actúa a nivel internacional. Para poder vencer a los Estados, las fronteras y al sistema de explotación y violencia, se necesita un mundo solidario que debe ser trabajado por todxs y en beneficio de todxs. ¡One struggle, one fight!

La idea es organizar un »Día Internacional en contra de la Policía, la Violencia y Dominio de Estado« para el día 13 de diciembre de 2016. Esto con el propósito de plasmar un símbolo de solidaridad en conjutno y la lucha en contra de la arbitrariedad de los dominadores. En este sentido, podemos contactarnos o podemos hacer referencia de lxs unxs de lxs otrxs de manera simbólica. En el marco de esta actividad, se reunirán grupos locales que podrán, además, realizar una interconección global. También, claro está, hay lugar para estructuras activas internacionales. En Berlín, el lugar en donde este texto inicial ha sido creado, debe llevarse a cabo una gran Manifestación y uno o varios conciertos el día ya mencionado.

No todos los mecanismos de la opresión serán derribados con la derrota del capitalismo, sin embargo ninguno de esos será jamás disuelto en su mismo marco de acción. ¡Es por eso que le damos fin al aislamiento en círculos subculturales y a las fijaciones sobre puntuales contradicciones! ¡Demostremos que somos muchxs! ¡Seamos un movimiento que no teme a la represión!

¡Arriba la Solidaridad Antinacional!
¡Arriba la Solidaridad Internacional!

https://againstpolice.blackblogs.org/cat/es/

Wahre Freundschaft

Mein Prof. in der Geschichtsdidaktik an der »Freien« Universität Berlin meinte einst in einem Seminar, dass mensch auch vor dem Holocaust hätte wissen können, dass ein Genozid keine gute Idee ist. Dennoch geschah dies und der Prof. wollte mit seiner Aussage auch mehr auf die Annahme anspielen, dass Menschen nicht in der Lage sind aus Geschichte zu lernen. Natürlich ziehen sie trotzdem ihre Schlüsse aus dieser. Mir zum Beispiel hat die Geschichte wie vielen anderen auch aufgezeigt, wie wichtig antifaschistisches Engagement ist. Auch lässt sich erkennen, wie es eine auf Ausbeutung und Wachstumslogik ausgerichtete Gesellschaftsordnung ist, welche immer wieder schrecklichste Gräueltaten, Diktatur und Kriege hervorbringt. Dies ist eine logische Konsequenz, dienen diese doch auf unvergleichliche Art der Gewinnmaximierung und Herrschaftssicherung. Sicher, der Krieg sollte nicht im eigenen Territorium stattfinden, aber der Aufschrei der Medien wurde ja auch nicht umsonst laut, als der Krieg, den US-amerikanische, europäische und russische Kapitalist*innen seit Jahren in Syrien befeuern, am 13.11.2015 plötzlich auch in Paris und damit tief im europäischen Herrschaftsbereich aufflammte.

Nun geht es mir aber gar nicht darum, mich nochmal zu den Anschlägen von Paris zu äußern, und ich laufe Gefahr, abzuschweifen. Zurück also zur Geschichte, aus der mensch nicht lernen aber dennoch Schlüsse ziehen kann. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan tat dies, als er in seiner Neujahresansprache »Hitlers Deutschland« zum Vorbild seiner angestrebten Präsidialdiktatur erklärte. Er zog anscheinend die Schlüsse, dass ihm das Führerprinzip und eine Gleichschaltung des Landes die Macht sichern würde, die er sich ersehnt. Um seine künftige Volksgemeinschaft von freiheitlichen und linken Bewegungen und Parteien wie der PKK und der HDP zu »säubern«, lässt er in der Osttürkei schon seit der Mitte des Jahres 2015 Zivilist*innen massakrieren, die von ihm und seinen Anhänger*innen als Terrorist*innen diffamiert werden.

