Häufig wird die Narration der Geschichte Deutschlands mit Hermann dem Cherusker und der Varusschlacht begonnen. Ihm wird nachgesagt, die Stämme der Germanen geeint zu haben, bevor er einem Meuchelmord aus der eigenen Familie zum Opfer fiel. Noch heute wird er von vielen populärwissenschaftlichen Sendungen und Artikeln in dieser Rolle gedeutet und der Blick auf ihn durch Mystifizierung getrübt. Noch heute nimmt er in dieser Rolle vor allem für Nationalkonservative und Neonazis die Position eines Nationalhelden ein. Der Stoff um den germanischen Aufstand gegen Rom scheint gut geeignet, vor allem nationalistische Ideologien zu propagieren. Hochkonjunktur hatten entsprechende Deutungen während der Weimarer Republik, als Nationalist*innen unterschiedlichster Couleur sich durch die Novemberrevolution, die Ausrufung der Republik und den Vertrag von Versailles um ihre Chance auf einen Sieg im Weltkrieg gebracht sahen. Die Dolchstoßlegende ließ sich auf wunderbare Weise mit dem Mord an Hermann verbinden.
- Arbeit zum Vortragsthema: »Hermann, Siegfried, Dolchstoß – Die Varusschlacht im politischen Diskurs der Weimarer Republik«
- wann? am 09. November 2016
- wo? im Raum A124 am Friedrich-Meinecke-Institut (Koserstr. 20, 14195 Berlin)
- organisiert von der FSI Geschichte der »Freien« Universität Berlin
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