Tag Archive for geschichte

Winde des Winters

Wo des Winters frost’ge Winde uns nahen,
weil der Wahn bricht wieder herein,
was die Weisen, die wussten, einst sahen,
wir müssen weichen und werden schrei’n.

Worte, die wider dem Wissen sind gesagt,
werden so wahr entgegen wirklichem Sein.
Weshalb sie Wunder erwarten, wirst du gefragt,
wenn die Welten vergehen wie Schein.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 19.01.2021,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Winde des Winters«))

das volk der dichtenden henker & richtenden denker

    es ist ein volk der dichter und denker,
    so sagen sie stolz,
    als ob ehre gebührt.

    es ist ein volk der richter und henker,
    so sag’ ich voll scham,
    die von geschichte herrührt.

    und so schwenken sie fahnen,
    grölen laut von der heimat,
    schwarz-rot-gold
    wird zum heiligen schein.

    und herren lenken in bahnen,
    von denen keine ein herz hat,
    schwarz-rot-gold
    pflanzt den tödlichen keim.

    so kommt’s, dass freude erblühet,
    von drei farben getragen,
    zur wahrheit wird lüge
    und alle sind blind.

    so kommt’s, dass es keinen berühret,
    wenn konzernbosse tagen,
    zum loblied wird rüge,
    deutsches feuer tötet ein kind.

    es ist ein volk der dichter und denker,
    so sagen sie stolz,
    als ob ehre gebührt.

    es ist ein volk der richter und henker,
    so sag’ ich voll scham,
    die von geschichte herrührt.

     

    Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
    (geschrieben am 21.06.2018)

Kurzerklärung »Antisemitismus« (Selbstverständnis des Hausprojekts Wilder Vogel)

Der Begriff des Antisemitismus ist umkämpft, wie kaum ein anderer. Wo er die Ideologien von Neonazis und Hamas-Sympathisant*innen recht gut labelt, wird er von Antideutschen und der israelischen Regierung als bloßer Kampf- und Propagandabegriff für nationalistische Zwecke sinnentleert. Marxistische und anarchistische Jüd*innen werden diffamierend als »self-hating Jews« deklariert. Dem setzte die Jewish Antifascist Action Berlin zuletzt ein Manifest entgegen und auch das Hausprojekt Wilder Vogel hat dem Begriff des Antisemitismus in seinem Selbstverständnis eine Kurzbeschreibung gewidmet, die hier wiedergegeben sei:

Auch Antisemitismus ist eine biologistische (vermeintlich biologisch aber pseudowissenschaftlich argumentierte) Zuschreibung von bestimmten Charaktereigenschaften an eine Gruppe von Menschen, diesmal sind das Ziel dieser imaginierten und als »natürlich« aufgefassten Eigenschaften »die Juden«. Die Zuschreibungen werden dabei durch zwei Komponenten bestimmt: Der Zugehörigkeit zu einem angenommenen jüdischen »Volk« und dem Glauben an die jüdische Religion (wobei sich dieser Zwiespalt auch in jüdischen Diskussionen selber wiederfindet, Jüdischsein »vererbt« sich über das Vorhandensein einer jüdischen Mutter, was auch in Israel zu Konflikten mit sogenannten Vaterjuden führt, die einen jüdischen Vater und eine andersgläubige Mutter haben, sich aber dennoch der jüdischen Religion und dem israelischen Staat als gleichberechtigt verbunden fühlen). Die Diskriminierungslinien sind also schon von dieser zweifachen Zuschreibung her recht komplex. Read more

Kurzerklärung »Rassismus« (Selbstverständnis des Hausprojekts Wilder Vogel)

