Tag Archiv für herrschaft

Gift

Es frisst das Gift sich in die Venen
all jener, die sich sicher wähnen,
Zweifel gut kaschieren.

So trägt es Panik in die Herzen
von jenen, die sonst drüber scherzen,
stumm nun mitmarschieren.

Denn die Herrschaft wird uns retten,
umschlingt uns mit festen Ketten,
raubt das freie Denken.

Und sagt jemensch: »So gebt doch Acht!«,
dann wird mit Angst sie stumm gemacht.
Durch Krisen lässt sich’s lenken.

Es frisst das Gift sich in die Venen
all jener, die sich sicher wähnen.

Creative Commons CC BY-NC-ND by Tintenwolf
(geschrieben am 23.03.2020)

Kurzerklärung »Autoritäre/hierarchische Strukturen« (Selbstverständnis des Hausprojekts Wilder Vogel)

Der zweite Text aus dem Selbstverständnis vom Hausprojekt Wilder Vogel beschäftigt sich mit autoritären/hierarchischen Strukturen:

Im Kapitalismus – aber auch in anderen Klassengesellschaften – organisieren sich die Menschen, bedingt durch unterschiedliche ökonomische und/oder soziale Macht, in autoritären/hierarchischen Strukturen, was sich im Großen in einem entsprechenden politischen System mit dazu passenden Institutionen und im Kleinen in Abhängigkeitsverhältnissen zwischen einzelnen Individuen widerspiegelt. Hierarchische Strukturen sind durch ein Machtgefälle geprägte Strukturen, in denen Menschen je nach ihrer Stellung in der Struktur unterschiedliche Möglichkeiten der Einflussnahme haben. Dies führt dazu, dass die Menschen an der Spitze dieser Hierarchie über eine künstliche Autorität verfügen, die ihnen (politische) Macht über jene unter ihnen verleiht. Je tiefer unten mensch in dieser hierarchischen Struktur steckt, desto weniger Einfluss kann innerhalb der gesamten Struktur ausgeübt werden, was dann auch zu weniger Selbstbestimmung und damit entsprechend weniger Freiheiten führt. Hierarchien werden nicht nur durch ökonomische Macht geschaffen. Auch Diskriminierungen wie Rassismus und Sexismus haben noch immer einen großen Einfluss auf die sozialen Machtverhältnisse innerhalb einer gesellschaftlichen Struktur. Dies bedeutet auch für uns im Kleinen, dass wir nicht frei von Hierarchien agieren, sondern uns dieser immer wieder bewusst werden müssen, um sie überwinden zu können.

Prominenteste Vertreter*innen autoritärer/hierarchischer Strukturen sind heutzutage sicherlich die modernen Nationalstaaten, in denen die Macht über Gewaltmonopole und einen herbei fantasierten Gesellschaftsvertrag geordnet und gesichert wird. Das Gewaltmonopol bedeutet, dass nur der Staat Gewalt ausüben darf und dies auch tut, um die Autorität der Herrschenden zu stützen. Der Gesellschaftsvertrag ist ein Konstrukt, welches der Legitimation der hierarchischen Struktur dient. Er soll uns vorgaukeln, wir hätten zugestimmt, am unteren Ende der Hierarchie zu stehen. Der dafür versprochene Schutz soll wiederum durch das Gewaltmonopol gesichert werden. Generell stehen alle autoritären/hierarchischen Strukturen einer freiheitlichen Gesellschaft entgegen.

Kurzerklärung Kapitalismus ← → Kurzerklärung »Rassismus«

Das Selbstverständnis (V20170125) steht unter der Creative Commons CC BY-NC-ND-Lizenz by Hausprojekt Wilder Vogel e.V.

parlamentarische scheindemokratie

zwischen meer und schroffen bergen
liegt antik ein altes land,
wo die legitimation geboren,
dessen was demokratie genannt.

so genannt und’s doch nicht ist;
nur hohle phrase, trüber schein,
wo eliten nur entscheiden;
einfach menschen hält sie klein.

ihre politik ist nichts als krise,
die nur der mächt’gen interessen kennt.
die troika gegen jene wird entsendet,
die sie ihre wiege nennt.