In Deutschland kann mensch sich geschmeichelt fühlen, wenn Erdoğans »Demokratieverständnis« deutsche Geschichte zum Vorbild nimmt und damit eindrucksvoll beweist, dass sich Geschichte immer wieder wiederholen kann. Und mal ehrlich, es ist ja nicht so, dass sich hierzulande nun zurückgelehnt werden könnte, um zu behaupten, aber in Deutschland hätte mensch ja doch gelernt. Dazu sind die Verquickungen deutscher und türkischer Politik zu eng. Immerhin fließen auf Betreiben der BRD Gelder der EU an die Türkei, damit diese die Flüchtlinge, welche vor europäischen Kriegen in Syrien und ganz Nahost sowie vor der kapitalistischen Ausbeutung in Afrika fliehen, auffängt und deren Flucht nach Europa somit vorzeitig unterbindet. Auch eine Aufnahme in die EU ist der Türkei nun erneut in Aussicht gestellt und vom Genozid bedrohte Kurd*innen dürfen nicht auf ein Asyl in Europa hoffen, solange jenes Land, welches sie nun wie einst auch die Armenier*innen auszurotten trachtet als »sicheres Herkunftsland« deklariert ist. Die PKK als antifaschistischer Widerstand in der Türkei ist auch in der BRD verboten.

Wahre Freundschaft verbindet die deutsche Regierungsclique um Angela Merkel jedoch nicht nur mit den Faschist*innen um Erdoğan, sondern auch mit der polnischen Junta eines Jarosław Kaczyński und einer Beata Szydło, welche zur Zeit damit beschäftigt sind, ihr Land von allem zu reinigen, was ein parlamentarisches Regierungssystem überhaupt an demokratischen und pseudodemokratischen Instrumentarien mit sich bringt. Auch hier werden zuerst die staatlichen Medien und Organe auf Linie gebracht, bevor künftig – wie in der Türkei – mit aller Härte gegen die Stimmen der Opposition vorgegangen wird. Hier scheint mit deutschem Segen eine totalitäre Diktatur zu entstehen, welche ihr Vorbild im Ungarn eines Viktor Orbán hat. Bei einem Blick auf den andauernden Ausnahmezustand, welcher den französischen Präsidenten François Hollande mit autoritären Sonderbefugnissen ausstattet, und der von AFD, CDU/CSU und NPD polarisierten Stimmung in der BRD kann es Angst und Bange werden, wie schnell es auch hierzulande kippen könnte.

Natürlich gehören in die Liste Merkels »demokratischer« Freund*innen auch noch die Ukrainer Petro Poroschenko und Arsenij Jazenjuk, deren faschistisches Regiment Asow unter der SS-Symbolik der »Schwarzen Sonne« im Donbass wütet und dort europäische Werte gegen das böse Russland verteidigt, sowie die Königsfamilie von Saudi-Arabien, welche das Land in den Klauen einer Absoluten Monarchie gefangen hält. Letztere unterstützt nicht nur den IS, sondern lässt genau wie dieser Menschen wegen Nichtigkeiten auspeitschen, enthaupten oder steinigen. Saudi-Arabien ist neben der Türkei aber auch ein wichtiger Verbündeter gegen das syrische Assad-Regime und damit für die angebliche Verteidigung von Menschenrechten. Das ist nicht zynisch, sondern einfach Politik in der eingangs beschriebenen Gesellschaftsordnung. Jener Gesellschaftsordnung übrigens, gegen die Widerstand zu leisten ein bedeutender Schluss aus der deutschen Geschichte sein kann.

Der Text wurde auch unter https://wildvogelclan.wordpress.com/2016/01/02/wahre-freundschaft/ veröffentlicht.

abgeschrieben: Krieg dem Terror?

von https://wildvogelclan.wordpress.com/2015/11/19/krieg-dem-terror/

Jetzt reden sie wieder von innerer Sicherheit, wollen Einsätze der Armee im Inneren und elektronische Fussfesseln für alle, die ihnen nicht ins Bild passen und somit in ihre sogenannte Extremismustheorie fallen. Sie wetzen ihre Waffen zum Krieg. Doch wenn solch undemokratische Mittel wie Repression, Verfolgung und Krieg eingesetzt werden, stellt sich die Frage, was sie damit überhaupt schützen wollen. Ganz offensichtlich nicht die Demokratie, welche ihnen schon immer ein Graus war und die durch solcherlei Mittel eher zerschlagen wird.