Neulich habe ich die ZDF-Doku »Black in the USA« (Teil 1 & Teil 2) gesehen und war erinnert, was ich in meinem Text »Für einen Internationalen Tag gegen Polizei, Staatsgewalt & Herrschaft« zur Thematik festgehalten hatte: »Noch immer ermorden und demütigen in den USA, Europa und anderswo rassistische Cops ungestraft ›People of Color‹. Ein homogenes Bild einer ›weißen‹ Gesellschaft scheint vielfach ganz normal.« Dem Wahnsinn, der sich Rassismus nennt, haben wir auch im Selbstverständnis vom Hausprojekt Wilder Vogel eine Kurzerklärung gewidmet, die versucht, ihn in wenigen Worten sachlich zu schildern:

Eine mögliche Form, bestehende Ausprägungen der Privilegierung zu legitimieren und damit Herrschaftsverhältnisse zu zementieren, findet sich im Rassismus. Rassismus ist, ähnlich wie Antisemitismus oder Sexismus, eine biologistische (vermeintlich biologisch aber pseudowissenschaftlich argumentiert) Zuschreibung von körperlichen und/oder psychologischen (»Charakter«)Eigenschaften. Als Grundlage rassistischer Zuschreibungen dient eine imaginierte Einteilung der Menschheit in ursprünglich geographisch gedachte Großgruppen, eben die sogenannten »Rassen«, denen je unterschiedliche Eigenschaften pauschal zugeteilt und die als vererbbar behauptet werden. Read more

Vivir la Utopía – Die Utopie leben

2016-07-26-vivir-la-utopia-CNTDiesen Juli jährt sich der Beginn des Spanischen Bürgerkrieges zum 80. Mal. Ein Anlass, zu dem es im Lichtblick Kino eine Filmreihe mit dem Titel »A las Barricadas – Bürgerkrieg und Revolution in Spanien 1936–1939« gibt, bei der auch der Film »Memoria Viva – Lebendige Erinnerung« zum ersten Mal gezeigt wird. Auch die Fachschaftsinitiative (FSI) Geschichte an der »Freien« Universität Berlin greift im Rahmen des Histo-Kinos in diesem Monat die Thematik auf. Gezeigt wird der Film »Vivir la Utopía«. Dazu gibt’s ‘nen kleinen Input von mir. Das ganze findet am Dienstag den 26.07.2016 ab 20:00 Uhr im Projektraum H48 (Hermannstr. 48, 12049 Berlin) statt. Ich würde mich freuen, wenn ihr da vorbei schauen mögt.

Aus dem Teaser der FSI Geschichte:
DIE UTOPIE LEBEN behandelt die Spanische Revolution und wirft einen Blick auf die anarchistische Bewegung in Spanien. Der Film zeigt bislang wenig bekannte Seiten der radikalen gesellschaftlichen Veränderungen, die sich während des Bürgerkriegs von 1936 bis 1939 in den republikanischen Gebieten zutrugen.

Darum geht’s: Zeitzeug_innen aus den Reihen des spanischen Anarchismus berichten über ihre Erfahrungen. Gesprächspartner sind 30 Überlebende der Spanischen Revolution aus allen Teilen des Landes. Sie waren alle in der anarchistischen und anarcho-syndikalistischen Bewegung aktiv und hatten verschiedene Aufgaben und Verantwortungsbereiche. Viele von ihnen lebten 1997 noch im Exil in Frankreich, Kanada, Mexiko und Venezuela. Sie sind eigens nach Spanien gekommen, um Zeugnis abzulegen.

Der Dokumentarfilm gibt einen Überblick über die Geschichte der anarchistischen Bewegung seit dem 19. Jahrhundert, die Gründung der CNT (Confedéración Nacional del Trabajo) und der FAI, die Rolle von Kultur und Erziehung, die Vielfalt der Ideen und Aktivitäten im Vorfeld der Zweiten Republik, den Staatsstreich der Militärs, der sowohl einen Krieg als auch eine Revolution auslöste, und insbesondere über die Einrichtung und das Funktionieren der Kollektivbetriebe in den ländlichen und städtischen Gebieten. Er schließt mit der Niederlage des republikanischen Lagers im Jahre 1939, die der Revolution ein Ende bereitete.

Veranstaltung ist kostenfrei und barrierearm zu erreichen. Für kühle Getränke ist gegen Spende gesorgt.