und die menschen sterben elend,
wo europas parlamente nehmen,
sie sollen schweigen, bloß nicht’s sagen,
leben nur noch um zu geben.

europa war nie jenes opfer
eines mächtigen titanen.
der titane ist europa,
macht alle welt zu untertanen.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 21.09.2016)

tausend kriege, tausend tote

aufruf von linksunten.indymedia.org zu einer »Gedenk- und Trauerdemonstration für die am 13.11.2015 in Paris Ermodeten & Verletzen und gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Fundamentalismus und terroristische Anschläge«:

Wir rufen hiermit aufgrund der begangenen Anschläge in Paris, der vielen ermordeten und verletzen Menschen, zu einer Gedenk- und Trauerdemonstration am Sonntag den 15.11.2015 um 11 Uhr vom Alexanderplatz in Berlin zur französischen Botschaft auf. Wir wollen um 12 Uhr an der franz. Botschaft dann eine Schweigeminute für alle Opfer der Anschläge abhalten.

Wir rufen alle Menschen Berlins, alle religiösen Gemeinschaften und Verbände in Berlin, alle Antifaschist*innen, Anarchist*innen, Kommunist*innen dazu auf gemeinsam mit uns gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Fundamentalismus und terroristische Anschläge friedlich zu demonstrieren.

Ich möchte diesen Aufruf noch um ein Gedicht, dass ich in der letzten Nacht zur Thematik verfasst habe, erweitern. Außerdem fordere ich die Herrschenden auf ihr System von Profitlogik, Krieg und Repression zu beenden, welches erst der Nährboden der brutalen Gewalt ist…

tausend kriege,
tausend tote;
hass wächst hier
und hass wächst dort.

akp, is & graue wölfe
sind das gleiche faschopack,
das marschiert auf deutschen straszen
als afd & npd – ganz bürgernah.

uns jedoch fehl’n alle worte,
sind gelähmt in subkultur.
die menschlichkeit weicht kalter angst.
bewegung, die bleibt aus.

nichts kann uns mehr erretten.
keine antwort gibt’s;
nur trauer hier & dort
tausend-, ja millionenfach…

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 13.11.2015)

menschenrecht

die moral auf uns’rerseite steht,
wenn wir einmarschieren.
uns’re waffen sind das menschenrecht,
bomben, panzer und gewehre.

ja ihr hört ganz richtig,
denn nur dazu dient die phrase.
wir achten’s nicht, wir brauchen’s nur
gegen uns’re konkurenz, die ist wie wir.

für die untertanen gilt es nicht,
auch wenn sie noch so sehr drauf pochen.
sie sind arbeitssklaven uns;
nein, für sie ist’s nur zum schein.

und für and’re tiere gilt’s schon gar nicht,
darum heiszt’s ja »menschenrecht«
und in den fabriken, wo sie leiden,
braucht’s den anschein nicht.

anschein? ja, anschein…
es ist und bleibt nur illusion,
ein instrument der propaganda,
das die herrschaft uns bewahrt.

voll hohn sag ich’s:
menschenrecht.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 08.07.2015)

die maschine läuft (mit Sahara B.)

Tintenwolf:
die eu baut eine mauer
um den ganzen kontinent;
mein herz ertrinkt in trauer
für grenztote, welche niemensch kennt.

doch sie müssen drauszen bleiben;
wohlstand, der wird nicht geteilt;
mensch lässt sie schnell vertreiben,
an orte, wo der tod sie dann ereilt.

Refrain: (2x)
die maschine läuft
scheinbar nichts, was sie stoppt;
wo das elend sich anhäuft,
von geld und machtgier getoppt.

Sahara B.:
In Frankfurt am Main
da wurde grad ein Turm gebaut
doch die Eröffnung groß zu feiern,
das wurde sich nicht getraut.

Zentralbank von Europa
du bist ein großes Zahnrad
und drehst dich als Teil der Troika
gleich neben dem Fiskalpakt.