Wenn die schrecklichen Attentate, die uns mehr berühren als Terror und Krieg im Nahen und Mittleren Osten, weil sie den Machterhalt und -ausbau hiesiger Despoten dienen und deshalb von den Konzern- und Systemmedien rauf und runter gequirlt werden, jedoch genau zu diesen Propagandazwecken dienen, dann spucken Hollande, Merkel, Obama und Co. auf die Toten. Noch schlimmer sind nur die rechten Hetzer*innen um AFD, NPD und Unionsparteien, welche das Leid und den Tod von Menschen nutzen, um gegen andere Menschen, die sich auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Armut befinden, zu polemisieren. Gleichzeitig üben diese Hetzer*innen selber Terror aus, indem sie Flüchtlingsunterkünfte anzünden oder zusammen mit dem VS als NSU morden. Warum wird dieser Terror nicht verurteilt, wie jener von Paris? Warum wird er stattdessen durch staatliche Behörden wie Polizei und Justiz, die auch noch Abschiebungen und Deportationen von Menschen organisieren, die dann durch Krieg, Hunger oder Verfolgung sterben, geschützt? Wohl weil dieser Terror Teil des Systems ist, welches in den Anschlägen von Paris eine Chance sieht, sich zu stärken.

In der Türkei – einem guten Verbündeten der EU – hat sich Recep Tayyip Erdoğan von der AKP den Terror durch den sogenannten Islamischen Staat (IS), dem auch die Pariser Anschläge zur Last gelegt werden, noch offensichtlicher zu Nutzen gemacht. So nutzt er diesen nicht nur zur Rechtfertigung seiner repressiven Innenpolitik, sondern lenkt die mörderischen Anschläge auch noch gegen Opposition und kurdische Freiheitsbewegung. Wie verlogen Erdoğans Politik ist, zeigt sich, wenn er zum einen den Kampf gegen den IS proklamiert und ihm zum anderen immer wieder helfend zur Seite steht. Grenzen, die für Kurd*innen aus Rojava unpassierbar sind, stehen den Mörder*innen vom IS offen und einer der effektivsten Geheimdienste schaut zu, wenn Anschläge gegen die linke Partei HDP verübt werden. Übrigens haben jene Organe der inneren Sicherheit, die nun gestärkt werden sollen, die Attentäter*innen von Paris zumindest teilweise schon zuvor gekannt. Bleibt zu hoffen, dass sie den Terror nicht Zwecks Machterweiterung geduldet haben.

Die Vernunft hat nun zu schweigen. Terror wird durch Krieg – also durch Terror mit mehr Kapital – bekämpft. Dies mag helfen, den IS zu zerschlagen. Dem Terror wird das hierdurch geschaffene Leid ein fruchtbarer Nährboden sein. Wer ihn tatsächlich bekämpfen will, muss gegen ein System der Privilegien vorgehen, in welchem der Wohlstand Weniger auf der Unterdrückung Vieler basiert. Natürlich schaffen die Verelendung in Banlieues und die Ausbeutung und kriegerische, imperialistische Eroberung von Ländern der ländlichen Peripherie außerhalb des industrialisierten, urbanen Kernbereichs Wut, Hass und zuletzt Terror. Deswegen kann ein wahrer Kampf gegen den Terror nur ein antiimperialistischer und antikapitalistischer sein, niemals aber Krieg.

tausend kriege, tausend tote

aufruf von linksunten.indymedia.org zu einer »Gedenk- und Trauerdemonstration für die am 13.11.2015 in Paris Ermodeten & Verletzen und gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Fundamentalismus und terroristische Anschläge«:

Wir rufen hiermit aufgrund der begangenen Anschläge in Paris, der vielen ermordeten und verletzen Menschen, zu einer Gedenk- und Trauerdemonstration am Sonntag den 15.11.2015 um 11 Uhr vom Alexanderplatz in Berlin zur französischen Botschaft auf. Wir wollen um 12 Uhr an der franz. Botschaft dann eine Schweigeminute für alle Opfer der Anschläge abhalten.

