Tag Archiv für lebensräume

mieterhöhung

guten tag verehrte mieter
und ihr mieterinnen auch,
wir erhöhen ihre miete,
denn das ist bei uns so brauch.

doch bevor sie nun empört sind,
dass ihr wohnraum uns gehört…
nun, das ist kapitalismus,
freiheit, die sie sonst nicht stört.

also uns’re freiheit freilich,
nicht die ihre oder so.
für den markt und die verwertung
lohnt sie, sei’n sie drüber froh.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 19.10.2017,
aus der »Geschichte von Alex und Sascha«)

citytree

there is a house
in the center of tel aviv,
growing like a tree,
blooming like a tree,
full of life and kindness.

here i saw another way,
how to handle with resources,
how to live with each other;
different from what is on the street.
it’s flying like seeds into the world.

not just sharing
everything you need
but also sharing an idea,
which makes my heart
growing like a tree,
blooming like a tree.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 04.04.2015)

die maschine läuft (mit Sahara B.)

Tintenwolf:
die eu baut eine mauer
um den ganzen kontinent;
mein herz ertrinkt in trauer
für grenztote, welche niemensch kennt.

doch sie müssen drauszen bleiben;
wohlstand, der wird nicht geteilt;
mensch lässt sie schnell vertreiben,
an orte, wo der tod sie dann ereilt.

Refrain: (2x)
die maschine läuft
scheinbar nichts, was sie stoppt;
wo das elend sich anhäuft,
von geld und machtgier getoppt.

Sahara B.:
In Frankfurt am Main
da wurde grad ein Turm gebaut
doch die Eröffnung groß zu feiern,
das wurde sich nicht getraut.

Zentralbank von Europa
du bist ein großes Zahnrad
und drehst dich als Teil der Troika
gleich neben dem Fiskalpakt.

Ref. (2x)

Tintenwolf:
doch wenn mensch sich wehrt,
dann schlägt die knüppelgarde zu;
wo gewalt und herrschaft wird verehrt,
drückt das recht die augen zu.

aber was heiszt hier denn recht?
das wird im begriff doch schon negiert.
mir wird echt schlecht,
wo all die willkür regiert.

Ref. (2x)

Sahara B.:
Ihr sagt: »In Freihandel steckt das Wort Freiheit«
doch frei wovon und frei wozu?
bei Wachstum, Handel, Sicherheit
bleiben für Menschen Grenzen zu.

Und ich kann das vielleicht nachvollziehn,
doch fehlt mir das Verständnis,
was bleibt ist die Erkenntnis,
dass ich ein Handelshemmnis bin.

Ref. (2x)

Tintenwolf:
die macht expandiert
durch kapital und krieg;
wo sie einmarschiert,
findet hass nur den sieg.

waffen schaffen keinen frieden,
sie schaffen einfluss und geld.
freiheit und liebe erliegen,
wenn terror einzug hält.

Ref. (2x)

Sahara B.:
Und willst du etwas ändern, dann
fang bei dir selber an,
lass das Gras tiefe Wurzeln schlagen,
beginne zu träumen und zu fragen.

Geh raus und lebe
und lache und weine und liebe,
sei ein Teil des Systems
– in Form von Sand im Getriebe.

Refrain: (2x)
die maschine produziert,
so lange, wie ihr funktioniert
und wer sich dem system verweigert
wird von der arge zwangsversteigert.
es ist der mensch, der hier verliert.
doch dieser zustand provoziert
und habt ihr das erstmal kapiert,
wird die maschine sabotiert.

The future is still unwritten…

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze & Sahara B.
(geschrieben am 12.02.2015)

Port Kunterbunt

Im Bljandanischen Wald
an der Bansarischen Küste
findet sich ein gar buntes Nest.

Behütet vor Gewalt
und Herrschaftsgelüste
ist jede Nacht dort dem Leben ein Fest.