Ref. (2x)

Tintenwolf:
doch wenn mensch sich wehrt,
dann schlägt die knüppelgarde zu;
wo gewalt und herrschaft wird verehrt,
drückt das recht die augen zu.

aber was heiszt hier denn recht?
das wird im begriff doch schon negiert.
mir wird echt schlecht,
wo all die willkür regiert.

Ref. (2x)

Sahara B.:
Ihr sagt: »In Freihandel steckt das Wort Freiheit«
doch frei wovon und frei wozu?
bei Wachstum, Handel, Sicherheit
bleiben für Menschen Grenzen zu.

Und ich kann das vielleicht nachvollziehn,
doch fehlt mir das Verständnis,
was bleibt ist die Erkenntnis,
dass ich ein Handelshemmnis bin.

Ref. (2x)

Tintenwolf:
die macht expandiert
durch kapital und krieg;
wo sie einmarschiert,
findet hass nur den sieg.

waffen schaffen keinen frieden,
sie schaffen einfluss und geld.
freiheit und liebe erliegen,
wenn terror einzug hält.

Ref. (2x)

Sahara B.:
Und willst du etwas ändern, dann
fang bei dir selber an,
lass das Gras tiefe Wurzeln schlagen,
beginne zu träumen und zu fragen.

Geh raus und lebe
und lache und weine und liebe,
sei ein Teil des Systems
– in Form von Sand im Getriebe.

Refrain: (2x)
die maschine produziert,
so lange, wie ihr funktioniert
und wer sich dem system verweigert
wird von der arge zwangsversteigert.
es ist der mensch, der hier verliert.
doch dieser zustand provoziert
und habt ihr das erstmal kapiert,
wird die maschine sabotiert.

The future is still unwritten…

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze & Sahara B.
(geschrieben am 12.02.2015)

deutsche tradition

was zum heutigen tag passendes:

»wie muss es sein,«
frag‘ ich mich
»vor krieg und tod
ganz knapp entkommen?«

anmaszend scheint es so sehr,
privilegiert, wie ich es bin,
zu unternehmen den versuch,
das leiden zu verstehen.

»doch wenn es einmal dann geglückt
und überwunden ist das mittelmeer,
frontex und europas festungsmauer,
die verfolgung hört nicht auf.

deutsche cops, die stürmen eifrig
– an uniformen bricht ein trauma auf –
in die unterkunft zu hunderten,
sind feindselige rassist*innen.

oder nazis als securities
die nicht schützen
sondern foltern.«
das scheint fast schon ganz normal.

»und in ’ner zelle da verbrennt
gebunden auf sein totenbett
ein refugee – ist halt nicht deutsch –
das gericht spricht von der mordtat frei.«

es bleibt eines nur zu sagen:
»mord, folter, deportation,
das ist deutsche tradition.«

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 30.01.2015,
als mp3 downloaden: mit Franzi Graube-Kühne 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front)

a red block in a cold time

So, zur Feier des Tages gibts heute mein allererstes Gedicht:

It’s cold outside.
The society is dying.
We are all sick
and war is all around.

But I’m not afraid
as long as we make a stand
in friendship and love
against this brutal storm.

We are laughing
and we’re singing about freedom.
They’ll never stop us
neither now nor ever.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 17.05.2003,
als mp3 downloaden: mit Wayne Lost Soul 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front,
ist Teil des Satjira-Projects (siehe »a red block in a cold time«))

Rabenflug

Zwei Schwingenpaare steigen auf,
Gedanke und Erinnerung
beobachten den Weltenlauf,
wie alles treibt mit schnellem Schwung.

Sehen die Despoten kommen,
sehen sie unter Flammen geh’n.
Nichts wird ohne Mut gewonnen,
es hilft uns kein verzweifelt‘ Fleh’n.

Lasst uns befreien uns’re Welt,
gebt den Kommunen alle Macht,
den beiden Raben es gefällt,
voran mit uns’rer Liebe Kraft.

 

Creative Commons CC BY-NC-ND by Meas Wolfstatze
(geschrieben am 08.10.2011,
als mp3 downloaden: mit dem Einsamen Wallborn 2019_scheinwelt_-_cd_cover_front,
entstand im Rahmen des Satjira-Projects (siehe »Rabenflug«))