Tag Archive for arbeit & gewerkschaft

Heribert’s Küche

Es folgt ein weiteres LARP-Schmähgedicht, diesmal mit klassenkämpferisch-gewerkschaftlerischem Charakter.

Heribert’s Küche im Dorf Dassrauu
ist allen im Lande sehr wohl bekannt.
Für Lohn arbeiten Helfer gemeinsam,
schaffen die Speisen, wirken Hand in Hand.

Denn ob Klein, ob Groß brauchen sie Essen
und zahlen abends für’s eigene Werk.
Doch der Kleinen Lohn wird niemals bezahlt,
häufet es doch Heribert’s Münzenberg.

Wer arbeiten lässt und Lohn für verspricht,
soll gefälligst sich dann auch dran halten,
und wer wie Heribert ehrlos betrügt,
lässt pure Gier nur schalten und walten.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 27.07.2023,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Heribert’s Küche«))

Kurzbiografie: Buenaventura Durruti

Folgenden Text schrieb ich für das internationalistische Gedenkprojekt »Kämpfen & Gedenken« rund um mein gleichnamiges Musikvideo:

Buenaventura Durruti Dumange (14.07.1896-20.11.1936) wurde als Sohn einfacher Arbeiter*innen in León in Kastilien im Nordwesten Spaniens geboren und trat ebenso wie sein Vater und seine sieben Brüder einen Job bei der Eisenbahn an. Mit 14 Jahren arbeitete er unter schlechten Bedingungen als Gießer und Schlosser. Von der Gewerkschaft Unión General de Trabajadores (deutsch: Generalunion der Arbeiter*innen; kurz: UGT) wechselte er, nachdem ein Generalstreik 1917 von der Armee blutig niedergeschlagen worden war, in die radikalere Confederación Nacional del Trabajo (deutsch: Nationale Konföderation der Arbeit; kurz: CNT). In den folgenden Jahren ging er mehrfach ins Exil, um dem Militärdienst sowie der Repression durch den Polizeiapparat zu entgehen. Seine Reisen führten ihn unter anderem quer durch Lateinamerika.

Anfang der 1930er-Jahre begann die Zusammenarbeit der CNT mit der Federación Anarquista Ibérica (deutsch: Iberische Anarchistische Föderation; kurz: FAI), die rund um Durruti als militanter Arm Sabotageaktionen ausführte. 1936 unterstützte die CNT/FAI, welche zuvor immer zum Boykott der Wahlen aufgerufen hatte, ein Volksfrontbündnis aus sozialdemokratischen, kommunistischen und bürgerlichen Parteien – die Frente Popular. Die CNT/FAI hatte unter dem Eindruck des Wahlsiegs eines rechten Bündnisses 1933 – der Frente Nacional (deutsch: Nationale Front; kurz: FN) und des aufziehenden Faschismus in Spanien von einem allgemeinen Wahlboykott abgesehen. Am 16.02.1936 gewann diese die Wahlen und Juan Negrín Lopez wurde neuer Regierungschef der seit 1931 existierenden Zweiten Spanischen Republik. Im Juli versuchten faschistische Militärs um den General Francisco Franco einen Militärputsch, dem sich jedoch die Bevölkerung, welche sich z.B. um die CNT/FAI selbst bewaffnet hatte, entgegenstellte. Unterstützt durch Truppen und Militärgeräte aus Italien und Deutschland sowie ermutigt durch die Appeasement-Politik von Frankreich und England, die Mussolini und Hitler auf der Seite von Franco zwar gewähren ließen, eine Militärhilfe der Sowjetunion für die Zweite Republik jedoch zu verhindern suchten, begannen die Putschisten einen mörderischen Bürgerkrieg, bei dem sie fest auf das internationale Kapital und die katholische Kirche setzen konnten, die alles dafür taten, die demokratisch gewählte Linksregierung zu beseitigen.

Von Seiten der CNT/FAI aus setzte sich Durruti sehr für einen gemeinschaftlichen, antifaschistischen Kampf der Anarchist*innen in Katalonien und der Sozialdemokrat*innen und Kommunist*innen in der spanischen Zentralregierung ein. So kam er der belagerten Hauptstadt Madrid im November 1936 zusammen mit einer Kolonne aus Barcelona zur Hilfe. Während der Schlacht wurden ca. 5000 Menschen von den Faschisten ermordet. Ob Durruti durch eine Kugel der Faschisten starb oder ob ihn der stalinistische Geheimdienst der Sowjetunion getötet hat, ist bis heute umstritten. Der Verlust von Durruti mit seinem Bestreben um einen gemeinsamen Kampf fortschrittlicher Kräfte hat ebendiese im weiteren Verlauf des Spanischen Bürgerkrieges geschwächt.