Wir rufen alle Menschen Berlins, alle religiösen Gemeinschaften und Verbände in Berlin, alle Antifaschist*innen, Anarchist*innen, Kommunist*innen dazu auf gemeinsam mit uns gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Fundamentalismus und terroristische Anschläge friedlich zu demonstrieren.

Ich möchte diesen Aufruf noch um ein Gedicht, dass ich in der letzten Nacht zur Thematik verfasst habe, erweitern. Außerdem fordere ich die Herrschenden auf ihr System von Profitlogik, Krieg und Repression zu beenden, welches erst der Nährboden der brutalen Gewalt ist…

tausend kriege,
tausend tote;
hass wächst hier
und hass wächst dort.

akp, is & graue wölfe
sind das gleiche faschopack,
das marschiert auf deutschen straszen
als afd & npd – ganz bürgernah.

uns jedoch fehl’n alle worte,
sind gelähmt in subkultur.
die menschlichkeit weicht kalter angst.
bewegung, die bleibt aus.

nichts kann uns mehr erretten.
keine antwort gibt’s;
nur trauer hier & dort
tausend-, ja millionenfach…

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 13.11.2015)

menschenrecht

die moral auf uns’rerseite steht,
wenn wir einmarschieren.
uns’re waffen sind das menschenrecht,
bomben, panzer und gewehre.

ja ihr hört ganz richtig,
denn nur dazu dient die phrase.
wir achten’s nicht, wir brauchen’s nur
gegen uns’re konkurenz, die ist wie wir.

für die untertanen gilt es nicht,
auch wenn sie noch so sehr drauf pochen.
sie sind arbeitssklaven uns;
nein, für sie ist’s nur zum schein.

und für and’re tiere gilt’s schon gar nicht,
darum heiszt’s ja »menschenrecht«
und in den fabriken, wo sie leiden,
braucht’s den anschein nicht.

anschein? ja, anschein…
es ist und bleibt nur illusion,
ein instrument der propaganda,
das die herrschaft uns bewahrt.

voll hohn sag ich’s:
menschenrecht.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 08.07.2015)

die maschine läuft (mit Sahara B.)

Tintenwolf:
die eu baut eine mauer
um den ganzen kontinent;
mein herz ertrinkt in trauer
für grenztote, welche niemensch kennt.

doch sie müssen drauszen bleiben;
wohlstand, der wird nicht geteilt;
mensch lässt sie schnell vertreiben,
an orte, wo der tod sie dann ereilt.

Refrain: (2x)
die maschine läuft
scheinbar nichts, was sie stoppt;
wo das elend sich anhäuft,
von geld und machtgier getoppt.

Sahara B.:
In Frankfurt am Main
da wurde grad ein Turm gebaut
doch die Eröffnung groß zu feiern,
das wurde sich nicht getraut.

Zentralbank von Europa
du bist ein großes Zahnrad
und drehst dich als Teil der Troika
gleich neben dem Fiskalpakt.

Ref. (2x)

Tintenwolf:
doch wenn mensch sich wehrt,
dann schlägt die knüppelgarde zu;
wo gewalt und herrschaft wird verehrt,
drückt das recht die augen zu.

aber was heiszt hier denn recht?
das wird im begriff doch schon negiert.
mir wird echt schlecht,
wo all die willkür regiert.

Ref. (2x)

Sahara B.:
Ihr sagt: »In Freihandel steckt das Wort Freiheit«
doch frei wovon und frei wozu?
bei Wachstum, Handel, Sicherheit
bleiben für Menschen Grenzen zu.

Und ich kann das vielleicht nachvollziehn,
doch fehlt mir das Verständnis,
was bleibt ist die Erkenntnis,
dass ich ein Handelshemmnis bin.

Ref. (2x)

Tintenwolf:
die macht expandiert
durch kapital und krieg;
wo sie einmarschiert,
findet hass nur den sieg.

waffen schaffen keinen frieden,
sie schaffen einfluss und geld.
freiheit und liebe erliegen,
wenn terror einzug hält.

