Tag Archiv für nahostkonflikt

Kurzerklärung »Antisemitismus« (Selbstverständnis des Hausprojekts Wilder Vogel)

Der Begriff des Antisemitismus ist umkämpft, wie kaum ein anderer. Wo er die Ideologien von Neonazis und Hamas-Sympathisant*innen recht gut labelt, wird er von Antideutschen und der israelischen Regierung als bloßer Kampf- und Propagandabegriff für nationalistische Zwecke sinnentleert. Marxistische und anarchistische Jüd*innen werden diffamierend als »self-hating Jews« deklariert. Dem setzte die Jewish Antifascist Action Berlin zuletzt ein Manifest entgegen und auch das Hausprojekt Wilder Vogel hat dem Begriff des Antisemitismus in seinem Selbstverständnis eine Kurzbeschreibung gewidmet, die hier wiedergegeben sei:

Auch Antisemitismus ist eine biologistische (vermeintlich biologisch aber pseudowissenschaftlich argumentierte) Zuschreibung von bestimmten Charaktereigenschaften an eine Gruppe von Menschen, diesmal sind das Ziel dieser imaginierten und als »natürlich« aufgefassten Eigenschaften »die Juden«. Die Zuschreibungen werden dabei durch zwei Komponenten bestimmt: Der Zugehörigkeit zu einem angenommenen jüdischen »Volk« und dem Glauben an die jüdische Religion (wobei sich dieser Zwiespalt auch in jüdischen Diskussionen selber wiederfindet, Jüdischsein »vererbt« sich über das Vorhandensein einer jüdischen Mutter, was auch in Israel zu Konflikten mit sogenannten Vaterjuden führt, die einen jüdischen Vater und eine andersgläubige Mutter haben, sich aber dennoch der jüdischen Religion und dem israelischen Staat als gleichberechtigt verbunden fühlen). Die Diskriminierungslinien sind also schon von dieser zweifachen Zuschreibung her recht komplex. Weiterlesen

thanks idf

thanks for dropping bombs on children
and defending the apartheid wall;

thanks for attacking lebanon and gaza
and for repressions against palestine in all.

thanks for indoctrinating the people
of israel with racism;

and in the end thanks for your work
of driving middle east into militarism.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 14.04.2015)

ihr blickt euch an

ihr blickt euch an voll hass
und glaubt, ihr könnt versteh’n,
warum der sand vom blute nass;
könnt als geschwister euch nicht seh’n.

nach tel aviv fliegen raketen
und in gaza stirbt ein kind;
im lande heiliger propheten
macht krieg die menschen blind.

es ist nicht euer gott,
auch nicht die sprache, die euch trennt,
sondern der herrschenden komplott
und mit dem herzen ihr erkennt:

im krieg seid ihr nicht gut
und die anderen nicht böse;
zeigt gemeinsam wahren mut,
stoppt der waffen mordendes getöse.

nehmt einander an die hand,
werdet noch lange nicht versteh’n,
wie all der hass entstand;
beginnt, als geschwister euch zu seh’n.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 24.07.2014,
als mp3 downloaden: mit Zargenbruch 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front)

gesperrt in die Wüste

Das folgende Gedicht habe ich während des letzten Überfalls gegen den Gazastreifen im November 2012 geschrieben. Es richtet sich gegen diese Außenpolitik Israels, nicht gegen Menschen jüdischen Glaubens. Es gilt Antisemitismus überall und mit aller Kraft entgegenzutreten. Nur stelle ich mich auch dagegen dieses durch Nationen, Kriege und Unterdrückung erreichen zu wollen. Aus Unterdrückung kann niemals Freiheit entstehen.

 

Der Verzweiflung nah
und doch auch noch voll Mut;
gesperrt in die Wüste,
von Besatzungsmacht gequält,
die als Schutzraum sich dann sieht.
Nur Zynimus ist’s
und allem Leben Hohn.
Doch die Welt sieht weg,
ächtet Mordtat nicht,
nur jene, die dagegen steh’n.
Sie verrufen jene des Verbrechens schwer,
die den Frieden schaffen woll’n,
relativieren damit, was niemehr darf gescheh’n
und schlachten weiter immerzu.
Warum woll’n sie den Frieden nicht?
Menschlichkeit ich wein‘ mit dir.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 16.11.2012)