Siehe auch »Die Aufstände von Kronstadt (1921) und Barcelona (1937) in der Rezeption von Marxist*innen und Anarchist*innen«.

weniger statt mehr

»alle einsteigen bitte.«
ins gedräng’ der bahn hinein,
die masse schiebt mich in die mitte,
zur arbeit hin. ich will nicht, nein.

doch nach wollen nicht gefragt,
muss ich wohl des weges geh’n
und weil noch die geldnot an mir nagt,
werd’ ich auch nach zusatzschichten seh’n.

dies gleicht einer bettelei.
kürzer treten, sollen wir.
was mit mir geschieht ist einerlei,
nur der wirtschaft »nöte« gelten hier.

»alle aussteigen bitte.«
für mehr arbeit wollt’ ich mehr.
stattdessen gab’s verbale tritte.
sag, wo nehm’ ich nun die miete her?

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 16.11.2017,
aus der »Geschichte von Alex und Sascha«)

was uns gehört – alles wird zu geld

»Alles wird zu Geld.« So und nicht anders funktioniert das kapitalistische System. Kein Grund, sich nicht auch im Kleinen gegen die Symptome dieses Systems zu stellen. Wenn z.B. der rot-rot-grüne Senat von Berlin (inklusive einer angeblich linken Partei) eine Ausgliederung von berliner Schulgrundstücken an eine GmbH und somit eine Privatisierung eben dieser plant, dann sollte sich dem in den Weg gestellt werden. Dies geschieht z.Zt. im Rahmen einer Volksinitiative von »Gemeingut in BürgerInnenhand«. Von mir gibt’s als Support ‘nen Gedicht, das sich auch gegen »Schulen mit beschränkter Haftung« stellt:

wem gehören denn die häuser?
sie gehören uns!
sag mir, wem denn die fabriken?
sie gehören uns!
wem gehören all’ die schulen?
sie gehören uns!
und wem denn dieses leben?
auch dieses gehört uns!

sie vekaufen uns’re häuser;
wohnraum wird zu geld.
wir malochen in fabriken;
arbeit wird zu geld.
schulen mit beschränkter haftung –
bildung wird zu geld.
im leben zählt nur der profit;
auch dieses wird zu geld.

lasst uns nehmen uns’re häuser;
sie gehören uns!
und erstreiken die fabriken;
sie gehören uns!
ja, verteidigt auch die schulen;
sie gehören uns!
wir fordern unser leben;
auch dieses gehört uns!

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 13.12.2017)

abgeschrieben: Strafmaßandrohung bis zu 75 Jahre für Gewerkschafter*innen

von meinen Genoss*innen bei den Industrial Workers of the World [IWW] (https://www.wobblies.org/CMS/strafmassandrohung-bis-zu-75-jahre-fuer-gewerkschafterinnen/)

BRIEF DER J20 DEFENSE CAMPAIGN DES MID-ATLANTIC GENERAL DEFENSE KOMMITTEES DER INDUSTRIAL WORKERS OF THE WORLD.

Am 20. Januar 2017 gingen Tausende in Washington D.C. auf die Straße, um gegen die Angelobung Donald Trumps als Präsident zu protestieren. Während einer der vielen Protestmärsche, die an diesem Angelobungstag stattfanden, zeigte die Metropolitan Police von D.C. der Welt, auf welche Art sie vorhatte, in Zukunft mit Widerspruch umzugehen: Kurz nach Beginn des Protests wurden hunderte Protestierende mit Pfefferspray, Gummigeschossen und Gummiknüppeln angegriffen. Die Polizei kesselte über 200 Personen stundenlang ein und verhaftete sie im Anschluss. Die Mobiltelefone von allen Verhafteten wurden als Beweismittel konfisziert und durchsucht. Bei der Entlassung wurde ihnen eine Anklage wegen Ausschreitungen überreicht. Monate später legte der US Bundesstaatsanwalt nach und erhob Anklage wegen acht weiterer schwerer Verbrechen, unter anderem „Verschwörung zu Ausschreitungen“. Die Protestierenden sind mit Strafmaßandrohungen von bis zu 75 Jahren Haft konfrontiert – alles für die Teilnahme an einer Demonstration. Read more

Gewerkschaftskampf im Plastikmeer von Almería – Interbrigadas meets FAU

Am 16.06.2017 findet ab 19:00 Uhr im Gewerkschaftslokal der FAU Berlin (Grüntaler Straße 24, Berlin 13357) eine Infoveranstaltung der Interbrigadas zu unserer Unterstützung der Gewerkschaftskämpfe im andalusischen Almería statt. Kommt vorbei…