Ref. (2x)

Sahara B.:
Und willst du etwas ändern, dann
fang bei dir selber an,
lass das Gras tiefe Wurzeln schlagen,
beginne zu träumen und zu fragen.

Geh raus und lebe
und lache und weine und liebe,
sei ein Teil des Systems
– in Form von Sand im Getriebe.

Refrain: (2x)
die maschine produziert,
so lange, wie ihr funktioniert
und wer sich dem system verweigert
wird von der arge zwangsversteigert.
es ist der mensch, der hier verliert.
doch dieser zustand provoziert
und habt ihr das erstmal kapiert,
wird die maschine sabotiert.

The future is still unwritten…

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze & Sahara B.
(geschrieben am 12.02.2015)

g7 stören

kommt vom 04. zum 08. Juni 2015 zahlreich nach elmau
(http://www.stop-g7-elmau.info/; https://stopg7berlin.wordpress.com/)

war’n mal sechs, mal waren’s acht,
heut’ sind es sieben.
können mehr noch sein;
oder weniger.

sie wissen es;
wissen, was ist demokratie
und zu unser aller bestem.
nur der kapitalismus funktioniert,
ist naturgegeben,
alles andre ist extrem,
ideologisches geschwafel.

normal ist dann,
wenn bomben fallen,
hunger herrscht,
und diktatur (äh sorry »demokratie«)
gilt als regierungsform.

und so sitzen sie zusammen;
zu siebt, zu acht oder wieviel auch sonst;
wir dürfen sie nicht stören,
das wär’ »undemokratisch«.

halten wir uns dran?
oder stör’n wir dennoch?

 


siehe: https://stopg7berlin.wordpress.com/

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 02.05.2015)

wir werden uns treffen…

… na wo wohl?? Ich hoffe, ihr kommt zahlreich ;)

ps: ich rufe natürlich nur zu legalen, angemeldeten und durch die Repressionsorgane erlaubten Veranstaltungen auf.

Wegelagerei

Am letzten Wochenende war das Treffen der Rotzfrechen AsphaltKultur mit Galaabend im Peter-Weiß-Haus in Rostock. Es war ein buntes Event mit aufheiternden aber auch mit nachdenklich stimmenden Acts und es hat Spaß gemacht, all die Gesichter befreundeter Künstler_Innen wiederzusehen, großartige Menschen um sich zu haben und mit ihnen politisch zu debattieren und zu handeln. Nun sind wir in der RAK als anarchistische Straßenkünstler_Innen ja ein Teil jener Gegenkultur, die im Sinne hegemonialen (& »mitteextremistischen«) Extremismusgeschwaffels durchaus kriminalisiert wird. Das liegt daran, dass wir in unserer Kunst Bewegungsfreiheit für alle Menschen fordern, imperialistische Kriegstreibereien, das Morden durch die Repressionsorgane und Privateigentum von Grund und Boden sowie von Bedarfsgütern und Produktionsmitteln ablehnen, sozusagen eine Überwindung einer lebensfeindlichen Gesellschaftsordnung erträumen. Geld für diese Kunst bekommen wir von Passant_Innen auf der Straße freiwillig und nach eigenem Ermessen. Mit dieser Form des künstlerischen Gelderwerbs »verschandeln« wir das Straßenbild in den Einkaufszonen der Städte, was immer wieder mit Repression bestraft wird. Dies ist eine der zentralen Erfahrung, die uns in der RAK eint und uns zu einer Organisierung bewegt, welche zum Beispiel im Galaabend ihr Blüten treibt.