Von Palisaden aus Holz
und dem Willen zur Freiheit
geschützt, liegt an jenem Ort Port Kunterbunt.

Der Spielleute Stolz,
welche zum Teilen bereit,
kommt von dieser Wagenburg gar freudige Kund‘.

Refrain:
Sie leben voll Liebe im Wildvogel-Clan,
träumen heut‘ schon von ’ner Welt ohne Sorgen;
widersetzen sich der Herrschenden Wahn
und gehen gemeinsam ins Morgen.

Von dort ziehen sie aus,
bringen der Welt ihre Kunst
oder den Herr*innen manch deftigen Überfall.

Und auch auf’s Meer hinaus
mit Katamaranen in des Ozeans Gunst
erklingt ihr Lied überall.

Wenn sie singen von Liebe,
von Autonomie und Gleichheit,
ihrer Freude am Sein.

Auch wenn sie sonst wo treffen die Hiebe
und ihre Träume sind weit,
wächst in Port Kunterbunt deren Keim.

Ref.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 29.06.2014,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Port Kunterbunt«),
als mp3 downloaden: mit Yok Quetschenpaua feat. Degordarak dal Randjasiz 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front)

Träumer_Innen

Mit geschlossenen Augen steh’n wir da,
in uns ein Bild von ’ner besseren Welt;
wie wir kämpfen mit ’nem Stein in der Hand,
um sie zu erreichen;
uns Wärme abgeben, wenn Schnee niederfällt.

Saßen am Feuer, wo wir uns gewärmt,
gemeinsam gesungen gar manches Lied
von Revolution und ’ner schwarz-roten Fahn‘,
fabulierten von Gleichheit
und ’nem wirklichen Fried‘.

Doch der Welt ist’s einerlei,
all dies‘ Wunschdenken ändert sie nicht.
Was hilft’s, wenn wir uns vor ihr verstecken?
Ist die ertäumte Freiheit in uns’ren Projekten
viel zu oft uns auch nur ’nen Irrlicht.

In Wirklichkeit sieht’s düster aus;
das sehen wir, wenn uns’re Augen offen.
Wo blutig wird auf uns geschlagen,
Lebensraum entrissen;
was gibt es da noch groß zu hoffen?

Ach was, ich kneif die Augen wieder zu,
fühl‘ den Stein in meiner Hand.
Der Gedank‘ erfüllt mein Herz mit Mut.
Lasst uns endlich niederreißen
zwischen Traum und Welt dies‘ öde Wand.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 09.10.2013,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
als mp3 downloaden: mit Hisztory (2014)_als_ich_mir_nicht_anders_zu_helfen_wusste_-_cd_cover_front)

Jubiläum der Besetzung des Hambacher Forsts

Am 13.04. werde ich im Hambacher Forst auftreten, um dort am einjährigen Jubiläum der Besetzung teilzunehmen. Mit von der Partie sind u.A. der FaulenzA, Grog und dessen neue Band „Dampf in allen Gassen“.

Gestern wurde übrigens ein Teil des Forstes neu besetzt. Damit ist seit der Räumung im letzten Jahr neben der Wiesenbesetzung auch wieder ein Waldstück direkt besetzt.

Die Wagenburg

Die ganze Stadt ist schon besetzt
mit Konsum und Stahlbeton,
wo die Menschen fast schon tot
und Liebe nur noch ein Affront.

Doch nein, nicht alles liegt im Sterben.
Hier und dort blüht’s Leben, und
in autonomen Wagenburgen
färbt sich unser Seien bunt.

Wenn wir sitzen so zusammen
bei containert‘ Frühstücksbrot
und wir spielen uns’re Lieder,
lodert’s mir im Herzen rot.

Hier existiert noch jene Freiheit,
ist der Mensch noch nicht entzweit,
sind urbane Pirat_Innen,
ist der Tod noch weit.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 25.11.2012,
ein Gedicht der Wildvogel-Reihe,
als mp3 downloaden: mit Klaus dem Geiger 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front)