Im Plastikmeer von Almería schuften circa 80.000 Migrant*innen unter unmenschlichen Bedinungen für unser billiges Gemüse. Gewerkschafter*innen der SOC-SAT setzen sich für die Rechte der migrantischen Arbeiter*innen ein. Der Interbrigadas e.V. unterstützt den Kampf der Gewerkschaft. Read more

Bericht der Interbrigadas zur Brigade Berta Cáceres

Während ich im März für die Interbrigadas zu einer Erkundung auf Kuba im dortigen Kulturprojekt »Ventana al Valle« war, wirkten Genoss*innen von mir an der Seite der Landarbeiter*innengewerkschaft SOC-SAT Almeriá im südspanischen Andalusien. Hier findet ihr die Texte der Solibrigade: (die Überschriften sind Links auf die bebilderten Originalartikel)

Inhalt

Die Brigade Berta Cáceres (Teil 1) – Ankunft und Auftakt

Am 02. März landete unser Flieger in Malaga. Nach den ersten Erledigungen trafen wir uns sogleich mit den Gewerkschafter*innen der SOC-SAT in deren Büro in Almería. Im Anschluss an ein erstes Kennenlernen stellten wir den Genoss*innen unser Kursprogramm vor und besprachen unseren gemeinsamen Plan für die nächsten Wochen. Read more

Kurzerklärung Kapitalismus (Selbstverständnis des Hausprojekts Wilder Vogel)

Für das Hausprojekt Wilder Vogel ist nun ein Selbstverständnis entstanden, an dessen Entstehung ich als Teil eines Autor*innen-Kollektivs beteiligt war. Der erste Text aus dem Selbstverständnis, den ich hier veröffentlichen möchte ist eine Kurzerklärung zum Kapitalismus.

Der Kapitalismus ist ein durch Ausbeutung und Unterdrückung funktionierendes Wirtschaftssystem, das auf wirtschaftlichem Wachstum und damit der Anhäufung von Kapital, sprich von Privateigentum an Produktionsmitteln (Geld, Immobilien, Maschinen, Ressourcen etc. – also alle Dinge, die zur Produktion von Konsumgütern benötigt werden) basiert. Menschen ohne solch ein Privateigentum an Produktionsmitteln werden Arbeiter*innen (Arbeiter*innenklasse) genannt, weil sie ihre Arbeitskraft verkaufen – also hergeben – müssen, um von ihrem Lohn das zu bezahlen, was sie zum Überleben brauchen. Diese Form von Arbeit wird Lohnarbeit genannt und ist von einem krassen Abhängigkeitsverhältnis geprägt, denn diejenigen, die ihre Arbeitskraft hergeben müssen, sind darauf angewiesen, dass jene, die sie nehmen, sie bezahlen. Menschen, die keiner Lohnarbeit nachgehen (sei es z.B. auf Grund von Alter, wegen einer körperlichen oder seelischen Beeinträchtigung oder durch ihre Ausbildung), haben es extrem schwer, die überlebensnotwendigen Dinge (Nahrung, Wohnraum, Wasser etc.) zu bekommen, was die Menschen innerhalb dieser Gesellschaft in die Abhängigkeit zwängt, sich und ihre Arbeitskraft zu vermarkten. Jene am Rande der Gesellschaft bleiben dagegen häufig in bitterer Armut zurück. Read more

lebensabend

nach einem harten arbeitsleben,
ausgesaugt durch lohnarbeit,
bekommst zum seien nicht genug gegeben,
hast ja zum flaschensammeln zeit.

so ist es halt, so nimm es hin.
bist’ aufgebraucht.
das macht schon sinn;
bist gegen and’re sklaven ausgetauscht.

und sag jetzt nichts von menschlichkeit.
die gibt’s hier nicht,
in keiner zeit.
profit ist uns’re pflicht.

und wenn du schneller sterbest dann,
an diesem hungerspiel,
der staate sicher freut sich dran;
auch das bisschen rent’ ist schon zuviel.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 01.06.2016)

lohnarbeit

nur wer lohn nachhause trägt,
darf die eig’ne arbeit arbeit schimpfen.
denn arbeit ist nur arbeit dann,
wenn sie mehret den profit.

nicht um’s schaffen geht es dort,
nicht um nutzen und berufung,
nur, dass jene reicher werden,
die sie nehmen, ärmer all’ die, die sie geben.

und die menschen sind nur jenes wert,
was aus ihrer arbeitskraft gewonnen.
so die logik des profits;
drum verkauft euch oder schweiget!

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 29.05.2016)