All dies sei aber nur als kurze Einleitung erwähnt, um zu erklären warum ich mich an diesem Wochenende in Rostock aufhielt. Der Grund sozusagen, wieso ich in einen Hinterhalt geriet, wie er an einem abgelegenen Waldweg im tiefsten Mittelalter durch Räuber oder Raubritter hätte geschehen sein können. Die Raubritter waren in diesem speziellen Fall die »Warnowquerung GmbH & Co. KG«, die im Gegensatz zu linken Träumer_Innen in unserem derzeitigen Herrschaftssystem auch noch völlig legal handelten. Zusammen mit vier Freund_Innen, verließ ich Rostock am Sonntagnachmittag mit einem prall gefüllten Auto Richtung Berlin. Schon auf der Stadtautobahn, ging es noch durch einen Tunnel und dann tauchte direkt vor uns und völlig unvermittelt eine Mautstation auf. In unseren Köpfen taten sich Fragezeichen auf… Seit wann gibt es auf deutschen Autobahnen Maut für PKWs? Welchen alternativen Weg wollten wir wählen? Und wo könnten wir wenden? Nun zumindest die letzte Frage würde sich beantworten lassen; dachte ich. Also erst mal ans Kassenhäuschen ran gefahren, Scheibe runter und nachgefragt: »Guten Tag. Wo kann ich denn hier wenden, um eine alternative Route zu wählen?« In kältestem Beamtendeutsch wurde mir klargemacht, dass ich diesem Überfall nicht mehr entrinnen konnte. Die Mautstelle war absichtlich im Reusenprinzip hinter dem Tunnel aufgestellt, sodass mensch nur noch als Geisterfahrer durch den Tunnel würde entgehen können. Der Hinweis auf die Maut vor dem Tunnel war absichtlich so gehalten worden, dass Menschen, die damit beschäftigt waren, sich zurecht zu finden, gute Chance hatten ihn zu übersehen. Zudem ist es schwierig entsprechende Schilder bei der bisher ersten privaten und damit Mautpflichtigen Strecke in Deutschland richtig einzuordnen.

Warnowquerung GmbH & Co. KG

Das sich das Kassenpersonal nicht würde erweichen lassen und nicht in der Bereitschaft war eigenes Handeln zu hinterfragen wurde recht schnell klar. Wir mussten in den sauren Apfel beißen und gegen unseren Willen die festgelegten 3 Euro und 60 Cent für eine gerademal 760 Meter lange Strecke zahlen. In uns blieb Wut über die Machtlosigkeit gegenüber diesem dreisten Raubakt, auch wenn dies natürlich keinen großen Einschnitt für uns darstellte und wir uns bewusst waren, dass das herrschende Wirtschaftssystem noch weit grausigere Verbrechen bereithält und es uns bei weitem nicht so schlecht geht, wie anderen Menschen. Als illegitim empfanden wir das Geschehene trotzdem und in mir machte sich ein Grübeln breit. Und zwar über das Verhalten des Personals an der Mautstation. Eine Gesellschaftsordnung besteht nur durch die Gesamtheit der Menschen, die in ihr zusammenleben. Sie wird nicht alleine durch Herrschaft und Repression zusammengehalten, sondern vor allem durch das Hinnehmen und Nichthinterfragen, welchem sich die große Masse der Menschen hingibt. Es fällt mir leicht, mich in meiner privilegierten Situation als Studi zu hinterfragen und ich werde nicht durch Harz-IV-Sanktionen in perfide Jobs gedrängt. Das Mautpersonal mag sich durch seine prekäre wirtschaftliche Situation anders als ich nicht seit Jahren mit Fragen von Politik, alternativem Wirtschaften und sozialer Gerechtigkeit auseinandersetzen. Gut leben möchten mit Sicherheit auch sie. Und wenn sie sich tatsächlich aus ihrer Lohnsklaverei befreien möchten, kommen auch Menschen in prekären Situationen nicht umhin, ihr Wirken in der Gesellschaftsordnung zu hinterfragen. Und hier sind wir wohl noch sehr weit von einer revolutionären Situation entfernt.

Das war jetzt keine wirkliche Analyse, sondern nur ein paar Gedanken, über das, was mir gestern Nachmittag die Stimmung irgendwie verhagelt hat. Nach dem ich die Tage zuvor in solidarischem und lebensbejahendem Miteinander und damit in durchaus legitimen Utopien verbracht hatte, war ich wieder in der Profitlogik eines kalten und illegitimen Systems angekommen.